BANE, COMEBACK KID, MINUS YOUTH, 19.06.2024, Juha West, Stuttgart
Am Ende tut es mir dann doch leid um die fünf Minuten, die ich zu spät im Jugendhaus West ankomme, um weiter in den Saal und näher an Minus Youth ranzukommen. Wie schon beim SBÄM Fest vor drei Wochen geht’s bei der Stuttgarter Band voll zur Sache: Die Ansagen sind klug und Sabrina von Defiance ist auch wieder kurz auf der Bühne. Viel Zeitgeist und wahnsinnig viel Energie! Und obwohl Sänger Denis bei der eigenen Show alles gibt, tanzt er den Rest des Konzerts auch noch ohne Pause zu den beiden anderen Bands.
Dass Comeback Kid hier sind, findet Booker Flo selbst ganz schön aufregend. Sänger Andrew Neufeld war zwar schon zwei Mal in einer anderen Formation in Stuttgart-West, aber heute ist es halt doch so wichtig, dass der Abend bereits vor einem halben Jahr innerhalb von Minuten ausverkauft war. Andrew scherzt, dass es am nächsten Tag womöglich noch einen zweiten Gig an Ort und Stelle geben könnte, weil das „Graspop Festival“, auf dem die Band spielen soll, gerade überflutet wird. Wäre es so gekommen, mit Sicherheit wäre das Jugendhaus spontan nochmal voll geworden.
Es wird zwischen den Songs fröhlich geplaudert auf der Bühne, in diesem kleinen „Proberaum“ und Andrew tigert ausschweifend herum, während sich seine Mitmusiker gefühlt ganz an die Seiten verdrückt haben. Das Publikum ist vom ersten Ton sowas von dabei.
Während bei Hip Hop (zum Beispiel in der zweiteiligen Doku über das splash!-Festival) immer mal wieder diskutiert wird, wann und wo Mosh- und Circle Pit passt oder nicht, fliegen im Juha West die Arme und die Beine und Menschen vom jeweils ersten bis zum letzten Song bei allen drei Bands. (Eh klar, weil diese Szene diese zwischenmenschlich/-musikalische Interaktion eben erfunden hat.) Da hätte es gar keine präzisen Anweisungen von Andrew zu jedem Song gebraucht, was wann zu tun ist. 24 Jahre gibt es Comeback Kid schon, die Liebe der Fans ist ungebrochen.
Rein physikalisch geht im Saal langsam die Luft aus und nach der kollektiven Atempause vor der Eingangstür kommen die Gäste wieder rein und Bane auf die Bühne. Aaron Bedard im roten Youth-of-Today-Shirt wirkt wie ein riesiger, rastloser roter Flummiball und macht gleich mal eine Ansage, dass das Publikum in seinem Tanzbereich nichts zu suchen hat. Die Hände und Fäuste recken sich ihm und Gitarrist Zach Jordan während der gesamten krachenden Show natürlich trotzdem schwitzend entgegen. Zwischendurch werden Instrumente und Musiker kurz abgetrocknet und weiter geht der wilde Ritt.
„The next song is a love song. They all are.“ Für Außenstehende mag diese Ansage etwas schwierig nachvollziehbar sein – insbesondere wenn man nicht viel von lauter Musik hält. Das Juha West war heute Abend jedenfalls voller Liebe für Hardcore Punk und seine neuen und alten Protagonisten.
Die Fotos hat uns xembracex.de zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Setlists
mit freundlicher Unterstützung von Kalle Stille.
Minus Youth
No Generation / Blue Light / Y.O.D / Sun / Homeaway / Tens To Thirties / Not Now/Not Never /Nothing
Comeback Kid
Heavy Steps / False Idols / Do Yourself a Favor / Talk is Cheap / Trouble in the Winners Circle / Somewhere, Somehow / G.M. Vincent and I / All in a Year / Crossed / Broadcasting / Absolute / Wasted Arrows / Should Know Better / Wake the Dead
Bane
Final Backward Glance / Count Me Out / As the World Turns / Some Came Running / All the Way Trough /Can We Start Again / Ali vs Frazier I / Calling Hours / Non-Negotiable / My Therapy / Swan Song / Both Guns Blazing
hat Aaron in seiner Ansage nicht das Gegenteil gesagt? Ich dachte, er meinte, wer mitsingen möchte soll nach vorne und näher ran kommen, er würde da sein und man findet ihn und das Micro genau dort… ♂️
Hey Julian, du kannst sehr recht haben. Vielleicht habe ich es auch etwas schludrig geschrieben: Ich meinte verstanden zu haben, dass er nicht wollte, dass wer direkt auf die Bühne kommt. (Abspringen muss man ja von irgendwo.) Na ja. Ohne Körperkontakt funktioniert es ja eh nicht. War ein sehr feiner Abend!
ahja ok klingt auch plausibel – bestimmt eine Mischung aus beidem! Jedenfalls toller Artikel von einem legendären Abend!