KAKI KING, 18.03.2010, Universum, Stuttgart
Das schlechtes Gewissen plagt mich mal wieder. Passiert mir öfters, wenn’s tatsächlich mal vorkommt, dass mir ein Konzert nicht gefallen hat. So Aussagen sind bestimmt ein wahres Fest für Psychoanalytiker, aber hilft ja nix. War einfach nur der Biorhythmus down? Hätte ich mich vorher doch mehr mit der Musik befassen sollen, die gespielt wurde? Oder einfach nur Geschmacksinkompatibilität?
Doch der Reihe nach. Kaki King beginnt ihre Deutschlandtour im vielleicht halb gefüllten Stuttgarter Universum. Die Frau ist nach Steffi von Elektrolochmann und Jennifer Batten, die bei Michael Jackson gedudelt hat, die einzige mir bekannte Gitarrenvirtuosin. Da sie ja auch irgendwie Indie ist, besetzt sie eine seltsame musikalisch-stilistische Schnittmenge, die sich in einem Publikum manifestiert, welches aus Leser der Intro, des Rolling Stone und Gitarre & Bass zusammengesetzt scheint. Ach so, bisschen Lesbenikone scheint sie auch zu sein.
Um kurz nach halb neun geht es los, die Dame hat einen Hut auf und zwei Begleitmusiker auf der Bühne (Schlagzeuger + …ja was nun? Beschreibung: der Mann bläst in ein Gerät rein, das so ca. wie eine Steckdosenleiste aussieht und elektronische Sounds produziert. Wenn jemand weiß, wie das heißt, bitte Bescheid stoßen!). So gemischt wie das Publikum ist auch ihre Musik. Da sind rockigere Indiestücke dabei, folkig leise wird es manchmal, manche Instrumentals klingen als hätte Joe Satriani mal Bock auf Postrock gehabt. Eigentlich also eine gute Basis für einen interessanten Abend, aber bei mir kommt das leider eher etwas zerfahren, unentschlossen an. Vielleicht liegt’s auch dem Eindruck, den ich bekomme, dass sie nicht die größte Songwriterin ist, und sich manchmal vielleicht verfranst zwischen den beiden Polen „einfache Songs schreiben“ und dann doch „originell klingen“ zu wollen. Ist ja leider nix ungewöhnliches, dass große Virtuosen am Instrument leider oft genug nicht die besten Komponisten sind.
Als etwas störend empfinde ich die manchmal etwas langen Unterbrechungen, die nötig sind, um ihren Gitarren andere Stimmungen zu geben. Aber dabei entstehen auch sympathische Kommunikationsmomente mit dem Publikum, wie z.B. eine Diskussion um deutsche Dialekte, als sie am Ende feststellt, dass ihr das Wort „sächsisch“ vom Klang her sehr gut gefällt.
Im Mittelteil des Sets bleibt sie dann allein auf der Bühne und zeigt in drei Instrumentals, was sie so alles drauf hat an der Gitarre. Das ist schon beeindruckend! Eine ganz eigenwillige Mischung aus Percussion, Tapping und Erzeugen von Obertönen. Klingt entfernt vielleicht etwas nach Tuck Andress, aber doch mit ganz eigener Note. Am besten zu hören bei Playing With Pink Noise.
Nicht verschwiegen werden soll, dass der Auftritt beim Publikum gut ankommt, und sie für mehrere Zugaben zurück auf die Bühne muss und am Ende fast zwei Stunden auf der Bühne steht. Vielleicht muss man ja ihr Werk doch besser kennen, um es live richtig würdigen zu können, mein Fehler.
Für mich war es dann leider doch nur ein Abend mit einer begnadeten Gitarristin, die zudem noch sehr symphatisch ist, aber deren Songs mich nicht berühren konnten.
…erwähnte ich bereits, dass ich deswegen ja ein schlechtes Gewissen habe?
Dit merkwürdige Instrument heißt EVI (Electronic Valve Instrument). Hier gibt es mehr Infos:
https://www.scanderson.net/
Das Gerät heisst EVI, Schnuckel!
https://www.patchmanmusic.com/NyleMIDIEVI.html
Das Gerät heisst EVA, Frau Adams:
https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_und_Eva