SIENA ROOT, 05.08.2024, Goldmark’s, Stuttgart
Kann ein Montagskonzert schöner beginnen als im sommerlichen Goldmark’s-Biergarten? Mit vielen Freund*innen und bekannten Gesichtern zu leckerem Kraftpaule-Bier? Also ich wüsste nicht – und der Konzertabend entwickelt sich dann auch im Weiteren ganz prächtig.
Zu Gast sind Siena Root aus Göteborg, seit rund einem Vierteljahrhundert im Vintage-Rock-Geschäft – also mit reichlich Erfahrung und über die Jahre auch mit beachtlicher personeller Fluktuation. Vom rührigen Stuttgarter Konzertveranstalter Trash-A-Go-Go vielversprechend als „Heavy, Psychedelic & Dynamic Roots Rock“ angekündigt, findet sich genau die richtige Menge an Publikum ein, um den Gig zu einem echten Erlebnis zu machen.
Was wiederum auch den höchst angenehmen Umständen im Goldmark’s geschuldet ist. Das Bier wird von kompetenten Fachkräften ausgeschenkt, der Sound ist fast noch sensationeller als dort ohnehin gewohnt – und dann gibt es statt einer Supportband ja noch eine psychedelische Lightshow ganz alter Schule. So richtig, mit Overhead-Projektoren und gleich dreifacher (Wo-)Man-Power. Die Lichtkünstler*innen sollten sich doch mindestens „Fillmore South“ nennen, wurde schon beim Warm-Up-Bier angeregt.
Derart günstige Rahmenbedingungen lassen sich dann auch Siena Root nicht entgehen und liefern ein blitzsauberes Konzert ab, das nur zufriedene Gesichter hinterlässt. Ihr 90-minütiges Set bietet Nummern aus allen Schaffensphasen, klingt aber immer wie eine Zeitreise ins Jahr 1971. Das schaffen sie ohne plumpe Nostalgie-Effekte, indem sie einfach ihr Ding durchziehen. Und das heißt Rock, oldschoolig interpretiert und angereichert mit Heavy-. Stoner, Prog-, Hippie- und Psychedelic-Elementen.
Die grundsympathischen Typen erweisen sich allesamt als echte Könner und spielen mit Leidenschaft ihren gar nicht abgestandenen Sound. Der Basser mit der mächtigen Matte und dem sprechenden Namen Sam Riffer sorgt mit reichlich WahWah-Tieftönen für schleppenden Funk im Groove, Drummer Love Forsberg singt nicht nur fast alles leidenschaftlich mit, sondern gibt gerne auch mit der Cowbell zusätzlichen Drive. Gitarrist Johan Borgström ist zum Glück kein egozentrischer Macho-Axeman, sondern ein echter Teamplayer und stilistisch mit allen Wassern gewaschen.
Und wie man es schafft, eine derart überzeugende Sängerin zu finden, die dann auch noch eine brodelnde Hammond Orgel spielt, ist mir ein Rätsel. Jene Zubaida Solid erweist sich als stimmgewaltige (Barfuß-) Sängerin, die nach dem Konzert bei den fachsimpelnden Auskennern die Referenzen nur so purzeln lässt. Grace Slick wird ebenso ins Gespräch gebracht wie Inga Rumpf (Frumpy). Ich höre eher Mariska Veres von den geliebten Shocking Blue. Und im Verlauf des Konzerts dann auch noch zunehmend Julie Driscoll – dank der coolen Hammond Orgel gleich in Personalunion mit Brian Auger.
In rustikaleren Momenten fallen mir naheliegenderweise auch Bands wie Uriah Heep, Mountain und Deep Purple ein, dabei klingen Siena Root keineswegs so altbacken, wie man vielleicht vermuten könnte. Ich finde den Auftritt rundum erfrischend und bin mir sicher, dass sich alle Anwesenden auch an einem sommerlichen Montagabend in Stuttgarts bestem Liveclub ganz prächtig amüsiert haben.