KRYPTOS, POWER PALADIN, 11.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart

KRYPTOS, POWER PALADIN, 11.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Gigblog-Dauerpräsenz im Schwarzen Keiler, Stuttgarts führendem (okay, einzigem) Metal-Club – gestern noch Kollege Lino bei einem niederländisch-britischen Doppelangriff, heute wird zumindest in Sachen Internationalität wahrscheinlich eine Weltpremiere gefeiert. Stehen im Keiler doch eine isländische und eine indische Metal-Band auf der Bühne.

Das lässt sich Team Gigblog natürlich nicht entgehen. Schon vor dem Konzert genießen wir die leicht skurrile Atmosphäre unter dem Schatten spendenden Bäumchen im kleinen Außenbereich (aka Rauchergetto) mit einem ersten Jäger Spezial und erfreuen uns am wie immer superfreundlichen Publikum unterschiedlichster Altersgruppen.

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Im Gegensatz zu uns scheint man zumindest Kryptos aus Indien zu kennen, denn die Shirtdichte mit dem Bandlogo ist beachtlich hoch. Dass sich in Indien eine vitale Metal-Szene etabliert hat, durften wir kürzlich schon beim Konzert von Bloodywood aus Neu-Delhi erleben – aber Heavy Metal aus Island?

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Lassen wir uns also von der ersten Band Power Paladin überraschen – obwohl ich zunächst skeptisch bin. Eine kurze Vorabhörprobe wies ein wenig in Richtung keyboardlastigem Sinfonic Metal, auch das Artwork das bislang einzigen Albums („With The Magic Of Windfyre Steel“) ist eher herausfordernd. Es drängeln sich sechs Typen auf der kleinen Keilerbühne – neben zwei Gitarristen auch noch ein Keyboarder im Europe-T-Shirt.

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Das trägt Bjarni mit Stolz und Würde, es gibt durchaus auch einen Hinweis, wohin die Reise beim folgenden knapp einstündigen Konzert gehen soll. Nicht nur dank der (eher dezenten) Tastensounds fühle ich mich sofort ins metallurgisch höchst unterhaltsame Jahr 1982 versetzt, als Metal noch keine Angst vor großen Hymnen  und auch mal poppigen Melodien hatte. Damals war noch nicht alles schwarz und böse, sondern oft jugendlich euphorisiert – okay, vielleicht auch nur der Autor als Teenager. So fühle ich mich schnell an so tolle Bands wie Helloween, Dio, Pretty Maids und Diamond Head erinnert – Power Paladin sind technisch super und haben mit Frontmann Atli auch einen perfekt passenden Shouter.

KRYPTOS, POWER PALADIN, 11.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
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Nach kurzer Zeit springt der Funken über und das Publikum geht begeistert mit der grundsympathischen Truppe mit. Sinfonisch sind hier höchstens die kurzen Intros vom Band, sonst kommt die Band rasant zur Sache, spielt Power-Metal oft auch in höchstem Tempo knapp an der Thrash-Grenze. Von den tropischen Temperaturen im Kellerclub lassen sich die Nordmänner nicht beeindrucken und hauen zum gefeierten Finale eine Coverversion von Alphavilles „Forever Young“ in dreifacher Geschwindigkeit raus, um mit dem finalen Hit „Kraven The Hunter“ ihren begeisternden Auftritt zu beenden.

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Kurzes Luftholen und Schweißtrocknen an der frischen Luft: können Kryptos dieses Level erreichen oder gar noch toppen? Schwer vorstellbar, aber an diesem Abend ist vieles möglich. Die Band aus Bangalore entert die Bühne in schwarzem Leder und mit beeindruckenden Haartrachten. Von Anfang an merkt man, wie sehr sie dieser Gig erfreut: ganz nah am kundigen Publikum (teils staunenswert textsicher), laut, dynamisch und megasympathisch.

KRYPTOS, POWER PALADIN, 11.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
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Der Kryptos-Sound ist härter, schneller, trockener und präziser. Die Riffs der beiden Gitarren sind messerscharf, die Doublebassdrum bollert im Overdrive. Sänger Nolan bellt seine Vocals mit schneidender Präsenz. Die Trashgrenze wird teils tangiert – was mich den Sound der Band ca. 1985 verorten lässt, als Ikonen wie Anthrax und Metallica bereits ihre einflussreichen Meilensteine veröffentlicht hatten.

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Angekündigt wurden Kryptos als die steilste NWOTHM Band aus Indien – also New Wave Of Traditional Heavy Metal (musste ich nachlesen), die die klassischen Heavy-Metal-Stile der 1970er und 1980er Jahre (NWOBHM) wieder aufgreift und modern interpretiert. Dementsprechend präsentieren sie zweistimmige Gitarren, eine sehr präsente Gesangsstimme und diesen Retro-Sound, den scheinbar nicht nur ich so liebe.

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Die hohen Temperaturen bei enormer Luftfeuchtigkeit machen den insgesamt 75-minütigen Auftritt zum Heimspiel für Band und Publikum. Team Gigblog ist begeistert, ob mit (Autor) oder ohne Metal-Sozialisation (Fotograf) – ein intensiveres Konzerterlebnis ist kaum denkbar.

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Kryptos

Power Paladin

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