THE DAMNED, 27.11.2024, Im Wizemann, Stuttgart

THE DAMNED, 27.11.2024, Im Wizemann, Stuttgart | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Punkaffine können sich dieses Konzert kaum entgehen lassen: The Damned waren bekanntermaßen die erste Punkband, die sich anno 1976 in ein Studio wagte, um eine tatsächlich auch richtig gute Single aufzunehmen. „New Rose“ erschien bei Stiff Records und findet natürlich auch heute seinen Platz im Zugabenblock des einzigen Konzerts in Deutschland, das ausgerechnet im Stuttgarter Wizemann stattfindet. 48 Jahre später finden sich The Damned tatsächlich fast in Originalbesetzung auf der Bühne ein.

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Sänger Dave Vanian (68) macht gleich eine gute Figur, gibt eher den Crooner als den Shouter und ist erkennbar mit Spaß bei der Sache. Die Qualität seiner Stimme bleibt leider unklar, was möglicherweise am wenig gelungenen Gesamtsound liegt – später mehr dazu.

Gitarrist Captain Sensible (Markenzeichen: das rote Barett auf dem Kopf) merkt man seine 70 Jahre keinesfalls an, er gibt souverän die alberne Rampensau. Sein unverwüstlicher Solohit „Wot“ hat übrigens auch schon 42 Jahre auf dem Buckel. Drummer Rat Scabies erweist sich als solider Handwerker mit Punch, Basser Paul Gray ist auch schon seit 1980 in der Band. Randfigur bleibt Monty Oxymoron an den Keyboards – man hört ihn kaum und er stört nicht weiter.

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Der große Saal wird beim Eintreffen von Team Gigblog mit gediegenem Scott Walker beschallt. Es füllt sich etwas zögerlich, zum Konzertbeginn um 20.15 Uhr sind aber knappe 1.000 Menschen da – überwiegend Männer mittleren bis fortgeschrittenen Alters in schwarzen Klamotten – sicher keine Überraschung. Der Showstart im komplett unprätentiösen Setting ist zwar nicht gerade explosiv, aber doch recht dynamisch. Die Typen gehen durchaus noch als zeitlose Rocker mit Sonnenbrillen durch, strengen sich auch merklich an, auf der Bühne Action zu zeigen.

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Vor allem Dave Vanian ist richtig gut drauf und viel unterwegs, interagiert mit den vorderen Publikumsreihen, tänzelt und singt auch mal in ein gereichtes Handy. Mein Favorit „Love Song“ eröffnet den Abend leider mit deutlichen Soundproblemen – Vanian ist zunächst kaum zu hören. Das wird zwar besser, allerdings bleibt der Gesang für meinen Geschmack zu leise und der Gesamtsound klingt matschig.

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Nach Konzertende stehen wir mit der zahlreich erschienen Stuttgarter Punkrock-Polizei zusammen und hören doch etliche Klagen über den schlechten Sound – egal von wo aus man das Konzert erlebte. Ich finde es nicht ganz so tragisch und erfreue mich an einer dramaturgisch cleveren Setlist mit allen wichtigen Songs der drei ersten Alben aus den späten 70ern.

Danach ging es mit The Damned bekanntlich abwärts – sieht man mal von der guten Idee ab, 1986 „Eloise“ zu covern, mit dem Barry Ryan 1968 zumindest im britischen Königreich einen Hit landete. Das gelang auch The Damned, die sich bis dahin vom Punk weg zum Gothic Rock entwickelten.

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Bei „Eloise“ werden dann nach einer Dreiviertelstunde auch die mit Abstand meisten Handys im Publikum gezückt. Viel mehr Aktivität wird leider auch nicht gezeigt, erst im Zugabenteil kommt die arg träge Masse ein wenig in Bewegung. Letzte Woche sei es bei den Undertones am selben Ort ähnlich statisch gewesen, berichten Augenzeugen.

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Um nicht missverstanden zu werden: Die Leute scheinen sich überwiegend sehr gut unterhalten zu fühlen und die Stimmung ist im Publikum ebenso gut wie auf der Bühne. Ich habe nie den Eindruck, abgetakelte Hasbeens zu erleben – diese reifen Kerle scheinen sich selbst am meisten zu freuen, dass es im Karriereherbst nochmal so gut läuft.

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Ein interessantes Detail meldet der Gigblog-Fotograf aus dem Bühnengraben: Die mittlere Monitorbox war eine Attrappe mit eingebautem Teleprompter. So arbeiten abgezockte Profis. Zum Finale kommen die letzten fehlenden Kracher „Neat Neat Neat“, „New Rose“ und „Smash It Up“ und alle sind’s zufrieden, auch wenn meine erträumte Zugabe „Wot“ natürlich nicht kommt. Sicher haben wir nicht das Konzert des Jahres erlebt, dafür aber einen nostalgisch geprägten Abend mit einer grundsympathischen und scheinbar unkaputtbaren Band, die es schafft, Fun und Glam in den Punk zu bringen. Bis heute.

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Ein Gedanke zu „THE DAMNED, 27.11.2024, Im Wizemann, Stuttgart

  • 1. Dezember 2024 um 14:49 Uhr
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    Genau so war es

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