COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Endlich April, endlich wieder Cologne-Popfest-Season. Nachdem es letztes Jahr noch ziemlich frisch war, zeigt sich der April diesmal von seiner lieblicheren Seite. Und noch etwas ist anders: Diesmal reisen wir nicht als Gäste an, sondern als Band. Auch mal schön. Vorher macht uns das Universum fast noch einen Strich durch die Rechnung. Sabine, meine Mit-Bandgründerin, fällt aus familiären Gründen kurzfristig aus. Mist, spielen wir trotzdem? In Absprache mit unserem Label und Christoph, dem Co-Veranstalter, entscheiden wir, ja. The show must go on.

Köln begrüßt mich mit milden neunzehn Grad und einem rot-orangenen Sonnenuntergang hinter den schon von weitem sichtbaren Domtürmen. Kurzes Ausruhen und weiter geht’s zur am Freitagabend stattfindenden Indieparty. Das eigentliche Festival ist diesmal nur am Samstag. Das Gebäude 9 ist angenehm gefüllt, Vorfreude liegt in der Luft.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
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Gerade als wir kurz an die frische Luft gehen, schwebt uns ein unauffällig, aber stilsicher gekleideter Herr mittleren Alters entgegen. Das ist doch nicht…? Tatsächlich, Stargast und Indie-Ikone Stuart Murdoch reiste schon am Freitag an und mischt sich ganz entspannt unters Volk. Anscheinend nichts Ungewöhnliches, er geht dem Vernehmen nach wohl einfach gerne tanzen. Es gibt noch einiges bezüglich des Auftritts morgen zu besprechen und so bekomme ich nicht mit, wie es drinnen weitergeht. Er hätte wohl tatsächlich einfach Spaß gehabt, getanzt und sich mit Leuten unterhalten, wie so ein normaler Mensch. An diesem magischen Ort ist einfach alles möglich. Für mich geht es (leider) kurz nach Mitternacht ins Bett. Einer der wenigen Nachteile davon, dass ich heute nicht privat da bin.
Am Samstagmorgen habe ich noch etwas Zeit, das schöne Wetter zu genießen. Ich spaziere durch die Stegerwald-Siedlung und schaue mir den Gemeindebasar der Kirchengemeinde St. Urban an. Überall fangen die Bäume an zu blühen. April is the kindest month wussten schon The Very Most.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Rechtzeitig zum Soundcheck treffen die Bandkollegen ein. Es ist früher Nachmittag und wir spielen schon um halb sechs. Huch, das ist ja gar nicht mehr so lang? Alles ist super organisiert und alle sind so nett zu uns. Wir bekommen wie alle Bands eine personalisierte Goodie Bag mit dem Aufdruck The Simple Present überreicht, gefüllt mit liebevoll zusammengestellten Präsenten. Ein Cologne-Popfest-Bleistift, Schokohäschen am Stiel, 4711-Erfrischungstücher, Neon-Knicklichter, Schnurrbärte zum Ankleben, eine Popfest-Postkarte (das wundervolle Artwork ist von Steffi Krohmann) mit lieben Grußworten der Festival-Leitung an uns ganz persönlich und viele süße Kleinigkeiten mehr. Sogar unsere Band-Bändchen sind customized, das gibt’s doch nicht.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
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Im Backstage treffen wir auf die anderen Bands. Ich wundere mich, wie viele Freunde Prolapse dabei haben, stelle aber im Lauf des Abends fest, die haben einfach sehr viele Mitglieder. Auch Fear of Men und Allo Darlin‘ sind total nett und entspannt. Einziger wirklich wahrer Backstage-Mythos: Es wird ziemlich viel Bier verzehrt (nicht von mir). Zu unserem Auftritt selbst schreibe ich hier jetzt nichts. Außer natürlich, dass uns Sabine fehlt und es ohne sie nicht dasselbe ist.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
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Ein großer Vorteil, wenn man als erste Band spielt, ist natürlich, dass man danach das restliche Festival sehr entspannt genießen kann. Trotzdem schaffe ich es erst zu Prolapse aus Leicester/UK, als der Auftritt fast vorbei ist. Was für eine Wahnsinnsenergie auf der Bühne, da hätte ich gerne noch mehr gesehen. Da wird durcheinander gehüpft und geschrien, alles irgendwie auch erklärt, aber am Ende sieht es einfach nach einem Riesenspaß aus. „Repetition, shouting, noise, stop“ steht in der Insta-Bio der Band. Irgendwo habe ich gelesen, sie seien (sinngemäß) nach eigener Aussage einfach nur Pop-Kids, die irgendwann falsch abgebogen seien. Muss man live sehen, ganz toll.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
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Auch Fear of Men aus Brighton begeistern mich total. Düsterer Pop ist normalerweise eher nicht so meins, dachte ich zumindest bisher. Aber auch hier finde ich die Energie, die rüberkommt, fantastisch. Und was für eine tolle Stimme hat Jess Weiss? Das Album „Fall Forever“ muss ich natürlich mitnehmen. Später entdecke ich noch Shakespeare- und Brontë-Referenzen im Insta-Feed, da schlägt das Anglistinnen-Herz höher. Bin begeistert. Zwei ganz großartige Entdeckungen, auf die ich ohne das Cologne Popfest sicher nicht gekommen wäre.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
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Der Headliner Allo Darlin‘ um Frontfrau Elizabeth ist dann vom Stil her wieder näher an dem, was ich als mein bevorzugtes (oder vertrautestes) Genre bezeichnen würde. Lebensbejahender Indiepop, toller, natürlicher Frauengesang, eingängige und super tanzbare Songs. Die Band ist extra für den Auftritt aus Australien bzw. Norwegen angereist und freut sich total über den begeisterten Publikumszuspruch. Der Saal ist inzwischen sehr gut gefüllt. Sind das schon 400 Leute? Kommt mir zumindest nicht sehr viel leerer vor als letztes Jahr. Vom Allo-Darlin‘-Hit „Capricornia“ habe schon wieder einen tagelangen Ohrwurm. Einmal so ein wunderbares Lied schreiben, das wär’s.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
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Was gibt es sonst noch zu sagen? Selten so einen tiefenentspannten Menschen wie Stuart Murdoch erlebt. Die Signierschlange am Merch-Tisch ist endlos lang und wird überhaupt nicht kürzer. Der Grund: Herr Murdoch unterhält sich mit jedem einzelnen Fan ausführlich und geduldig und zwar offensichtlich exakt genauso lang, wie die jeweilige Person das möchte. Das Merch beim Popfest ist das unnormal schönste, das ich in meinem Leben gesehen habe. Kein Wunder, dass alles in kürzester Zeit ausverkauft ist. Susanne und Christoph (Popfest-Macher*innen) sind einfach die absolut Größten. Was die beiden trotz diverser Widrigkeiten auf die Beine gestellt haben, ist einfach unfassbar. Es stimmte jedes Detail, jeder Wunsch wurde erfüllt, die Live-Musik und die DJs waren fantastisch, die Verpflegung perfekt (möchte jetzt jeden Tag vegane mexikanische Wraps essen). Es war wieder so bezaubernd und himmlisch. Tausend Dank! Wir kommen auf jeden Fall wieder.

COLOGNE POPFEST, 04.-05.04.2025, Gebäude 9, Köln | Foto: Holger Vogt
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Stuart Murdoch

The Simple Present

Prolapse

Fear of Men

Allo Darlin‘

Cologne Popfest

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