CALI, 27.04.2024, A.K.T;, Pforzheim
Cali, bisher unter anderem bekannt als Bassistin der Stuttgarter Post-Punk Band „Peter Muffin Trio“, spielt heute Abend einen Solo-Gig in der Ausstellung „PUNK.SUBKULTUR.SOZIALISMUS.“ im Pforzheimer institutionellen Ausstellungsraum A.K.T;.
Eigens für dieses Konzert hat sie ihr Songmaterial, das bald auf ihrem Debütalbum „Cool“ erscheinen wird, neu arrangiert, um es solo präsentieren zu können. Im Pressetext des Albums beschreibt Linus Volkmann ihre Musik als „Basspunk, als impulsiv, entertaining, ballern – aber nicht ohne Balladen“. Ich bin also sehr gespannt, wie dieser Sound im Setting einer Ausstellung, die sich mit der Punkbewegung in Slowenien von 1977 bis Mitte der 1980er-Jahre auseinandersetzt, funktionieren wird.
Calis Set, bestehend aus Bass und einigen Effektpedalen, beginnt mit einem reduzierten, durchdringend vibrierenden Basslauf, dem ihr klarer Gesang entgegensteht. Hypnotisch und schwer fassbar ist das und trotzdem entwickelt sich eine Sogwirkung. Es ist eine Dichotomie aus, ja wie will man das beschreiben, einer gewissen Wohligkeit aus den Tiefen des Klangspektrums und einer schwer zu greifenden Kühle; es bleibt mir hier nichts anders übrig, als im Vagen zu bleiben, aber es ist gerade dieses nicht Fassbare der Darbietung, was eine Verbindung mit der Ausstellung wirklich ermöglicht.
Im weiteren Verlauf werden Drum-Patterns über die Effektpedale zugespielt, was die Performance treibender macht und durch psychedelische Effekte, welche ebenfalls über die Pedale eingespielt werden, findet eine Erweiterung des Klangraums statt.
Dies alles bleibt aber roh, fragmentarisch, es ist ein auf das Notwendigste reduziertes Klanggerüst, das von Caroline d’Orvilles narrativem Gesang ausgefüllt wird. Gesang, dargeboten in vier verschiedenen Sprachen, der von eigentümlichen Welten erzählt, Texte, die in Teilen schon dadaistisch sind, wie in ihrem Song „Flusi“.
Aber es ist nicht nur, wie gerade erwähnt, eine, durch das solo spielen bedingte Reduktion des Sounds, nein, Cali dekonstruiert ihre Musik geradezu, um aus den Fragmenten eine Essenz ihrer Stücke zu destillieren.
Das Rohe der Musik mit den Wurzeln im (Post-)Punk untergräbt gängige Hörerwartungen, erhält dadurch einen fast schon subversiven Charakter und spannt somit den Bogen zur Pforzheimer A.K.T; Ausstellung (weitere Infos zu „PUNK.SUBKULTUR.SOZIALISMUS.“ unter www.akate.de).
Besonders im Song „Egal“ zeigt sich dieses ungezügelt Rohe, das Direkte des Punks, das ist pure Energie, eingebettet in hypnotischen Hall und treibende Elektrobeats.
Nach circa 40 Minuten geht das, in bester Punk-Manier kurz gehaltene Konzert zu Ende.
Ein Gig ohne Schnörkel, herausfordernd, streckenweise verstörend. Ein Konzert, das an diesem Abend seine Umgebung adäquat reflektiert. Ein Konzert, das meine Erwartungen nicht nur als Gig-Blog Autor voll erfüllt, sondern auch als Konzert-Booker für die Ausstellung.
Nun darf man sich auf den 23.05. freuen, dem offiziellen Veröffentlichungstag von „Cool“, an dem Cali ihr Album im Merlin mit kompletter Band vorstellen wird.