MINERALL, A/LPACA, HAZESHUTTLE, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen

A/LPACA, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Hat man die Anreise nach Esslingen durch vorweihnachtliches Event-Chaos zwischen Fußball-Bundesliga und eskalierendem Weihnachtsmarkt-Frohsinn bewältigt, tut sich im Komma ein umso angenehmeres Paralleluniversum auf. Denn das kleine, feine Light in Bloom-Festival verspricht einen Feelgood-Trip ins sehr bunte Reich von Space- und Psychedelic-Rock.

Das kleine Geschwisterchen des mächtigen Psych in Bloom-Events an selber Stelle erweist sich als wohl kuratierte Familienangelegenheit mit sehr vielen bekannten Gesichtern – durchaus über enge Genregrenzen hinweg. Das Komma ist halt auch genau der richtige Veranstaltungsort, mit großem und kleinem Saal, einem entspannten Barbereich und teilüberdachtem Innenhof für Smoker’s Delight.

HAZELSHUTTLE, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Von Anfang an spürt man das Bemühen der Veranstalter, dem Publikum einen besonders schönen Abend zu machen. Dazu hat man nicht nur drei mir vorab gänzliche unbekannte Bands eingeladen, sondern auch gleich zwei recht unterschiedliche Light Systems engagiert, von denen noch zu reden sein wird. Im Rahmenprogramm gibt es dazu eine Lesung und der gesamte Abend gleitet in entspannter und freundlicher Atmosphäre dahin. Da schadet es dann auch nicht sonderlich, wenn der Zeitplan wegen Verzögerungen beim Soundcheck schon früh ins Wanken gerät. Bleibt umso mehr Zeit zum Schwätzen mit interessanten Gästen.

HAZELSHUTTLE, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Die beiden ersten Bands bekommen visuelle Unterstützung von BumZackLicht. Die beiden visuellen Künstler Lukas und Hanno Braun zaubern mit digitalen Video-Rückkopplungen per Beamer einen spannenden retrofuturistischen Background auf die weißen Projektionsflächen rund um die große Bühne – was die erste Band des Abends Hazeshuttle gleich richtig gut aussehen lässt. Das Trio aus Ingolstadt spielt schweren, instrumentalen Stonerrock mit kleinen Post- und Prog-Elementen. Also gerne erst ein bisschen eckig, um dann mit turmhohen Riffs auf Black Sabbath-Basis für kathartisch-laute Auflösung zu sorgen. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil der Sound im großen Saal des Komma wie immer buchstäblich eine Wucht ist.

Lesung Katrin S. Knopp, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Nach diesem prächtigen Einstieg finden sich im kleinen Saal gut 30 Interessierte ein, die der Lesung von Katrin S. Knopp lauschen. Der Gewährsmann des derweil socializenden Gigblog-Berichterstatters berichtet von einer kurzweiligen und intensiven Stunde: Im Mittelpunkt der Beziehung zwischen Tochter und verstorbenem Vater stand das gemeinsame Hören der Musik des Vaters und das Beschäftigen mit seiner Plattensammlung. Die Autorin widmete das Werk Black Sabbath und den Beatles, die dann auch den musikalischen Rahmen der Lesung bildeten. (Danke, DD).

A/LPACA, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Weiter geht es auf der großen Bühne mit A/lpaca. Die vierköpfige Band aus Mantua braucht ein bisschen, um beim Publikum anzukommen – spielen die Italiener doch alles andere als klassischen Spacerock. Aber dann! Auskenner C.: „King Gizzard & The Alpacas!“. Sixties-Fachmann U.: „Eine ganz fiese Farfisa-Orgel!“. Pogo-Veteranin O.: „Was für ne Punk-Attitude!“ Und ich: „Ja! Nicht zu vergessen die harsche Kantigkeit von The Fall!“ Begeistert sind wir alle, auch das zunächst etwas schockstarre Publikum gerät schnell in Bewegung.

BUMMZACKLICHT, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

A/lpaca haben drei Sänger, zwei Gitarren, Synthie/Orgel, Bass und Drums. Gemeinsam entfachen sie einen ultrafiebrigen, sehr schnellen Psychedelic Rock mit sixties-verzerrtem Garagengesang – explosiv und extrem mitreißend. Im Gegensatz zu den deutlich erkennbaren King Gizzard-Referenzen wird das Stoisch-Repetitive aber entweder weggelassen oder nur angedeutet, was die Songs zu zweieinhalbminütigen Krachern macht, die tatsächlich eher nach Garagenpunk klingen, aber eben in einer postmodernen Variante – gespielt von jungen Typen, die sich nicht um Genres scheren. Nach dem Sturm gibt es offene Münder in glücklichen Gesichtern, der Merch ist in Minuten leer gekauft.

MINERALL, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Weit nach Mitternacht steht die dritte Band auf der Bühne. Minerall sind ein Allstar-Projekt der deutschen Spacerock-Szene: Marcel Cultrera (Gitarre; Speck), Tommy Handschick (Schlagzeug; Kombynat Robotron, Earthbong) und Dave Schmidt aka Sula Bassana (Bass, Synth; Zone Six, Interkosmos) wissen genau, wie man mit epischem Spacesound eine ganze Halle zum Abheben bringt.

MINERALL, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Das Trio schafft das ohne Gesang, allein mit effektgeladenem Vier- und Sechssaiter zu hypnotischem Groove. Vor allem die Gitarre setzt Akzente mit majestätischen Echo- und Delay-Effekten. Finster dräuend und atmosphärisch dicht mäandern die Gitarrenriffs mit reichlich Fuzz-, Flanger- und WahWah-Ornamenten. Mit stoischem Krautbeat geht es auf die Reise – perfekt illuminiert vom dreiköpfigen Team von Light Of The Lampyre, die jetzt mit oldshooligen Flüssigprojektionen für ein psychedelisches Farbenmeer sorgen. Der Aufwand mit den drei Overhead-Projektoren ist ebenso enorm wie lohnend, angemessener kann man den fetten Sound von Minerall nicht inszenieren.

So wird das erfreulich gut besuchte Light in Bloom ein durchschlagender Erfolg – hoffentlich so nachhaltig, dass es bald eine Fortsetzung gibt.

MINERALL, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen | Foto: Robin Zelzer
Foto: Robin Zelzer

Light in Bloom

Hazleshuttle

Lesung Katrin S. Knopp

A/lpaca

Minerall

2 Gedanken zu „MINERALL, A/LPACA, HAZESHUTTLE, 21.12.2024, Light in Bloom, Komma, Esslingen

  • 26. Dezember 2024 um 12:09 Uhr
    Permalink

    Vielen Dank Joe für diesen herzlichen Bericht und die tollen Fotos

  • 2. Januar 2025 um 19:50 Uhr
    Permalink

    Das Festival war der absolute Hammer….musikalisch, visuell und auch sound-technisch, sehr wahrscheinlich weil der großartige Ralv Milberg hinter den Reglern stand und alle Bands akribisch abmischte….
    Ich denke die Leute vom Komma wissen was sie an ihm haben. Danke KOMMA für diesen super Konzertabend….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.