MINT FIELD, 09.03.2018, Manufaktur, Schorndorf
Traut man der Recherche in der Internetblase, handelt es sich bei Mint Field aktuell um den Shoegaze-Act der Stunde. Da kann ich Vorschusslorbeeren einpacken oder noch besser, sich einfach mal auf einen Liveeindruck einlassen. Kann nie Schaden. Das (Kern-)Duo Mint Field aus Tijuana besteht aus Amor Amezuca (Drums) und Estrella Sánchez (E-Gitarre und Gesang). Auf den Tourplakaten nicht präsent, jedoch mit dabei auf der Bühne, ist noch ein Bassist. Jung, etwas schlaksig, trägt er ein T–Shirt mit „New York Dolls“-Aufdruck.
Der erste Song „Para Gali“ nimmt mit auf eine Reise zwischen Shoegaze und Dreampop. Mint Field haben tief in die Plattenkiste gegriffen. Ihr Klang hat Anleihen vom Stil der Mitte der 80er Jahre als verträumt und schwelgerischer geltender Shoegaze, gespielt von Musikern, die introvertiert und selbstvergessen den Blick auf ihre Schuhe haben sinken lassen. Vom Stil her mag das passen, nicht aber von der heutigen Live-Performance. Wenn Sängerin Estrella Sánchez, eingetaucht in Kunstnebel, in Richtung ihrer Doc Martens Schuhe blickt, dann eher um konzentriert die Menge der Effektgeräte zu bedienen.
Boötes Void mit ruhigem, stoischem Bassspiel, baut sich auf, bevor dann das melodiöse Gitarrenspiel sein Gewitter entfaltet, um dann sanfte Dreampop-Töne fließen zu lassen. Gesungen wird in spanisch, der Gesang steigt stellenweise in den Songs zu sirenenartigen Höhen auf, wendet sich ab und das Spiel gleitet in längere instrumentale Phasen. Die Ansagen zum Publikum sind ruhig, in vornehmer Zurückhaltung. Anzumerken ist bei Estrella Sánchez und Amor Amezuca, dass sie sich zusammen entwickelt haben. Amor Amezuca schließt stellenweise die Augen beim Schlagzeug spielen. Sie sind ein eingespieltes Team und können sich aufeinander verlassen.
Mint Field haben den Kniff raus und überzeugen durch ihr sehr kompaktes Spiel. 50 Minuten in vollster Konzentration können sie den Spannungsbogen halten und lassen die Zuschauer bei ihrer Musik lauschen und träumen.