TEAM SCHEISSE, 31.10.2024, Im Wizemann, Stuttgart
Punk und Plastikblumen – Willkommen bei Team Scheisse. Eine gute Möglichkeit, Halloween halbwegs zu umschiffen: einfach ein Konzert besagter Bremer Band besuchen. Gefühlt anderthalb Jahre ist es her, dass die Punkband Team Scheisse im Esslinger Komma gespielt hat. (Falsch gefühlt, es war 2023 ebenfalls im Wizemann). Karte hatte ich nicht bekommen, dieses hole ich nun nach. Es scheint sich zwischenzeitlich viel getan zu haben. Aussagen, dass sie gehypt werden, sind zu mir rübergeschwappt. Also vorbeischauen im ausverkauften Saals des Wizemanns. Auf der Bühne sind Plastikblumen und – Pflanzen neben und an den Instrumenten drapiert. Vielleicht sind es die vom Album “Ich hab Dir Blumen von der Tanke mitgebracht?“.
Verkleidete Schmetterlings-Freundesgruppen tummeln sich im Publikum. Wer sich unabhängig von Halloween verkleiden möchte, kann dies bei einem Team Scheisse Konzert tun. Wegen Krankheit sind Gordonbleu 666 ausgefallen und scheitern.dreitausend eingesprungen. Bassistin Lulu Henn kündigt sie als “Team Scheisse” – Coverband an. Der Team Scheisse Anteil liegt eher darin, dass sie und Gitarristen Melo Kanone von Team Scheisse dabei sind. Keine Ahnung, wie Gordonbleu 666 geklungen hätte, aber scheitern.dreitausend gefallen mir richtig gut. Melodiöse Songs, die nach sattem Indie klingen. So manch ein Einfluss der Hamburger Schule und ältere “Wir sind Helden” Song blitzt durch. Gerne nochmal wiederkommen.
Vor Stuttgart hätten sie ein bisschen Angst gehabt, sagen Sänger Timo Warkus und Gitarrist Thomas Tegethoff. Diese wird in jedem Fall genommen sein. Von den ersten Minuten an legt Team Scheisse einen Hebel um, mit antreibendem Schlagzeug und schrabbelnden Gitarren legen sie gleich los. Die Songs sind kurz, prägnant und knackig. Eine Songlänge von über drei Minuten wird nicht benötigt. Gefeiert werden sie alle, vom “Karstadt-Detektiv” bis zum Schmetterling. Den gibt es gleich zweimal.
Das Publikum ist gepackt und begeistert. Sehr sogar. Stimmung und Raumtemperatur steigen stetig an. Mission “Publikumsvertrag“ abgeschlossen. Erstmal allerdings halbwegs. Eins ist Team Scheisse sehr wichtig: Awareness und dass auch ein Konzert ein Safe Space sein kann/sollte. “Passt aufeinander auf und schaut auch mal neben Euch”. T-Shirts werden angelassen und keine Becher geworfen, lautet die Ansage. Solche Verhaltensweisen haben hier keinen Platz. Ein paar Cis-Dudes haben es nicht verstanden und sich in den angekündigten Flinta-Moshpit reingemischt. Der Song wird gestoppt, die Haltung wird ganz klar nochmal formuliert. „Es hat nicht geklappt” und er beginnt nochmal von vorne. Der Stimmung tut es keinen Abbruch.
Irgendwie ist der Bandname Team Scheisse auch Programm. Sie wirken wie ein eingespieltes Team, Band, Kollektiv und gute Freund:innen. Sie sind immer in Bewegung, im Dialog untereinander und mit dem Publikum. “Kommt gut nach Hause” wünschen sie zum Abschied. Vielen Dank, Team Scheisse!
Auch wenn ich TS auf Platte sehr mag (Mukke+Message), hat mich das Konzert persönlich irgendwie nicht so abgeholt. Schon im Vorfeld hat der doch recht hohe Ticketpreis für ein Punk Konzert etwas Unmut ausgelöst. Enttäuschend dann auch der, in meinen Ohren, eher miese Sound auf dem Konzert. Dafür kann die Band natürlich nichts (eher ein Problem der Location).
Insgesamt jedoch dann eine gute Stimmung und eine spielfreudige Band, die sehr engagiert auftrat. In Sachen „Awareness“ für mein Empfinden jedoch etwas „over the top“. Nicht falsch verstehen, ich finde es gut wenn eine Band das Publikum darauf aufmerksam macht aufeinander zu Achten und insgesamt aufeinander Rücksicht zu nehmen. Die Emotionen kochen schließlich gerne mal (zu) hoch auf solch einem Konzert. Eine explizite Anleitung dafür wie das nun Aussehen mag (Shirts/Becher/Pit), brauch ich jedoch persönlich dafür nicht. Das fand ich als langjähriger (Punk-) Konzertgänger etwas befremdlich und auch in einer gewissen Weise bevormundend. Ich würde es besser finden, wenn eine Band da nach ihrem Ermessen situativ (wie zum Teil auch geschehen) sich äußert bzw. dann eingreift. Von Anfang an da solche Grenzen zu setzen, finde ich für ein Punk Konzert jedoch eher unpassend.