THE BLACK CROWES, 30.05.2024, Liederhalle, Stuttgart
Was für eine herrliche Konzert-Location die Stuttgarter Liederhalle und ihr großer Beethovensaal doch ist. Leider war ich schon seit Jahren nicht mehr hier, letztens verpasste ich sogar Iggy Pop zugunsten von Kiss in der Schleyerhalle.
Den Fronleichnamstag mit den Black Crowes in angemessenem Ambiente ausklingen lassen – könnte eigentlich nicht schöner sein. Ich bin rechtzeitig vor Ort und genieße das Ambiente im geräumigen Foyer, mit Wandmosaiken und Vorhängen aus den 60ern, den zwei klassischen Showtreppen, aufmerksamem Personal und hey, reichlich Bierständen! Endlich mal keine Warteschlange, vielleicht allerdings auch der dreisten Preispolitik geschuldet – 6,50 für ein Bier im Plastikbecher halte ich für unethisch.
Noch gar nicht erwähnt: Der Abend wird von Jim Jones und seinen Allstars eröffnet, für den allein sich die Anreise schon gelohnt hätte. Okay, auf der großen Bühne vor noch recht trägem Publikum geht das Powerplay leider etwas unter. Aber wenn man sich vorstellt, wie die siebenköpfige, bläserverstärkte Truppe aus London sagen wir mal im Goldmark’s aufgetreten wäre – sie hätten mit ihrem R&B-getränkten Rock’n’Roll wahrscheinlich alles in Schutt und Asche gelegt.
Auftritt Black Crowes mit AC/DC-Intro, Punkt 21 Uhr. Das Stagedesign gefällt mir gut, angemessen vintage im angestaubten Rummelplatz-Format. In der oberen Etage Drums, Tasten und die beiden aparten Chordamen, unten dann die Saitenfraktion vor gestapelten Gitarrenverstärkern aus dem Rock’n’Roll-Museum – und natürlich Frontmann Chris Robinson. Der erweist sich als gut gealterte Rampensau, schließlich ist seine Band (und die seines eher unauffälligen Bruders Rich an der Gitarre) mit wechselndem Personal schon seit Ende der 80er vor allem in den USA sehr erfolgreich unterwegs.
Was vermutlich auch am arenatauglichen Sound der Black Crowes liegt. Hier wird oldschooliger Rock’n’Roll mit reichlich Blues und Soul getränkt und mit Hard- und Southern Rock angereichert. Meistens in mittlerem Tempo und oft funky genug, um die Hüften nicht allzu hektisch zu bewegen. Was dem reifen Publikum (überwiegend zwischen 50 und 60) durchaus entgegenkommt.
Obwohl die Leute erkennbar motiviert sind, will die Stimmung allerdings nicht so richtig in die Gänge kommen – da hilft auch Chuck Berry als Pappkamerad auf der Bühne nichts. Ein großes Manko ist der leider schlechte Sound – vielleicht hätte man die Verantwortlichen informieren können, dass der Beethovensaal berühmt für seine feine Akustik ist? So leide ich doch sehr an handelsüblichem und zu lautem Geboller wie damals in den 80ern. Aus dem wummernden Hallensound die Drums fast zu eliminieren (die beatgebende Snare war komplett unhörbar), halte ich aber schon für grob fahrlässig.
Robinson müht sich als Showman um gute Laune, aber auch so unverwüstliche Coversongs wie Bo Diddleys „Roadrunner“ und „Hard To Handle“ von Otis Redding verpuffen leider ein wenig. Dass das Konzert dann bereits nach 90 Minuten vorbei ist, sorgt für überraschte Gesichter bei alten Fans – die sich aber überwiegend dennoch gut amüsiert haben. Mir war’s insgesamt zu gleichförmig und musikalisch doch ein wenig abgestanden – als nostalgische Rockparty aber letztlich wohl genau das, was die 2.000 Besucher*innen erwartet hatten.
Die komplette Setlist gibts bei der Stuttgarter Zeitung hinter der Paywall oder auch bei setlist.fm.
Trifft es im Prinzip sehr gut, ich fand es teilweise, als würden sie in einer leeren Fabrikhalle spielen. Das muss man in diesem „Raum“ erst mal schaffen, dass der Schall von den Rängen zurück kommt.
Diese Soundmatsche gab es damals auch bei Iggy. Zumindest bei den aufsteigenden Plätzen zur Galerie war es nah an der Resonanzkatastrophe, weil sich der zurückkommende Hall mit dem Bühnensound aufaddierte. Habe damals das Konzert vor Schluss verlassen, weil ich es nicht ertragen konnte.
Hatte mich auf ein tolles Konzert gefreut, da ich die Band erst vor nicht allzu langer Zeit (2022) in Berlin im Tempodrom gesehen hatte, wo sie einen sagenhaften Gig abgeliefert hatten. Getrübt war der Auftritt in der Liederhalle aber von dem schlechten Sound (extrem laut auch schon bei Jim Jones) und dem relativ verhaltenen Publikum. Kann man aber nicht der Band übel nehmen wenn der Soundtechniker und das Publikum schläft. Schade drum!