TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark’s, Stuttgart

TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Die aus Tokio stammende Band Tsushimamire gilt als eine der besten Live-Bands Japans und auch in den USA besitzen sie Kultstatus. Bühnenerfahrung konnte das All-Girl-Trio zu Genüge machen, spielten sie doch, seit ihrer Gründung 1999, mehr als 2000 Shows, unter anderem auf dem renommierten South By South West Festival in Austin, Texas. Der Bandname setzt sich übrigens aus den Namen der Bandmitglieder zusammen, wobei die Endung „Mamire“ auch so viel wie zusammengemischt oder durcheinander bedeutet. Heute Abend spielen sie im Rahmen ihrer „Ice Cream Punk“ Tour im sehr gut besuchten Goldmark’s.

TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Ziemlich zurückhaltend betreten Mari (Gitarre und Lead-Gesang), Yayoi (Bass) und die neue Schlagzeugerin Asami die Bühne. Geradezu schüchtern skandiert Mari: „Rock ´n´ Roll“.Tja, und das war es dann auch schon mit zurückhaltend und schüchtern. Die drei machen gleich klar, wo es heute Abend hingehen wird, das ist von den ersten Takten an feinster, hochenergetischer Alternative-Rock. Das Drumset legt los, die Saiten werden angeschlagen und die Effektpedale durchgedrückt, eine Turbobeschleunigung von Null auf Einhundert. Puh, geht das gleich nach vorne; ein massiver „Wall of Sound“, bringt das Goldmark`s zum Beben und reißt die überwältigten Besucher mit! Tsushimamire bedienen sich, und das ist jetzt von mir ausnahmsweise positiv gemeint, breitbeinigen Rockismen, die in keinster Weise aufgesetzt sind; das ist echt und kommt direkt aus dem Bauch. Das macht ganz großen Spaß, den auch Mari, Yayoi und Asami sichtlich haben. 

TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Holger Vogt

Aber nicht nur das Energielevel ist immens, auch die musikalische Qualität steht Diesem in nichts nach. Mit was für einer Wucht und Präzision Asami hinter ihrem Schlagzeug glänzt, ist fulminant, und gemeinsam mit Yayois vibrierendem Bassspiel erzeugen die Beiden mehr als nur einen rhythmischen Rahmen für Maris Gitarrenriffs und ihrenungewöhnlichen Gesang der zwischen Harmonien, punkigen Ausbrüchen und an Candy-Pop-Abzählreimen changiert. Was für ein großartiger und ausgefallener Eklektizismus. Und beim Thema Eklektizismus ist der Bandname wirklich Programm: „Mixed Up“ ein erstaunlicherweise homogenes Durcheinander der musikalischen Stile bringen die Tokioterinnen da auf die Bühne. Als „Ice-Cream-Punk“ bezeichnet Mari selbst ihren Sound. Ein streckenweise lieblich, zuckriger Sound, der der Soundtrack eines Mangas oder eines Computerspiels sein könnte (Tsushimamires Musik wurde auch des Öfteren dafür benutzt), trifft auf sehr direkten Punk à la Ramones.

TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
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Dieser wilde Ritt durch unterschiedlichste Musiklandschaften führt uns durch schroffe Noise-Punk-Welten, liebliche Manga-Pop-Weiten und an die Ränder der wüstenhaften Ebenen des Dessert-Rock mit einem tranceartigen Groove, der an Kyuss gemahnt. Exzentrisch ist diese wahnsinnige Performance, besonders die der Bassistin Yayo; ihre Kicks, akrobatische Verrenkungen und die wilde Mimik mit Augenrollen erinnert in ihrer herausfordernden Maskenhaftigkeit an das expressive Nõ-Theater.

TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
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Der Schweiß fließt sowohl auf der Bühne, als auch im Publikum in Strömen. Aber nicht nur von der Bühne brandet pure Energie ins euphorisierte Publikum, nein, diese wird auch direkt wieder aus dem Moshpit zurückgegeben. Yayoi kann gar nicht mehr anders, als sich direkt in die Menge zu begeben, um ihr leidenschaftliches Bassspiel inmitten der völlig begeisterten Fans fortzusetzen. 

TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
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Als Höhepunkt steigt Mari auf eine Monitorbox, saugt die von Energie geschwängerte Luft des Goldmark´s auf und springt rücklings ins Publikum, um crowdsurfend auf ihrer Gitarre den letzten Song zu performen. 

TSUSHIMAMIRE, 23.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
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Nach 80 Minuten und zwei Zugaben verlassen Tsushimamore unter tosendem Applaus die Bühne. Was für ein Konzert, das war ein ganz großer Spaß. Zur Abkühlung brauche ich jetzt erst mal ein Bier, auch wenn es nicht aus der Brauerei Sapporo kommt, das Mari, wie sie bei der Ansage zur Zugabe augenzwinkernd erwähnte, wohl zu vermissen scheint.

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