SCHRIEFL & BÄR, GRAVITY & OTHER MYTHS, 28.07.2024, Theaterfestival Isny, Burkwanger Weiher, Isny

Am Sonntagmorgen gibts beim Theaterfestival Isny Frühschoppen mit Weißwurst, Laugengebäck und Weißbier und dem Duo Schriefl & Bär. Die haben allerlei Instrumente am Start, so Alphorn, Tuba, sonstiges Blech und Holz sowie ein Akkordeon oder ist es eine kleine Steirische gar?! Akkordeon und Trompete kann man übrigens auch ganz gut gleichzeitig spielen – das lerne ich bei diesem Auftritt. Mir ist es nach ein paar Stücken ein bisschen zu klamaukig und ich bin auch sehr müde und ziehe es vor, diesen regnerischen Morgen erstmal im Liegen zu verbringen, ich höre aber alles auch an meiner Schlafstatt. Die spielen echt von 10.30 bis weit nach 13 Uhr. Die Leute toben, auch das höre ich. Freut mich für die beiden. Auch für sie wurde der Hut sicher auch gut voll, waren ja viele Best Ager da.

Flausenspiele

Der Nachmittag gehört den Kindern mit Stofftier-Weitschleudern, Schaumwolken-Jagen und Clown Otsch. Und dank des vielen Regens hoffentlich auch ein bisschen Schlammschlacht. Ich sitze derweil im Gastrozelt und höre Jugendlichen, die mit ihren Eltern beim Festival sind, beim Quatschen zu. Einer sagt, er komme aus Berlin-Kreuzberg, was die anderen aus beispielsweise Augsburg oder Biberach schwer beeindruckt. Voll süß sind die.

Im Gastrozelt dürfen nun Laienmusiker ran, so sehen und hören wir die, wenn ich das richtig verstanden hab, „Musik für Alle Band“, die sehr viele Mitglieder hat und drei Coversongs zum Besten gibt. Anschließend erfreut uns das Chorprojekt „Voice Manie“. Ganz wichtig ist dem Chorleiter, dass das dem Oberschwäbischen „Woiß mr nie“ entspricht. Die sind ganz schön gut. Highlight für mich ist ein Stück aus dem Bregenzer Wald. Eine der Sängerinnen hat hier übrigens im letzten Jahr mit einer Jazzband grandios gesungen. Sie ist Ehrenamtliche hier und kassiert jeden Morgen gut gelaunt das Frühstück ab.

Gravity & Other Myths

Von der zweiten Akrobaten-Truppe des diesjährigen Festivals liebe ich schon den Namen: Gravity & Other Myths  sind mit der Show „A Simple Space“ im Zirkuszelt zu Gast. Der Name ist das eine, was die Australier heute zeigen, ist übermenschlich und mit das Großartigste, was ich je gesehen habe. Seit Jahren buhlt das Theaterfestival um die Gravities  – nun sind sie da. Warum das Programm „A simple Space“ heißt? Alles ist superschlicht. Keine besonderen Klamotten, keine Schminke. Die Musik ist handgemacht und oft gibt es einfach gar keine Musik. Und eine aufwendige Lichtshow lenkt heute auch nicht von den Akrobaten ab.

Lass stecken, dass Gravity & Other Myths etwa 20 Salti aus dem Stand machen können, das ist noch die einfachste Übung bei dieser Show. Ständig hüpfen sie aufeinander rum, im ersten, zweiten oder dritten menschlichen Stock, heben und schwingen sich durch die Gegend, werfen sich einander zu, nach oben, nach unten, überall hin. Und machen dabei noch tolle Figuren, lachend – und ja – die Schwerkraft scheinen sie permanent auszuhebeln.

Das Publikum wird auch immer wieder einbezogen, z.B. verteilen Sie Bälle ans Publikum und wir dürfen sie, die dafür auf Händen stehen, abwerfen. Die Bälle sind etwas zu leicht, um tatsächlich jemanden umzuwerfen, aber sie machen eine nette Show draus. Vor allem die Kinder im Saal sind hingerissen.

Eine Art Blödelheini haben sie auch dabei, der für die Musik zuständig ist und sein Können als Body-Percussionist zeigt. Der macht schon ein bisschen bei der Akrobatik mit zu Beginn, als sie eine Nummer mit Springseilen machen, die funktioniert wie Strip-Poker. Der Verlierer, also der, der sich zuerst verheddert, steht am Schluss tatsächlich fast nackt da, darf aber seine Genitalien mit den Händen bedecken. Die Frauen rechts von mir sind total aus dem Häuschen deswegen. Ich brauche Gehörschutz.

Im September haben die Gravities einige Termine im Theaterhaus Stuttgart mit dem Programm und vermutlich größerem Ensemble. Die Company ist relativ groß und hat ein umfangreiches Programm.

Schriefl & Bär

Gravity & Other Myths