BLACK CURSE, CONCRETE WINDS, 03.05.2025, P8, Karlsruhe

Der Autoinnenraum stinkt durch vorherigen Holztransport fies nach Moder, der Himmel dräut in bedrohlichen Farben und kündigt Unwetter an. Die Insassen diskutieren währenddessen animiert, was denn nun an Black Curse Death Metal, und was wiederum Black Metal sei. Mit dem Friedensangebot „Blackened Death Metal“ als vorläufigen Kompromiss kommen wir in Karlsruhe an.
Das P8 hat es wieder mal geschafft aufregende Bands aus dem Extreme-Metal – siehe unsere Konzertberichte von Ad Nauseam oder Imperial Triumphant – nach Baden zu holen. Mit Chat Pile im Jubez spielt zeitgleich hochkarätige Konkurrenz in der Stadt, welche ein ähnliches Publikum anzieht. Trotzdem ist das P8 gut gefüllt als es so gegen 20:20 Uhr mit den mir unbekannten Concrete Winds losgeht.
Das finnische Trio gärtnert im mutmaßlich selben Genregarten wie Black Curse, allerdings mit weniger Finesse. Die Kettensäge läuft hier durchgängig am Anschlag. Die Songs sind kurz und prägnant, und trotz allen überbordenden, infernalischen Lärms lassen sich genügend Strukturen ausmachen, dass nicht alles in einheitlichem Matsch untergeht. Der Soundmix ist allerdings nicht so perfekt. Einerseits könnte man das bei Musik, die möglichst roh, brutal und primitiv rüberkommen möchte, als vernachlässigbar halten. Andererseits verschwimmen dann die Grenzen zu genuinem Baustellenlärm irgendwann. These: Je krasser die Musik, desto wichtiger ein gut abgemischter Sound.

Interessant die Bandbesetzung, die mich an ein Chuck Schuldiner Zitat aus Demozeiten von Death erinnert. Auf die Frage warum er auf dem Demo neben der Gitarre auch den Bass spielte, antwortete er: „Alle Bassisten sind Arschlöcher.“ Concrete Winds verzichten gleich auf einen und erzeugen ihre Wand aus Lärm mit zwei Gitarren. Für mich immer wieder nicht begreifbar, wie man ein Konzert lang so krass schnelle Riffs picken kann, relentless. Und es ist dann eben doch nicht einfach nur Lärm.

Verzichtet wird nur auf jegliche Art harmonischen Wohlklangs. Keine musikalische Spannung wird erlösend abgebaut. Es ist ein ständiges Niederprasseln von chromatischen Tonfolgen und Powerchords, die in sich selbst auch noch dissonant sind. Die zweite Gitarre wiederholt dabei nicht nur stumpf, sondern lagert darüber oft noch (un-)passende, meist rasend schnelle Tonfolgen. Der sonische Eindruck, einer musikalischen Darstellung des Fegefeuers beizuwohnen hat durchaus seinen Reiz. Und so bleibe ich nach dem Auftritt so beeindruckt wie verstört und leicht ratlos zurück.

Black Curse haben mit ihren beiden Alben „Endless Wound“ und „Burning In Celestial Poison“ ziemlich Eindruck auf mich hinterlassen. Böse Hassbatzen sind das, nach Schwefel riechend, Gift und Galle spuckend, aber mit Atmosphäre ohne Ende. Gitarrist und Sänger Eli Wendler („der gute Wendler“ in my world) macht sich derweil am Bühnenrand mit Klimmzügen schon mal bereit für den Auftritt.
Im Gegensatz zu Concrete Winds haben BC einen Bassisten, der sogar gut hörbar ist. Im Prinzip wird auch hier ein möglichst roher, dämonischer Klangsud angerichtet, der aber im Gegensatz zur Vorband auch Tempoverschleppungen zulässt. Es gibt sogar mal Midtempoparts, die fast schon an Thrashmetal erinnern. Allerdings immer mit dieser unheilsbringenden, böse klingenden Aura.

Eli Weidler torkelt meist wie besessen hin und her wenn er nicht am Mikro steht. Er scheint dabei die gefährlich klingende Stimmung der Musik zu leben. Das bekommt ein Zuschauer in der ersten Reihe zu spüren, als ihm der Sänger unvermittelt das hochgehaltene, filmende Smartphone aus der Hand schlägt. Passend zur Musik, aber auch assi.

Die Musik von Black Curse packt mich dann doch deutlich mehr als die der Vorband. Die doomigen Parts sorgen für Spannung, und die Raserei wirkt dadurch auch nochmal böser. Der Gesang ist ein verhalltes Gekeife, mehr an dämonische Schmerzensschreie aus einer Gruft erinnernd als tatsächlich Gesang, der die Songs führt. Und auch hier wieder meine sportliche Anerkennung für das, was die Intrumentalisten leisten. Ob es die präzisen Blastbeasts des Schlagzeugers sind, oder die irren Geschwindigkeiten, welche die Schlaghände der Gitarristen und Bassisten ausführen müssen. Extreme-Metal ist eine physisch fordernde Sache.
Ohne jegliche Ansagen zwischendurch, und ohne zu danken oder sich zu verabschieden ist dann dieser unheilige Spuk zu Ende. Passt ja aber auch. Man möchte ja nicht durch einen netten letzten Eindruck das Gesamtbild stören.

Black Curse
Concrete Winds
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