AUGN, 11.10.2024, Manufaktur, Schorndorf
Machen wir es kurz. So kurz wie das Konzert von AUGN. Wie Skandal richtig geht, zeigt aktuell die Oper Stuttgart. Der Skandal, den die Berliner Rapper gerne provozieren würden, verpufft hingegen wie das Aufbegehren eines Dreijährigen, der aus dem Kindergarten ein paar saftige Fäkalausdrücke mitgebracht hat, bei seinen Eltern aber nur eine müde Reaktion hervorrufen kann. „Ja, ja, das ist eine Phase. Das geht auch wieder vorbei.“
Haben die beiden Musiker, die konsequent mit Strumpfmaske auftreten, sich zu Beginn ihrer „Karriere“ noch durch Schaufensterpuppen vertreten lassen und so ein Skandälchen provoziert, so haben sie sich inzwischen längst den Regeln des Business gebeugt und stehen Punkt 20:45 Uhr selbst auf der Bühne der Manufaktur. Schwer eingenebelt und vor einem Big-Brother-mäßig illuminierten Tom-Cruise-Konterfei ziehen sie ihre Vollplayback-Show ab. Der Applaus kommt vom Band und in computergenerierten Zwischenansagen wird das (recht überschaubare) Schorndorfer Publikum beleidigt. Dieses nimmt das eher amüsiert zur Kenntnis. Sollen die dadaistischen Wordkaskaden aus Fäkal-, Porno- und Nazi-Vokabular schocken oder ist es einfach nur peinlicher Pennälerhumor?
Zumindest setzt es die Marke „Augn“ fort, die sie – etwas bemüht wirkend – auf Instagram und Youtube mit „gewagten“ Bildkompositionen und Trash-Videos zu führen versuchen. Dabei wird aber auch allzu schnell deutlich, dass ein Witz durch Wiederholung nicht besser wird und es stellt sich auch der Eindruck ein, dass der Zenit dieser Band bereits überschritten ist. Sehen wir sie hier gar auf ihrer Abschiedstour? (Wer will denn auch diese Luftnummer ein zweites Mal sehen?)
Mit viel gutem Willen könnte man Songs wie „Habibi“ als ironische Betrachtung aktueller gesellschaftlicher Phänomene betrachten, aber letztlich bleibt immer der schale Eindruck des Witzes um des Witzes willen. Nach 35 Minuten ist die Show vorbei. Und das ist gut so.
Eines noch: Wer noch einmal AUGN die „deutschen Sleaford Mods“ nennt, muss zur Strafe alle Lyrics der Briten ins Deutsche übersetzen. Was dort an bissiger, lyrisch-pointierter Gesellschaftskritik und Zorn drinsteckt, ist bei den Berlinern bestenfalls oberflächlich. Kann aber auch sein, dass dies alles auf einer Meta-Meta-Ebene stattfindet, für die der Rezensent schlicht zu doof ist.
Krass! Das ist das erste Mal, dass ich von Dir hier einen Verriss lese!
Aber der „Brandenburger Wolf“ ist trotzdem lustig!
VG, Holger D.
10 Punkte für die Drohung „Wer noch einmal AUGN die „deutschen Sleaford Mods“ nennt, muss zur Strafe alle Lyrics der Briten ins Deutsche übersetzen.“
Naja, nicht ganz. Ich verweise freundlichst auf UB40.
Ich fands besser als erwartet – finde auch, wer gleichzeitig Sachen wie „Vatertag“ und „Habibi“ raushaut, der hat schon was drauf. Und die Zwischenansagen waren ja liebevoll;-) an die Location angepasst…