JENNY DON’T AND THE SPURS, 29.10.2024, Goldmark’s, Stuttgart
Der Gigblog-Fotograf raunt: „Was für eine fotogene Band“, ich will nicht widersprechen. Und Jenny Don’t And The Spurs klingen auch ganz großartig – schade, dass nur knapp 50 country-affine Menschen am Dienstagabend den Weg ins Goldmark’s finden.
Dabei haben Jenny Connors und ihre Mitstreiter eine imposante Vita und spannende Connections im heimischen Portland, Oregon zu bieten. Bandmitglieder waren schon bei Lieblingsbands wie P.R.O.B.L.E.M.S. dabei, Bassist Kelly Halliburton war sogar schon bei Dead Moon und deren Sideproject Pierced Arrows beschäftigt – aber auch einige Jahre bei den Stuttgarter Motorcity Hardcore-Punks Murder Disco X. Der leider verstorbene Sam Henry trommelte einst sogar bei den Wipers.
An diesem – wie sich schnell zeigen sollte – rundum gelungenen Abend weisen aber schon die stilsicheren Outfits der Musiker*innen den Weg: Cowboyboots, bestickte Hemden und Hosen, Stetson und coolste Bolo Ties. Denn heute geht es um Countrymusic. Nicht gerade traditionell Country & Western, dafür aber Countryrock und Cowpunk.
Letzteres war in meiner Wahrnehmung ein heute fast vergessenes Genre, das in den 80ern so großartige Bands wie Tex & The Horseheads, Jason & The Scorchers oder Blasters (mit Dave Alvin) hervorbrachte. Auch Lone Justice lassen sich zumindest grob in diesem Genre unterbringen, denn an die Band von Maria McKee erinnern mich Jenny Don’t & The Spurs teils deutlich – wie auch an die tolle Nikki Lane, die 2017 auch schon im Goldmarks aufgetreten ist.
Von Beginn an trifft mich die Musik mitten in mein altes Country-Herz. Die Band ist ebenso cool wie sympathisch, dazu technisch extrem versiert, wie im Country-Genre auch erforderlich. Frontfrau Jenny ist eine souveräne Performerin mit satter Country-Stimme, lässiger Gitarre und coolen Moves, sie hat das Publikum von Anfang an im Griff. Ihre Band ist ebenso stark, herausragend finde ich Gitarrist Christopher March. Er spielt mit messerscharfer Präzison und höchst dynamisch, immer reichlich Twang in seinen eleganten (und auch mal krachigen) Läufen.
Die Inszenierung sitzt, die Tempi werden gekonnt variiert – vom rasanten Pogobeat bis zu süßlichen Midtempo-Shuffles im Roy Orbison-Stil. Die eigenen Songs verbinden oldschoolige Country-Tradtion mit sattem Rock. Das klingt rund, süffig und bierkompatibel, von Goldmarks-Soundzauberer Micha wie immer perfekt in Szene gesetzt. Zumindest zwei – natürlich perfekt passende – Coverversionen mache ich aus: „Cheatin’ Heart“ von Hank Williams und „Fire In The Western World“ von Dead Moon. Was dann auch ziemlich genau das stilistische Spektrum des Konzerts wiedergibt.
So erleben die Anwesenden einen gelungenen Abend mit einer sehenswerten Alt-Country-Band in der genau richtigen Location. Freut mich sehr, dass hiesige Veranstalter solche Konzerte überhaupt machen, obwohl an dem Abend wahrscheinlich niemand richtig Geld verdient hat – die Musik war umso besser.