GHOST DUBS, 05.12.2024, Kulturbunker, Stuttgart
Wir steigen hinab, in den Bunker der Kultur, in die Hertz-Tiefen der Klangerzeugung, in die Vertonung des Unterbewusstseins. Heute werden Ghost Dubs beschworen. Der Altar ist angerichtet mit allerlei Technik, belebt durch die Kraft elektrisch geladener Teilchen, einzig bunt leuchtet das Sequenzer Pad.
Michael Fiedler präsentiert das vor einem halben Jahr erschiene Album „Damaged“, welches er unter dem Namen Ghost Dubs veröffentlicht hat. Fiedler-Fans wissen: er hat so viele Aliasse und Projektnamen wie John Zorn Platten veröffentlicht hat. Besonders bekannt ist er unter Jah Schulz, da macht er fröhlichen Dub, aber er spielt auch mit bei Roboter Blanko (Spitzenauftritt diesen März im Jazzclub Kiste), bei Knipsen, ist Teil des ArtPop Duos Annagemina usw.
„Damaged“ hat eine beeindruckende, internationale Beachtung gefunden, z. B. beim amerikanischen Indie-Zentralorgan Pitchfork, aber auch bei Der Standard aus Wien, um nur einige zu nennen. Umso umgarnender ist es, heute Abend „Damaged“ live präsentiert zu bekommen.
Die Dub-Gemeinde hat sich zahlreich in der Katakombenkirche versammelt und lauscht andächtig. Mit gesättigten Bässen werden die vier Evangelisten des Dubs, Reverb, Delay, Phaser und Flanger beschworen. Und sie kommen. Sie zischen, klackern, kratzen und hallen durch den Bunker. Beinkleider zittern ob der druckvollen Tieftönerei. Hier werden Dub und Drone miteinander vermählt, versunken vor dem Gesprenge der Visuals, die VJ Timo Dufner liefert. Weiße Linien auf schwarzem Grund, im klanginduzierten Tanz der Unendlichkeit. Oder: Verbildlichte REM-Phase kurz vorm Aufwachen.
Frickler Fiedler bekennt zum Abschluss, dass er kurz vor Abgabe seiner neuen Produktion „Damaged“ nicht zufrieden war. Auf den letzten Meter kreierte er dann noch einen Track, der prompt das Startstück wurde. Jetzt mache das Album Sinn. Man könnte auch sagen: Jetzt stimmt die Chemie. Der Track jedenfalls heißt „Chemical“ und wird zum Ende der Musikmesse intoniert. Das in Trance gespielte Publikum erwacht glücklich aus dem Konzerttrip und Michael Ghost Dubs Fiedler ist sichtlich davon angetan, dass seine Elektronenbeschwörung so viele Seelen erreicht. Wir freuen uns auf ein weiteres Album, vielleicht mit dem Namen „Repaired“?