ZOMBEACHES, NO SHOT, 20.09.2024, Prisma, Stuttgart
Es spricht immer für die Qualität eines Konzertabends, wenn man als Gigblogger eigentlich nur als unbeteiligter Besucher da ist, just for fun und im freitäglichen Feierabendmodus. Über dieses Event in einer außergewöhnlichen Location muss aber unbedingt berichtet werden – zum Glück war auch ein Fotograf anwesend.
Wie alle Vertreter seiner Zunft klagt er über die Lichtverhältnisse im Cannstatter Prisma, denn in dem eher schmuck- und fensterlosen Raum in der retrofuturistischen ehemaligen Schwabenbräu Passage im Herzen Bad Cannstatts gibt es eigentlich keine Bühnenbeleuchtung. Wie auch keine Bühne, immerhin aber eine gut frequentierte Bar – und ein vielköpfiges Publikum aus unterschiedlichen stilistischen Lagern. Zu meckern gibt es sonst aber mal gar nichts, so viel vorweg.
Es drängeln sich vermutlich an die 100 schwitzende Menschen im Prisma, das eine weitere Bewährungsprobe als Location für die kleinen, lauten und besonders wilden Konzerte bravourös besteht. Das junge Veranstalter-Team No Shows hat mit den australischen Zombeaches eine Band am Start, von der vermutlich höchstens beinharte Down Under-Experten je gehört haben. Als Laie fragt man sich ja schon, wo man derart grandiose Bands überhaupt findet und wie man es schafft, deren allerersten Deutschland-Gig überhaupt souverän vor vollem Haus stattfinden zu lassen.
Den Support liefern No Shot aus der Stuttgarter Nordbahnhofszene mit konsequent entbeintem LoFi-Noiserock und Postpunk. Mit fettem Fuzzbass und kantigem Groove aufs Wesentliche reduziert, erfreuen sie nicht nur ihre zahlreich präsente Fanbase mit sympathisch windschiefem DIY-Sound. Neben der nicht vorhandenen Bühne zeigen sich auch schon Mitglieder des Headliners aus Melbourne, die sich schon jetzt prächtig zu amüsieren scheinen.
Zombeaches haben bislang zwei Alben veröffentlicht, die ich vor dem Konzert gar nicht gehört habe. Während des Schreibens dieses Konzertberichts läuft das neue Werk und klingt für mich doch etwas anders als das, was ich beim extrem explosiven Konzert erleben darf. Auf Tonträger steht der etwas gleichförmige Sprechgesang weiter im Vordergrund, der dann doch recht nah an aktuell auch nicht mehr so richtig angesagte Bands wie Fontaines DC erinnert. Ich kann das so langsam echt nicht mehr hören, aber live präsentiert kommt das anders rüber: Unfassbar kraftvoll, dynamisch, laut und mitreißend. Zudem spielen Zombeaches zu fünft, mit (wenig hörbarem) Keyboard plus zwei eruptiven, oft hart jangelnden Gitarren.
Das Shouting ist brachial, die Gitarren erst recht: Einer der beiden Gitarristen mischt sich von Anfang an ins begeisterte Publikum, wälzt sich auf dem Boden und übergibt sein Instrument auch mal einem flinkfingrigen Konzertbesucher. Der Gesamteindruck ist Punk, irgendwo zwischen The Fall und den australischen Übervätern The Saints – was mir der supernette Drummer nach dem Konzert auch bestätigt. Dank der zwei herben Gitarren und dem satten Drive der Rhythm Section steckt aber auch ziemlich viel Rock im Sound der Zombeaches – natürlich fallen mir dazu ihre Landsleute Radio Birdman ein.
Der Auftritt bleibt bis zum Ende extrem energiegeladen und mitreißend, die Band hat sichtlich Spaß am Rauspowern ihrer oft sogar richtig eingängigen Songs. Was für ein erster Auftritt in Germany für eine junge Band vom anderen Ende der Welt! Und Daumen hoch fürs Prisma als perfekte Location für krachende Underground-Gitarren.
Zombeaches
No Shot
