KLAUS JOHANN GROBE, 29.01.2025, Merlin, Stuttgart

Mindestens mein viertes Konzert der Schweizer Band mit dem ungewöhnlichen Namen. Eine Person dieses Namens gibt es übrigens nicht in der Band, die seit gut zehn Jahren ganz wunderbare Platten macht (beim Chicagoer Auskenner*innen-Label Trouble In Mind) und jetzt – nach längerer Pause – wieder im Merlin beim nicht genug zu lobenden Pop Freaks-Festival auftritt.
Im Prinzip bin ich beinharter Fan der ersten Stunde, machte mir im Vorfeld aber doch ein wenig Sorgen. Gigblogger H. fand die Band beim Maifeld Derby im Sommer enttäuschend, hörte gar „sedierenden Softrock“. Hmmm. Im gut gefüllten Merlin treffe ich dann viele bekannte Gesichter, so auch die Stuttgarter DJ-Legende F., der mir auch gleich ins Ohr raunzt, dass das letzte Album „Lo Tu Il Loro“ gar schwer in Richtung Yachtrock geht – und er ist in diesem Genre ein echter Connaisseur.

Ich habe keinerlei Berührungsängste mit obskuren Genres und während des Konzerts zeigt sich dann auch schon früh, dass diese vorsichtige stilistische Neuausrichtung der Band kein bisschen schadet. In der ersten Konzerthälfte kommen gleich mehrere neue Songs, denen ich aber nur zögernd das Prädikat Softrock verleihen will. Viel mehr hören wir den typischen Sophisticated Disco-Sound, den man von den Schweizern gewohnt ist. Mit ein bisschen mehr Midtempo und einem (eigentlich schon immer) dominanten Fender Rhodes Piano. Die lässig-coolen und gewollt auch slicken Sounds haben teils etwas von elegantem Fusion-Jazzrock. Der charmante Sevi mit der weichen Karamellstimme lässt an den Tasten öfters mal den inneren Stevie Wonder (oder gar Herbie Hancock?) raus. Das perlt butterweich aus den Lautsprechern im ohnehin gewohnt makellosen Merlin-Sound.
Erstaunlich auch die elektrischen Gitarrensounds aus einem akustischen Instrument plus weiterer dezenter Synthieklänge. Was Klaus Johann Grobe aber so einzigartig macht, ist dieser smoothe Groove von Bass und Drums. Milde psychedelisch, sanft krautig und oft auch richtig funky. Einige Songs werden auch wieder von Drummer Dani mit seiner faszinierenden Hildegard Knef-Stimme gesungen, die Arrangements erinnern mich bis heute oft an „Moon Safari“ von Air.

Die Songs haben deutsche, englische und italienische Texte, die Ansagen sind witzig und das Publikum ist schon früh in den Bann der Band gezogen. Anfangs noch dezent mitwippend, entwickelt sich schnell lässiges Getanze. Was bei Hits wie „Discogedanken“ und „Schlaufen der Zukunft“ für zunehmende Euphorisierung sorgt – die Mehrzahl der Anwesenden scheint die Band auch gut zu kennen.
Nach zwei Zugabeblöcken und 90 extrem upliftenden Konzertminuten ist man sich in meiner Blase (darunter gleich drei sachkundige Gigblog-Autoren) einig: Klaus Johann Grobe sind mindestens so gut wie immer, und ich fand es diesmal fast noch ein bisschen schöner als zuletzt.
