PATTI SMITH QUARTET, 02.07.2025, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart

PATTI SMITH QUARTET, 02.07.2025, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
Foto: Oliver Wendel

Natürlich hätte ich Patti Smith lieber 1975 im New Yorker CBGBs gesehen, aber sie jetzt zum dritten Mal in zehn Jahren auf der Freilichtbühne am Killesberg erleben zu dürfen, ist ein Segen. Und das auch noch am bislang heißesten Tag des Jahres – für Patti kein Problem. Die auf erstaunliche Weise jung gebliebene New Yorkerin fühlt sich im aufgeheizten Amphitheater sichtlich wohl. Lobt die umgebende Natur und bedauert nur, das für diese Tour neu angeschaffte Jackett schon früh ablegen zu müssen.

Da steht sie dann in Jeans und T-Shirt und sieht wie die große Schwester von Joey Ramone aus. Vor gut gefüllten Rängen (es ist eher ein bisschen voller als 2022) wird der Abend mit einer geschmackssicheren Reggae-Playlist eingeläutet. Entspannt bleibt es dann den ganzen Abend, denn die „Godmother Of Punk“ verzichtet auf Lärm und Getöse.

PATTI SMITH QUARTET, 02.07.2025, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
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Zum smoothen Reggae-Groove von „Redondo Beach“ steht sie völlig unprätentiös auf der Bühne und erfreut sich an der schönen Szenerie. Der Sound ist kristallklar, ihre Stimme schlicht atemberaubend. Man versteht jedes auch leise Wort, das Publikum hängt ihr von Anfang an an den Lippen. Ihre Ansagen sind mal witzig („I got tons of gravity“), mal besonnen welterklärend oder mütterlich („drink plenty of water“).

PATTI SMITH QUARTET, 02.07.2025, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
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Die kompakte Band um den langjährigen Mitstreiter Tony Shanahan ist gut eingespielt, bleibt aber im Hintergrund – bis auf eine kleine Pause der Chefin, die mit dem Sly Stone-Cover „Everyday People“ gefüllt wird. Schon früh wagt sie kleine Tanzsschritte und widmet das intensive „Ghost Dance“ den Native Americans. Es folgt ein kleines Gedicht an den Dalai Lama, den sie einst getroffen hat – im weiten Arenarund ist es fast schon unheimlich still. Ihr Sohn Jackson Smith spielt eine unaufgeregte Gitarre, der legendäre Lenny Kaye ist diesmal leider nicht dabei. Patti ist sichtlich gut drauf, verpatzt zwei, drei Einsätze, kommentiert das aber souverän mit „the more I fuck up, the more time we spend together“ – wahre Größe!

PATTI SMITH QUARTET, 02.07.2025, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
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Ausführlich berichtet sie über das historische Zusammentreffen ihrer beiden literarischen Helden Arthur Rimbaud und Paul Verlaine, die sich vor 150 Jahren ausgerechnet in Stuttgart trafen.

Sie covert Steve Earle („Transcendental Blues“) und Bob Dylan („Man In The Long Coat“), bevor sie dann mit den erwarteten Hits in die Zielgerade einbiegt. Natürlich kommen „Dancing Barefoot“ und „Because The Night“ (ihr einziger echter Radiohit) – vermisst wird lediglich Van Morrissons „G-L-O-R-I-A“. Die beschwingte Zugabe „People Have The Power“ entlässt sichtlich zufriedene Menschen in den noch immer glühend heißen Sommerabend.

PATTI SMITH QUARTET, 02.07.2025, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
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Selten habe ich eine so in sich ruhende Künstlerin auf der Bühne erleben dürfen. Patti Smith erfreut sich erkennbar ihrer selbst und der Tatsache, dass sie noch immer (oder mehr denn je?) in der Lage ist, die Herzen der Menschen im Publikum zu erreichen. Entsprechend groß ist die Begeisterung nach einem rundum beglückenden Konzertabend.

PATTI SMITH QUARTET, 02.07.2025, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart | Foto: Oliver Wendel
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