SUNN O))), 22.10.2009, Manufaktur, Schorndorf

SUNN O)))

Foto: Steffen Schmid

20 Minuten beten tibetische Mönche. So klingt bei stockdunkler Bühne und dichtestem Nebel das Intro von Sunn O))), die dann die geschätzten zehn wohnzimmerschrankgroßen Verstärker unter Volllast nehmen, das Schorndorfer Publikum durchpusten.

Und das ist wörtlich zu nehmen, ich habe so etwas nur vom Hörensagen gekannt: die extrem tiefen E-Gitarren, die gelegentlich angeschlagen werden, erzeugen durch Rückkopplung mit den Verstärkern eine dermaßen starke Schallwelle (daher das im Namen eingebaute Logo), dass Kleidung, Magen und Zäpfchen vibrieren. Drone-Effekt nennt man das. Das fühlt sich an, wie wenn man mit einem alten Opel mit 120 über eine isländische Schotterpiste aus – passend zum Konzert – schwarzem Basalt fährt.

Nach anfänglicher Schwärze wird die Bühne in tiefes Grün getaucht und erneut voll Nebel gepumpt. Grün gilt in der abergläubischen Theaterwelt als Unglücksbringer, aber man könnte annehmen, dass das Sunn O))) eher gelassen in Kauf nimmt. Langsam erkennt man die Akteure in ihren Kapuzenmänteln. Diese spielen eigentlich die Gitarre nicht im  herkömmlichen Sinne, sie richten sie je nach gewünschtem Rückkopplungseffekt gegenüber den Amplifiern aus. Das führt zu langsamen, bizarren Bewegungen (einem Tanz?), die vom Sänger – was heisst Sänger, also dem Akteur, der seine Stimme sprechend, krächzend, brummend, schreiend, brüllend einsetzt – seltsam gestisch fortgeführt werden.

Metal an sich ist nicht mein Feld, Doom Metal noch weniger. Drone Doom ist aber so jenseitig, da wird’s für mich als alter Industrielelektroniker schon wieder interessant. Ich werde nicht enttäuscht, es ist eine jenseitige Erfahrung! Und ich bin mit diesem Ansatz nicht allein in der Manufaktur, es sind diverse Subkulturschaffende aus der Region hier, die – ich unterstelle – fachfremd wie ich das Zentrum der Drone-Bewegung Sunn O))) erleben wollen.

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