QUEENS OF THE STONE AGE, 27.07.2025, Schleyerhalle, Stuttgart

Es ergehen folgende Erlasse für Konzertbesuche:
§1: Es dürfen keine Kopfbedeckungen getragen werden, welche die Sicht anderer Konzertbesucher*innen einschränken (Baseballcaps etc.).
§2: Voluminöses Haar muss raumsparend eng am Kopf drapiert werden.
§3: In keinem Fall ist es erlaubt, furchtbare Flatulenzen von sich zu geben.
§4: Druffis (Alk, Gras, Speed, unreifer Charakter etc.) werden angehalten, die Klappe zu halten. Andere Besucher würden gerne das Geschehen auf der Bühne verfolgen.
Huch, hatte ich schon wieder geträumt ich wäre ein strenger aber gerechter Diktator nach einem Konzertbesuch… Der Einstieg soll aber nicht täuschen. Wir haben es heute Abend mit einem außerordentlichen prima Konzert zu tun.
Wegen Störungen im Betriebsablauf schaffen wir es nicht zur Vorband „So Good„. Nach den Höreindrücken „aus der Konserve“ hätte mir die Musik der all female Band aber eh nicht gefallen. Bin gefühlt aber auch ein Jahrhundert zu alt, um Zielgruppe der Band zu sein. Aber vom Ding her passt das zu Josh Homme. Freshe neue Band, wilde Musik und nicht die nächste all dudes Rockband. Da hat er schon ein angenehmes, nicht boomeriges Mindset.

Im Vergleich zum Iron Maiden Konzert am Vortag auf dem Wasen kommt heute in der Schleyerhalle, in der zudem die Sitzplätze abgehangen sind, fast schon eine familiäre Clubatmosphäre auf. Ehrlicherweise habe ich QOTSA in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren. Der letzte Konzertbesuch liegt ja auch schon schlappe 12 Jahre zurück, zu einer Zeit, in der Leute noch Blogeinträge kommentierten. Seitdem erschienen auch nur noch zwei, von mir kaum beachtete Alben der Band. Mr. Homme hatte in dieser Zeit auch noch mit nicht unerheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Nichts davon wird heute Abend zu sehen und zu spüren sein.

Der traditionsbewusste Einstieg mit „Regular John“ vom Debütalbum versprüht noch angenehme Kyuss Vibes. Warmer Gitarrensound, ein so stumpfes wie überragendes Riff, und nachdem schnell die Lautstärke der Vocals nachjustiert werden, ein wirklich sehr guter Sound. Mit „First It Giveth“ „Sick, Sick, Sick“ folgt der nächste Hit vom Erfolgs- und Durchbruchsalbum „Songs For The Deaf“. Aber QOTSA sind nach all den Jahren nicht unbemerkt zu einer reinen Retroband mutiert. Das aktuellste Album „In Times New Roman…“ wird mit fünf Songs gefeatured. Während „Paper Machete“ für meine Ohren noch etwas arg unaufregend solide klingt, gefallen mir die rhythmisch anregenden „Negative Space“ und „Time And Place“ deutlich besser“. Auch das später im Set auftauchende „Emotion Sickness“ überrascht mit einer ungewohnten starken Melodiösität im Refrain. Der Kauf dieses Albums muss also nachgeholt werden, note to myself.

Was mir schon 2013 live auffiel trifft auch heute wieder zu. Die Band spielt unglaublich gut zusammen. Die Intensitäten sind bestens aufeinander abgestimmt. Und wie knackig präzise und trotzdem groovend auch die rhythmisch schwierigsten Passagen gemeistert werden, ist schon bewundernswert. Dabei ist der Gesamteindruck einfach nur der einer lässigen Rockband, die in einem etwas groß geratenen Club eine Show abzieht. Dass es nie langweilig wird, dafür sorgt neben der Qualität der Band auch die Auswahl der Songs. Abwechslungsreich geht es zu. Dabei werden die meist eh nicht langen Songs auch fast nie überdehnt. Wird tatsächlich mal etwas improvisiert oder gejammt sind es gelungene neue Farbtupfer im Gesamtbild.

Viel Zeit für Ansagen verschwendet Josh das ganze Konzert über nicht. Laut Eigenaussage, weil er „too stoned“ sei, und überhaupt sei es besser mal „just to shut the fuck up“. Absolute Zustimmung, und siehe dazu auch §4. Eines der Highlights der Show ist dann natürlich „Make It With Chu“. Wahrscheinlich der lässigste Mitsingsong im Rockuniversum. Wie die ganze Halle den Refrain mitsingt und Josh völlig gelassen darunter weitersingt und an seiner Zigarette zieht ist schon ein sehr besonderer Moment. Beim Mitsingen ist es dann auch ok mal nicht to shut the fuck up.

Das grande Finale folgt darauf mit „Little Sister“, natürlich „No One Knows“ mit dem genialen Frage-Antwort-Riff und „Song For The Dead“. Konnte man sich vor dem Konzert die Frage stellen, wie relevant denn Queens Of The Stone Age nach ihren Heydays noch sind, erübrigt sich nach diesem herausragenden Auftritt eine Antwort darauf. Leader of the pack in Sachen „wo geht’s hin im Rock?“ sind sie wohl nicht mehr. Aber eine Band, die einen über 90 MInuten mit überdurchschnittlicher Musik das Leben besser macht, sind sie weiterhin. Und wie Kollege Tox 2013 meinte: …“die QOTSA-Show die mir nicht gefallen hat, die muss erst noch kommen.“


Haben sie denn diesmal „Feel Good Hit Of The Summer“ gespielt?
Nee, leider auch diesmal nicht. Hatte auch darauf gehofft.
„First it Giveth“ ist zwar auf der Setlist vermerkt, das haben sie aber nicht gespielt, sondern „Sick, Sick, Sick“.
Danke für die Korrektur Manuel. Da stand ich in der Flatulenz-Wolke eines vor mir stehenden Konzertbesuchers. Ich plädiere auf mildernde Umstände.
+ 1 für §1 Diese Welt braucht nicht mehr sondern weniger Mark Forstners!
§5 Smartphonefilmer und innen, die länger wie eine Minute filmen darf ohne jegliche Vorwarnung oder Beschwerde, das Gerät aus der Hand geschlagen werden.