ONSLAUGHT, CRYPTOSIS, 10.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart

ONSLAUGHT, CRYPTOSIS, 10.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Steffen Schmid
Foto: Steffen Schmid

Ersten Abschnitt in einem bramarbasierenden, dozierenden Duktus sich vorstellen: Zur historischen Einordnung Onslaughts. Gut kann ich mich noch erinnern, wie Onslaught, wie andere britische Bands auch, im damaligen deutschen Metaljournalismus-Platzhirsch Metal Hammer rezipiert wurde. Die NWOBHM war vorbei, der Metal blühte auf, spaltete sich in immer mehr Subgenres mit aufregenden neuen Bands auf. Und aus Großbritannien, die das Ganze ja mehr oder minder initiiert hatten? So gut wie nix. Statt Vorreiter nun stark am Hinterherhecheln. Onslaught hatten somit einerseits die Bürde des großen NWOBHM zu schultern, mussten sich anderseits mit ihrem Thrash-Metal aber auch mit den starken teutonischen und vor allem Bay Area Szenen vergleichen lassen.

Aber das Gute an verstreichender Zeit ist ja, dass das mittlerweile keine Rolle mehr spielt. Man freut sich, dass Repräsentanten dieser Ära Musik noch touren, und möchte zu so Bangern wie „Thrash Till The Death“ oder „Onslaught (Power From Hell)“ die Refrains mitshouten. Wie es gute Tradition im Schwarzen Keiler ist, lohnt es sich immer auch schon zur Vorband aufzutauchen. Diesmal sind es Kryptos Cryptopsy Cryptosis aus den Niederlanden.

ONSLAUGHT, CRYPTOSIS, 10.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Steffen Schmid
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Halb neun isses im gut besuchten Keiler, als das Trio auf die Bühne kommt. Es wird eine herausfordernde Dreiviertelstunde werden. Aber in the best way possible. Auf einer Thrash-Basis werden progressive, mit anspruchsvollen Breaks durchsetzte Songs geboten. Mal klingen sogar Black Metal artige Tremolopicking Gitarren durch. Dieses progressive Thrash-Ding als Trio dargeboten erinnert mich dann vom Ansatz her ein wenig an Coroner. Die dissonanten Akkorde dann wiederum versprühen leichtes Voivod-Feeling. Aber das sind alles nur sehr entfernte Referenzpunkte. Das Ganze ist unglaublich dicht, stimmungsvoll, spannend und obendrein beeindruckend tight.

ONSLAUGHT, CRYPTOSIS, 10.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Steffen Schmid
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Lichtbild-Handwerker Schmoudi versteigt sich zu der Aussage, dass Sänger und Gitarrist Laurens Hovast zu gut aussehend für das dargebotene Genre ist. Hat er einen Punkt. Tatsächlich erinnert er mich ein wenig an Gavon Rossdale. Also dem ehemaligen Ehemann von Gwen Stefani, der mittlerweile durch einen ordentlichen religiös-politischen Meltdown auffällig gewordenen Popmusikerin. Anyway, ein hervorragender Musiker ist er, auch wenn die Gitarre bei den Rhythmusparts soundmäßig nicht immer so durchdringt, wie es meine Ohren gerne hätten. Schlagzeug und Bass sind hingegen prima zu hören. Und das ist auch gut so, denn was die Beiden da spielen ist alleine schon den Besuch wert. Unglaublich musikalisch, aber gleichzeitig technisch ganz weit vorne. Der Merch darf sich um zwei durch mich gekaufte CDs nach dem Auftritt freuen.

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Bei Onslaught gab es noch vor wenigen Wochen einen wichtigen Besetzungswechsel zu verzeichnen. Der Sänger Dave Garnett musste ausgewechselt werden, und sehr kurzfristig steht nun Oscar Rillo von Dark Embrace auf der Bühne. Doch dazu gleich mehr. Das britische Quintett brennt gleich mal den Hit „Onslaught (Power From Hell)“ als Einstieg ab. Im Vergleich zu Cryptosis geht es bei den Briten musikalisch deutlich hemdsärmeliger zur Sache. Wenn man so will, könnte es man historisch so betrachten. Spielen die Niederländer schon weiterentwickelten Thrash, wie man ihn teilweise Ende der 80er noch zu hören bekam (bevor Death Metal komplett das Zepter übernahm), ist bei Onslaught noch die Urform zu hören. Der primitive und rohe Einfluss des Punks ist noch etwas spürbar.

ONSLAUGHT, CRYPTOSIS, 10.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Steffen Schmid
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Oscar Rillo macht ganz schön was her mit seiner Bühnenpräsenz. Typus sympathischer Wikinger. Er feuert das Publikum gut an, und strahlt insgesamt eine genuine Freude an der Musik aus. Stimmlich ist er mir auf Dauer aber etwas zu eintönig. Klar, es ist Thrash, da erwartet man jetzt keine ausziselierten Melodiebögen. Aber so ab und an, zumindest spitze Screams wie auf den Originalplatten, täten dem gesamten Sound gut. Axetasy im letzten Jahr waren ein famoses Beispiel, wie gut und auch charakteristisch dies für diesen Oldschool-Thrash-Sound ist.

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Ansonsten steigert sich das Set zu einem grandiosen Finale. Dazu trägt auch bei, dass der Sound immer besser wird. Die Riffs sind am Ende so druckvoll und schneidend zu hören, dass es nur so eine Art hat. „Angels Of Death“ ist trotz Mehrzahl zwar mitnichten mehrmals besser als der bekanntere Song im Singular, aber kann trotzdem was. Und um gleich bei Slayer zu bleiben. „Let There Be Death“ klingt wie der beste Slayersong, den Slayer nie geschrieben haben. Fantastisches Stück. Das prima Cover von Motörheads „Iron Fist“ und der Rausschmeißer „Metal Forces“ beenden dann ein zum Ende hin doch sehr überzeugendes Konzert. Die hohen Screams werde ich dann halt auf Platte nachhören.

ONSLAUGHT, CRYPTOSIS, 10.06.2025, Schwarzer Keiler, Stuttgart | Foto: Steffen Schmid
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Onslaught

Cryptosis

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