ZOOT WOMAN, 01.10.2025, Goldmark’s, Stuttgart

ZOOT WOMAN, 01.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
Foto: Oliver Wendel

2001 war es, als Zoot Woman, die sich 1995 zuerst als reine Instrumental-Band gegründet hatten, mit ihrer Single „Living In A Magazin“ meine Aufmerksamkeit erregten. State of the art war das für mich, ultra stylish, sowohl was die Musik anging, als auch die visuelle Umsetzung im dazugehörigen Musikvideo, das in seiner Bildästhetik, stark vom Magazin The Face beeinflusst war, das zu dieser Zeit das Maß aller Dinge in puncto Grafikdesign und visueller Kommunikation war. Ein Video, das einerseits den Hedonismus und die Hingabe an Stil beschwor, gleichzeitig aber kritisch den Eskapismus in nicht erreichbaren Glamour-Welten, die Welt der Modemagazine und des schönen Scheins kritisch betrachtete. Eine Weltflucht, die heute geradezu harmlos anmutet, in einer Zeit, in der sich in erschreckendem Maße immer mehr Menschen aus der realen, körperlichen Welt, in den Raum des Virtuellen zurückziehen.

Nun ist es also mal wieder Zeit, Zoot Woman im ausverkauften Goldmark’s live zur erfahren, gemeinsam mit realen, tanzenden und schwitzenden Menschen.

ZOOT WOMAN, 01.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
Foto: Oliver Wendel

Um 20.30 Uhr betreten die beiden Synth-Popper Adam Blake (Gesang, Bass, Gitarre) und Stuart Pryce (Keyboard und Schlagzeug) in Rosa, bzw. roten Achtzigerjahre-Anzügen mit pluckerndem, bassigem Synthie-Sound und unter tosendem Applaus die Bühne. Unvermittelt geht’s zur Sache, die Bässe wummern, die Beats gehen nach vorne und Adam Blakes Gesang ist ungetrübt klar. Mitreißend ist das ab der ersten Sekunde, das Tanzbein ruhig zu halten, ist kaum möglich.
Dies ist die gewohnt starke Mischung aus kühlem New Wave, treibenden Clubbeats und Indiepop. Schon beim zweiten Track ist das Publikum absolut euphorisch und gleichzeitig sehr cool und lässig; ein Sound aus einer Zeit, als man sich dem (ungezügelten) Hedonismus noch hingab. Das reißt auch mich die erste halbe Stunde mit, bis sich bei mir so langsam eine leichte musikalische Ermüdung einstellt, ist der Sound dann doch leider etwas zu gleichförmig, etwas mehr Varianz würde dem Konzert nun doch guttun. Um mich jetzt aber nicht falsch zu verstehen: Spaß machen Zoot Woman, die Musik ist durchgängig tanzbar; aber den Gig würden mehr dramaturgischer Aufbau und ein paar Spannungsbögen musikalisch interessanter machen.

ZOOT WOMAN, 01.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
Foto: Oliver Wendel

Nach 45 Minuten wird der Sound dann zurückhaltender, die Schlagzahl etwas gesenkt, was einem Zeit zum Verschnaufen gibt und dem Auftritt hörbar guttut, Tension-and-Release-Momente werden eingebaut, was die Performance nun deutlich spannender macht. Nach fast schon balladesken Momenten, geht es mit dem Track „Hope In The Mirror“ von ihrem 2003 erschienenen, selbstbetitelten Album weiter; einem poppigen Meisterstück an tanzbarer Dynamik. Der Elektro-Dance-Pop-Klassiker „Automatic“ vom Debüt darf natürlich auch nicht fehlen, das begeisterte Publikum singt lauthals mit, tanzt und die Hände gehen nach oben; euphorisierend und elegant zugleich, hier wünscht man sich einen Martini auf der Bühne. Die zweite Konzerthälfte hat genau das, was ich zuvor etwas bemängelt hatte: starke Spannungsbögen, die mitreißen.

ZOOT WOMAN, 01.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
Foto: Oliver Wendel

In der Zugabe gibt es dann natürlich noch ihren stilprägenden Über-Hit „Living In A Magazin“, der nochmal für einen letzten Begeisterungsschub sorgt. Nach neunzig Minuten geht das wirklich gute Konzert, auch wenn es leichte Kritikpunkte gab, zu Ende. Ein Konzert, das eine kurze Weltflucht bot und gezeigt hat, dass man Eskapismus auch in der realen Welt, gemeinsam mit anderen erleben kann und nicht (nur) in der Welt der Hochglanzmagazine, oder als Update in der entfremdenden Social-Media-Welt.

ZOOT WOMAN, 01.10.2025, Goldmark's, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
Foto: Oliver Wendel

3 Gedanken zu „ZOOT WOMAN, 01.10.2025, Goldmark’s, Stuttgart

  • 4. Oktober 2025 um 18:12 Uhr
    Permalink

    Hi Oliver, danke für Text und Bild! Eine kleine Anmerkung: Stuart Price war nicht am Gesang, sondern Johnny Blake. I know it’s confusing, auch weil z.B. der Wikipedia Artikel zu Stuart Price mit einem Foto von Johnny Blake versehen ist. Döh!
    So confusing, dass ich nach dem Konzert beim Merch Adam Blake fragen musste, wer denn da nun neben ihm am Gesang stand. Antwort: Johnny! ;-)
    Best regards
    Klugscheißermän

  • 4. Oktober 2025 um 18:17 Uhr
    Permalink

    Naja, und ich verwechsele Namen von Autor und Fotograf.

  • 7. Oktober 2025 um 08:20 Uhr
    Permalink

    Hi Heraldo, vielen Dank für die Info, wird verbessert.
    Liebe Grüße Thomas

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