HORIZONTALER GENTRANSFER, 17.01.2025, Merlin, Stuttgart

Es ist wieder so weit, das Pop Freaks Festival 2025 startet heute Abend, im sehr gut gefüllten Merlin, mit Horizontaler Gentransfer, eine Band, die als Kunstprojekt an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart von sechs Künstlerinnen mit Migrationshintergrund gegründet wurde. Ich bin neugierig, wird das eher eine Kunstperformance mit Musik, oder wird man eine stringent spielende Band auf der Bühne erleben?
Als die Musikerinnen, heute nur zu viert, die Bühne betreten, ist klar, der Fokus der Künstlerinnen liegt nicht alleine auf der Musik, die extravaganten Bühnenoutfits zeigen, dass es sich bei Horizontaler Gentransfer um ein künstlerisch, performatives Gesamtkonzept handelt.

Die ersten Klänge sind schräg eklektisch, irgendwo zwischen Bontempi-Orgel und 8-Bit-Computerspielsound, à la Super Mario. Und dieser wild eklektische Mix wird nach wenigen Minuten noch wilder und wirklich schwer zu beschreiben. Swinging-Pop-Melodien, Kawaii-Cuteness und K-Pop-Postpunk evozieren Manga-Szenen vor meinem inneren Auge, mit Regenbogen, Wunderkerzen und explodierenden Sternen. Dada meets Karaoke Bar, Cabaret Voltaire im Manga Pop-Art Wonderland. Und wie Sängerin Mizi Lee kundtut, ist das heutige Set, bedingt durch die nicht vollständige Besetzung, etwas minimalistischer und punkiger, und punkige Energie hat die Bühnenperformance.

Der Karaoke-Bus rollt durch das Merlin auf einer Reise in unbekannte musikalische Gefilde, das begeisterte Publikum animiert zum fröhlichen Mitmach-Ausdruckstanz, der auch noch gut für den Rücken sein soll. Ein irres, charmantes, nicht fassbares Amalgam der Künste und Sonstigem. Spoken Word und dadaistische Poesie.
„Wenn ich an Europa denke, denke ich nicht an Kirschblüten.“
„I wanna dance, i wanna shake my hips, i wanna party, i wanna be free.“
„Schinkencroissant, Butterbrezeln und Seelen mit Kümmel, das kriegst du in der BBB, dem besten Brezelbäcker in Stuttgart, der sogenannte The Länd.“
Die absurde Leichtigkeit des Seins und Musik als performativer Akt.

Doch dies alles ist nicht nur vergnüglich leicht, Horizontaler Gentransfer sind in ihrer Kunst wirklich substantiell, sowohl inhaltlich, es werden auch ernsthafte Themen wie Alltagsrassismus und existenzielle Probleme Studierender angesprochen, als auch musikalisch, handwerklich sitzt das alles, die Rhythmusfraktion spielt sehr tight und an der Gitarre hören wir gekonnte Riffs.
Nach einer Stunde ist die großartige Musik-Kunstparty vorbei; die Band, das Publikum und der Autor sind glücklich. Lassen wir uns überraschen, was der bunte Kosmos von Horizontaler Gentransfer in der Zukunft noch an wilden Überraschungen für uns parat haben wird.

Das war ein super Auftakt, der allen Spaß gemacht hat …verstehe nur nicht, warum kein? Gig-Blogger am 18.1. dabei war, als die „Cis“?-Männer von iedereen (& nicht zu vergessen Die Bachratten) aufgespielt haben…Erwartungsgemäß lieferten iedereen extrem energetisch und mit unheimlich viel Spielfreude ab: ABRISSSSSSS! Für mich eins der Konzerthighlights 2025…das ist schon mal sicher.
Was beide Gigs gemein hatten, dass man u.a. neben dem Spaß seine eigenen Verhaltensweisen reflektieren konnte…Ziel erreicht –> das ist bzw. macht Kunst!