QUESTIONS & ANSWERS – der gig-blog-Fragenkatalog 179 mit PRINCE IN HIS ARMS a.k.a. RALV MILBERG

Grafik: Kleon Medugorac

Ralv Milberg, bislang als genialer Produzent der Bands Die Nerven, Human Abfall usw. bekannt, legt unter dem Namen Prince In His Arms das Solo-Album „Colours“ vor. Unter dem Pseudonym Prince In His Arms veröffentlicht er seit nunmehr 25 Jahren stetig aber rar überaus kostbare Beiträge im Bereich der Ambient, Experimental und Dub Musik. Das Langspielalbum „Colours“ darf aus Milbergs Sicht als Destillat seiner bisherigen Arbeit begriffen werden. Mit-gemastert hat ein gewisser And.Ypsilon (Die Fantastischen Vier).

„Colours“ wird als Prelistening-Session am 23. Januar 2025 um 19.00 Uhr in der Matthäuskirche Stuttgart Heslach am Erwin-Schoettle-Platz präsentiert. KiTZ (Anna Illenberger) wird den Gig supporten, Lichtdesign Hanno Braun (Agentur Netzhaut). Das wird ein besonderer Abend. Bis dahin lernen wir Ralv ein wenig besser kennen: Er hat unsere Q&As beantwortet – viel Spaß dabei.

Was war dein schönstes Konzert?
Ich habe gegen 1998 die Band Tortoise im Scala in Ludwigsburg gesehen. Das war das magischte Konzert, dass ich je erlebt habe. Die bestuhlte Veranstaltung wurde damals mit dem Ausspruch “The dancer, the true romancer!“ des Xylophon-Spielers Dan Bitney aus dem Nichts zu einem Tanzspektakel der übernatürlichen Art. So viele Tänzer auf Arm- und Rückenlehnen habe ich danach nie mehr wiedergesehen.

Wo würdest du gerne mal spielen?
Räume mit einer besonderen, aber nicht sterilen Raumakustik haben es mir stets angetan, also fällt die Elbphilharmonie wohl schon einmal raus. Ganz oben auf dieser Liste befindet sich der Palau de la Música in Barcelona. Aber auch in Stuttgart gibt es schöne Räume, nicht zuletzt der Schwabtunnel.

Was war dein schlimmstes Erlebnis im Studio?
Als Musikproduzent musste ich schon einigen sehr fragwürdigen Situationen beiwohnen, teils mit Tränen, aber auch mit Rangeleien. Ich möchte hier aber gerne auf meine Schweigepflicht verweisen.
Als Musiker hingegen hatte ich um die Jahrtausendwende ein unerfreuliches Erlebnis, als wir am Ende unserer mehrwöchigen Produktion mit den Longjumpmin gegen 8.00 Uhr morgens nach langer Nacht im Studio plötzlich einen blauen Bildschirm vor uns hatten und die Festplatte unangenehme Geräusche von sich gab. Obwohl wir die Festplatte später für viel Geld bei einer Datenrettungsfirma hatten, konnte das Album nicht mehr gerettet werden. Beim Moment, als wir den Rechner neu starten wollten und einfach nichts geschah, haben meine Kollegen und ich die Köpfe gegen die Wand geschlagen, bis sie blutig waren. Was für ein irres Erlebnis.

Was für Musik würdest du machen, wenn es Elvis nicht gegeben hätte?
Vermutlich exakt dieselbe Musik, da ich stets wenig auf musikalische Vorbilder gegeben habe, auch wenn ich als Teenager ein extremer Fanboy von Robert Smith war.

Das Buch, das dich am meisten berührt hat, heißt…
Den „Stiller“ von Max Frisch fand ich mal extrem gut. Aber das ist die schwerste Frage. Es gibt mehr gute Bücher als gute Musikalben.

Das schönste Liebeslied heißt…
„Nights in White Satin“ ist der Knüller, aber auch der „Lovesong“ von The Cure etc. etc.. Für Liebeslieder hatte ich stets ein besonderes Faible.

Welchen deutschsprachigen Schlager kannst du komplett mitsingen?
Ich habe 1996 bis 1997 bei der Schlagertrash-Band „Lethalfaktor“ Bass gespielt und gesungen, das große Repertoire habe ich leider bis heute drauf, neue Sachen lerne ich bedeutend schwerer. „Griechischer Wein“ könnte einer meiner Favoriten sein.

Vinyl oder Spotify?
Bei Spotify klingt keine Produktion so, wie sie gemacht wurde. Es liegt immer ein seltsamer Filter drauf, der einen minderwertigen Sound aufzuwerten weiß, aber einen hochwertigen übel maskiert. Dieses Phänomen und die Loudness-Regularien haben die LoFi-Produktionen natürlich salonfähiger gemacht, aber damit stirbt zusehends das Qualitätsniveau. Da ist Audio-Engine von z. Bsp. Youtube schon bedeutend echter, aber im Zweifel gewinnt hier die Schallplatte. Um eine zeitgemäße Produktion aber sinngemäß auf das technisch extrem limitierte Format einer Schallplatte zu bringen, muss man eine Menge der Informationen weglassen und den Rest in ein enges Korsett schnüren. Also Spotify und Vinyl sind leider beides kastrierte Formate.

Welchen Beatles-Song würdest du gerne anständig covern?
Ich mag die Beatles eigentlich nicht. Das ist und war für mich stets sehr einfältige Musik, egal welches Album, egal welcher Sound. Sound-technisch rangieren die Beatles für mich noch eine Klasse unter Hans Zimmer, von dem ich mir auch niemals einen Tonträger kaufen würde. Die Lyrics sind für mich stellenweise jenseits des Zumutbaren. Aber ich kenne viele Beatles-Fans, die ich sehr gerne mag. Die möchte ich keinesfalls verletzen.

Welche Fernsehsendung ist unverzichtbar?
Fernsehen tue ich leider fast nur zu Unzeiten und ich fürchte, dass man das „Morgenmagazin“ auf ARD nicht wirklich als Serie verstehen darf. Aber „echte“ Serien gibt es ein paar sehr ordentliche, wobei ich z. Bsp. „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ als extrem herausragend sehe. Allgemein bin ich eher ein Freund für einen Serienmarathon.

Beschreibe das perfekte Bühnenoutfit.
Nach einer längeren Phase der Fuck-Off Attitüde gegenüber der Hochstilisierung als Künstler, nur weil sie auf einer Bühne stehen, habe ich mit zunehmendem Alter für mich selbst akzeptiert, dass ein solch feierliches Event auch gerne mit festlicher Kleidung einhergehen darf. Die Kleidung sollte jedoch nicht das musikalische Spiel behindern, wie es beispielsweise leider manchmal ein Hemdsärmel macht. Und Verkleidung bitte nur tragen, wenn es Not tut!

Was ist deine Lieblings-Süßigkeit?
Stuttgarter Maultäschle von Hochland sind der helle Wahnsinn.

Was wäre aus dir geworden, wenn es nicht zum Musiker gereicht hätte?
Ich wäre gerne Steuerfachgehilfe geworden, die werden stets gebraucht, werden ehrenvoll vergütet und haben nach Feierabend den Kopf frei für beispielsweise Kunst.

In welcher Band (außer deiner eigenen) würdest du gerne mitspielen?
Tja, die meisten Bands gibt es heute leider nicht mehr, z. Bsp. „Joan of Arc“. Ich passe!

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