GHOSTWOMAN, 11.07.2024, Manufaktur, Schorndorf

GHOSTWOMAN, 11.07.2024, Manufaktur, Schorndorf | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Ghostwomans letztjährige Platte „Hindsight is 50/50“ schaffte es auf meine persönliche Bestenliste 2023. Evan Uschenko erschuf gemeinsam mit der Schlagzeugerin Ille van Dessel ein Album, das irgendwo im nur schwer fassbaren Musikkosmos zwischen rohem Garagerock und düsterem, Untiefen auslotendem Postpunk anzusiedeln ist. „Hindsight…“ hat mich ob, oder gerade wegen, seiner vermeintlich einfachen, repetitiven Strukturen sofort in seinen Bann gezogen und auch nach vielen Hördurchgängen verlor es kein bisschen an Faszination. Ich bin also sehr gespannt, wie diese intensive Musik heute Abend live umgesetzt wird.

GHOSTWOMAN, 11.07.2024, Manufaktur, Schorndorf | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Die Bühne, nahezu in Dunkelheit gehüllt und nur punktuell von rotem Scheinwerferlicht illuminiert. Eine wahre Freude für jeden Fotografen! Auftritt Ghostwoman. Ille van Dessel setzt sich grußlos an ihr Schlagzeug, das, untypischerweise, direkt am Bühnenrand steht, Evan Uschenko nimmt seinen Platz vor seinem Mic ein, begrüßt das Publikum mit den Worten „God bless you“ und ohne Umwege bricht das Soundgewitter über uns herein. Das Drumming brandet mit solcher Wucht ins Publikum, dass es einen erbeben lässt. Uschenko entlockt, mit selbstversunkener Hingabe, seiner Gitarre hypnotische Klangschichtungen, die den gesamten Raum ausfüllen und in der Symbiose mit den massiven Drum-Sounds eine extrem körperliche Musikerfahrung erschaffen. Dies kommt in seiner Gesamtheit schon fast einer Naturgewalt gleich, ein musikalischer Orkan fegt durch die, mit 200 Besuchern gut gefüllte, Manufaktur und Illa van Dessels Haar weht im Ventilatoren-Sturm.
Ghostwomans Musik umschließt einen, man geht in diesen repetitiven Soundscapes geradezu auf; dies ist eine, hypnotisch-psychedelische Atmosphäre, die einen förmlich aufsaugt. Uschenko und van Illes erzeugen ein dunkles Klanggewölbe, in dem eine Performance zelebriert wird, die an einen atavistischen Ritus erinnert; Ghostwoman bless us!

GHOSTWOMAN, 11.07.2024, Manufaktur, Schorndorf | Foto: Holger Vogt
Foto: Holger Vogt

Beeindruckend ist das, im ganz Besonderen dieses kraftvolle, stoische und sehr präzise Schlagzeugspiel; was für ein körperlicher Act! Dies ist mit einer solchen Wucht gespielt, dass Illa es schafft, nach 45 Minuten die Fußmaschine ihres Schlagzeugs zu zerlegen. Was folgt sind ein paar Minuten peinliche Stille des geplätteten Publikums, was von Evan mit den Worten „Thanks for being here and making this even more awkward“ kommentiert wird.

Musikalisch gibt es nicht mehr viel zu erwähnen, allzu viel Varianz gibt es bei diesem Set nicht, was aber zu keinem Zeitpunkt ein Negativpunkt ist, nein, gerade durch dieses Fließende der Musik, gepaart mit dem großen handwerklichen Können, erschafft die Band diese grandiose Sogwirkung.

Und auch wenn Uschenko gegen Ende meint, „There are surely people here who write reviews. I don’t like these people“, findet der Schreiber dieses Konzert doch ganz großartig!

GHOSTWOMAN, 11.07.2024, Manufaktur, Schorndorf | Foto: Holger Vogt
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2 Gedanken zu „GHOSTWOMAN, 11.07.2024, Manufaktur, Schorndorf

  • 13. Juli 2024 um 10:25 Uhr
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    Das einzige Auffällige an diesem Abend war das wehende Haar der Drumerin, bei der herrschenden Dunkelheit im Bühnenbereich. Dazu noch die wummernde Basedrum der vorgenannten Akteurin. Das andere Drumset ging dagegen fast völlig unter. Dazu eine Basseinspielung, die Zeitqeise die Magenwände zur Rebellion brachten. Drumfolgen die an Einfachheit und Dauer langweilig wirkten und nicht, die in der Konzertbeschreibung genannte Dynamik und Präzise nicht immer erkennen lies…
    Die zuvor gehörten Songs waren im Programm nicht zu erkennen… Insgesamt war es nach 40 Minuten Zeit, seine Gehörgänge wieder auf Normalzustand zu bekommen. Fazit… noch Luft nach oben…

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