BERLIN 2.0, FRUSTWUT, SCHALKO, 13.12.2024, JuHa West, Stuttgart
Schöner werden die Glocken nie klingen. Berlin 2.0 hat an die vorweihnachtliche Punk-Tafel geladen. Und nein, die Band Berlin 2.0 kommt nicht aus Berlin, sondern aus Stuttgart. Als musikalische Gastgebende des Abends haben sie Schalko und Frustwut eingeladen.
Punktlandung im Jugendhaus West: Das Trio Schalko, freundliche, geschätzte Enddreißiger aus Freiburg, besteht aus Gitarre, Bass und Schlagzeug. Sofort in Fahrt wird diese kurz gestoppt, eine Saite des Basses ist gerissen. Da an diesem Abend alles zügig gehen wird, ist schnell Unterstützung aus dem Publikum gefunden, die neue Saite aufzuziehen. Das Publikum – jung bis mitteljung – lauscht. Der Dresscode des Abends scheint nicht zu hell gekleidet zu sein.
Auch wenn der Saal noch recht locker gefüllt ist, ist die Betriebstemperatur gleich da, der Sound ist genau richtig. Gitarre, Bass und Drums sind durchweg krachig. Hardcore, Punk und ein bisschen Skateboard – Klänge vergangener Tage schimmern durch, die an kalifornische US-Bands wie All, Hüsker Dü, Descendents erinnern. Das Punk-Klangbrett wird von dem Trio entgegengeworfen. Stets wird darauf geachtet, den Zeitplan einzuhalten. Ein kurzweiliger Geschwindigkeitsrausch mit einer Band, die ihr Album „3 x Pommes“ nennt. Ein guter Einstieg in den Abend.
„Deutschpunk muss sterben, damit wir reden können“ – na dann mal los. Fünf junge Musiker tummeln sich für einen kurzen Soundcheck auf der Bühne. Frustwut decken den jüngsten Anteil der Bands des Abends ab. Die fünf Bremer waren bereits im Frühling mit Berlin 2.0 auf Tour. Ihr heutiger Gig hat sie zum ersten Mal nach Stuttgart geführt. Was für einen Eindruck die Stadt macht – die Porsche-Präsenz und die grauenvolle Verkehrsführung sind ihnen nicht unerkannt geblieben. Die Haare pink gefärbt, ein großer Joy Division Aufnäher ragt auf dem Rücken der Jeansjacke des Sängers.
Mit großen Schritten kommt er runter von der Bühne, geht auf und ab und singt mit voller Kraft ins Mikro. Da dürften vom alteingesessenen Punk bis zu Jung-Fans sicher gleich begeistert sein von der Energie und Spielfreunde, die Frustwut versprühen. Frust und Wut als Motor und Antrieb, Endgegner, die fertig machen, werden brachial besungen. Wie Lohnarbeit und einfach kein Geld auf der Kante zu haben. Ihren Ansagen nach liegt es ihnen am Herzen, nicht nur Musik zu machen, sondern auch Botschaften zu senden.
Rosen liegen bereits verteilt auf der Bühne. Später werden sie auch noch an das Publikum verteilt. Ein Glück sind es keine Neurosen. Anliegen von Berlin 2.0 Sängerin Elena Wolf ist es, zu empowern für die Weihnachtsfeiertage, Stichwort, wenn die bucklige Familie und Verwandtschaft zusammenkommt. Dafür hat die Band eine Palette an Songs mitgebracht. Mit „Keine Erlösung “ und „Geilencio“ wurden auch gleich zwei neue Songs gespielt.
Die Gitarren-Riffs klingen für mich erstmal rockig und einen kleinen Moment brauche ich, um in die dargebotene Live-Performance einzusteigen. Berlin 2.0 haben Energie auf allen Ebenen. Mit ihrer Präsenz und stimmlichen Mächtigkeit, den klug gesetzten Texten lässt sich wohl der gesamte Saal catchen. Nicht umsonst gibt es bereits die lokale Fanbase, welche vereinzelt begrüßt werden und eine junge Nachwuchs-Generation begleitet von ihren Vätern, die vor der Bühne steht. Mit diesen energetischen Momenten von Berlin 2.0 kann Weihnachten kommen.