LA LUZ, BARRIO COLETTE, 13.09.2024, Manufaktur, Schorndorf
Es war 2018, La Luz waren mit ihrem gerade erschienenen neuen Album „Floating Features“ auf Tour, als ich die Band das erste Mal live gesehen habe. Ein Gig, der sich intensiv in mein Konzertgedächtnis, dank des sehr eigenen Sounds und der großen Bühnenpräsenz der vier Musikerinnen, eingegraben hat. Meine Vorfreude auf den heutigen Abend ist also groß, La Luz nach sechs Jahren endlich wieder on Stage erleben zu dürfen.
Viel ist seither geschehen. Shana Cleveland, die Gitarristin und Songwriterin, wurde Mutter und kurz darauf wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Ihre Band hat sie neu besetzt, von der damaligen Formation ist niemand mehr übrig. Wie mag sich all dies auf die Musik und deren live Umsetzung ausgewirkt haben, ich bin mehr als gespannt.
Doch zuerst entert die Supportband Barrio Colette, die mir bis zum heutigen Tag leider vollkommen unbekannt war, aus Genf die Bühne. Und es beginnt fulminant. Massive, repetitive Computerbeats erklingen, Gitarre, Bass und Schlagzeug spielen tight und Sängerin Noémi Griess zeigt, was eine wahre Performerin ist! Exzessiver Ausdruckstanz zwischen Karatekicks, Ballettpositionen, Cabaret und erotischer Beschwörung. Das erinnert an Szenen in der „Titty Twister“ Bar, aus „From Dusk Till Dawn“ von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. Und die Musik steht dem in nichts nach; doch wie soll ich den Sound nur beschreiben? Pop ist es nicht wirklich. Garage-Pop? Gibt es dieses Genre? Egal, es macht Spaß, ist mitreißend und bewegt das Publikum. Neunziger Electronica Einflüsse sind zu hören, irgendwie auch spaciges. Zum Schluss gibt es dann eine trashig punkige Noise Coverversion von Nancy Sinatras „These Boots Are Made For Walking“. Sehr geil ist das!
All das macht Barrio Colette zu einer echten Neuentdeckung für mich, von der ich in Zukunft gerne noch mehr hören und nach so einem Liveauftritt, auch sehen, möchte.
La Luz (auf Deutsch: „Das Licht“) lassen eine lächelnde Sonne aus Pappe und Goldfolie auf der Manufaktur-Bühne aufgehen und bringen an diesem viel zu kalten Septembertag, etwas sommerliche Wärme zurück und der surfige Klang von Shanas Clevelands Gitarre beamt mich an einen sonnigen Strand Kaliforniens.
Was sofort auffällt, die neue Besetzung spielt auf einem ebenso großen musikalischen Niveau wie Clevelands Mitstreiterinnen von vor ein paar Jahren, doch es gibt einen Unterschied, die Show ist nicht mehr so wild wie damals, sie ist zurückgenommener, vielleicht auch etwas introspektiver. Das Leben hinterlässt seine Spuren in der Kunst und dies zuzulassen, zeichnet eine*n Künstler*in aus. Der aktuelle Song „Strange World“ zeigt dies besonders; er ist düsterer, besonders in seiner Live-Umsetzung, als das bisherige Material von La Luz und doch kommt gerade bei diesem Track die gekannte Energie zum Vorschein, Shana Cleveland versinkt geradezu im rockigen Gitarrenspiel, das immer wieder von großartigen, intensiven Störelementen durchzogen ist.
Der Gig ist unglaublich atmosphärisch, geprägt von halliger Psychedelika, feinen Melodielinien, Clevelands zartem Gesang und einer treibenden Rhythmusgruppe. Ein Gesamtsound, der eine cinematografische Stimmung erschafft, ein Sound, der aus dem Score eines Werkes Tarantinos entsprungen sein könnte (hier schließt sich auf geniale Weise der Kreis zum Support). Der Band gelingt es, eine Atmosphäre zu erschaffen, in die man sich fallen lassen kann, geradezu halluzinogene Bilder werden evoziert und doch besteht nie die Gefahr, dass das Set ins gänzlich Ephemere, nicht Fassbare abdriftet, bleibt immer auch eine musikalische Erdung bestehen. Und genau dies ist es, was den Sound von La Luz so besonders macht, dieses dichotomische Spiel aus halluzinogener Leichtigkeit und Bodenhaftung, aus hypnotischer Auflösung und rockiger Körperlichkeit. Wirklich beeindruckend, wie La Luz es geschafft hat, einen unverkennbaren Signatur-Sound zu erschaffen, ohne dabei in Stagnation zu verharren.
Jawoll!
Genau u uu meine Meinung !
(Hatte ich gleich am Merchstand zu den Bands gesagt:
Zusammen könnten sie die Soundtracks für vieele weitere Tarantino- Filme schaffen
(aber würde kaum klappen leider :
Der verlangt ja bestimmt, dasssie ihre boots ausziehn und barfuß auftreten !)
*fg*
Vlg Lo thar
(fka djzorro.
Von der Redaktion Tonspur im FRS )
P.S. :
lustiger link dazu :
https://www.instagram.com/davehoph/p/C51DquiqFaf/?img_index=1