LEVIN GOES LIGHTLY, 17.10.2024, Merlin, Stuttgart
Bereits im Mai hatte Levin Stadler aka Levin Goes Lightly bei seinem großartigen Auftritt auf dem About Pop Festival, einige neue Songs vorgstellt, die mehr als zu überzeugen wussten (der Gig-Blog berichtete). Die Erwartungen für den heutigen Abend, an dem Levin sein bereits fünftes Album „Numb“ zum ersten Mal live vorstellt, sind dementsprechend groß.
Kurz vor 21 Uhr betritt Levin Stadler mit seiner Band die komplett mit weißen Tüchern ausgekleidete Bühne des Merlins. Und schon diese Dekoration erschafft eine ganz besondere, geradezu theatrale Stimmung. Die Band besteht neben Levin, wie schon beim About Pop, aus der Stammbesetzung Thomas Zehnle an der Gitarre und Paul Schwarz am Schlagzeug, aus Alisa Scetinina am Keyboard und Julia Kalb am Bass.
Schon beim Opener „Fleck“ wird der Konzertraum mit intensiven, rhythmischen Klangflächen geflutet. Ab der ersten Minute sind der volle Einsatz und die Begeisterung der Musiker*innen nachgerade physisch greifbar. Massive New Wave Soundflächen branden durch das ausverkaufte Merlin, durchdringen den Raum und die intensive Stimme Levins nimmt gefangen. Schon nach dem dritten Song „Numb“ kocht es im Club und nicht nur bei Stadler tropft der Schweiß.
Hypnotische Euphorie wird hier in Vollendung, mit großer Geste zelebriert und zu keiner Zeit wirkt das auch nur im Geringsten aufgesetzt. Das ist echter Glamour, der seine Größe aus dem Dunkel der Melancholie schöpft. Das ist alles vom Feinsten. Schon erstaunlich, wie zum Beispiel beim Track „Allein“, wavige Synthiepatterns mit triphoppigen Breakbeats perfekt kombiniert werden. Man kann nicht anders, als sich in diese Klanglandschaften fallen zu lassen.
„She´s Dancing“, das Merlin tanzt, Hingabe an den Sound, im Hier und Jetzt. Hier gibt es keine Filler zu hören. Beim Song „Okay“, auf dem Album im Duett mit Flora, deren Gesangspart heute Abend von Julia kongenial übernommen wird, eröffnen sich dunkel romantische Gefühlswelten.
Ganz großes Kino, was hier heute Abend dargeboten wird; Beats, die zwischen modernistischer Kälte und wohliger Wärme changieren. Wie bereits erwähnt, das ist glamourös und doch niemals oberflächlich; Levin Goes Lightly gelingt somit ein Spagat, den nur wenige imstande sind zu vollbringen. Glamour, der erhebend ist in dieser oftmals so grauen Zeit.
Was natürlich noch erwähnt werden muss, ist, wie stark die Band als musikalische Einheit auftritt; hier passt einfach alles, die große musikalische Qualität, immense Spielfreude und überzeugende Bühnenpräsenz. Gegen Ende gipfelt es bei „Speedways“ in ein noisiges Crescendo aus Gitarrenwänden und Beats, bevor dann mit „Rote Lippen“ leider schon der letzte Song angestimmt wird.
Und was macht man nach diesem glücklich machenden Konzert? Nach Hause gehen und das neue Levin Goes Lightly Album auflegen!