MAX HERRE & JOY DENALANE, 30.07.2023, Grabkapelle auf dem Württemberg, Stuttgart

Die Liebe höret nimmer auf.

Als Max Herre ganz zum Schluss des Konzerts die Inschrift über dem Eingang zur Grabkapelle vorliest, sind sich alle einig: Besser kann man diesen unvergesslichen Abend nicht zusammenfassen.

Doch beginnen wir am Anfang: Die Hilfsorganisation Stelp e.V. hat es nicht nur fertiggebracht, für eine Spendengala Max Herre und Joy Denalane zu engagieren und mit HipHop Open, Chimperator Live und einer Menge anderer klangvoller Namen tatkräftige Unterstützer zu finden, sondern auch noch die Grabkapelle auf dem Württemberg als Premium-Veranstaltungsort zu bekommen. Das Prinzip von Stelp, Freude und Helfen miteinander zu verbinden, ist ebenso clever wie wirksam und entfaltet an diesem Abend den maximalen Effekt – für die Spendenkasse und alle Teilnehmenden.

Die 400 Tickets – obwohl zu einem durchaus stattlichen Supporterpreis angeboten – waren binnen zwei Minuten verkauft. Und nun versammelt sich an diesem recht kühlen Juli-Abend eine bestens gelaunte Party-Crowd, unter die sich auch einige Prominente gemischt haben. Natürlich ist Timo Hildebrand dabei, der Stelp schon sehr früh unterstützte und heute zum erweiterten Vorstand gehört, aber auch Bundesminister Özdemir, Gemeinderat Pantisano und Gesichter aus der Anfangszeit der Stuttgarter HipHop-Bewegung zeigen sich als Stelp-Supporter.

Nach einem Warmup-Set von DJ 5ter Ton betritt Serkan Eren, Gründer und geschäftsführender Vorstand von Stelp, die Bühne zu einer kurzen Ansprache. Der Dank an die Supporter und Sponsoren kommt sichtlich von Herzen – auch für ihr diskretes Auftreten und den Verzicht auf Werbung. Ganz besonders und sehr persönlich dankt er den Ehrenamtlichen, die den Kern von Stelp ausmachen. Aber auch die heute auch anwesenden Viva con Agua, die – so bekennt er offen – ihn mit ihrer Arbeit überhaupt erst auf die Idee des mit Spaß verbundenen Spendensammelns gebracht haben. Mit einem kurzen Überblick über die aktuellen Hilfsaktionen von Stelp setzt er den ernsten Rahmen für diese Show. Sei es in der Hilfe für Geflüchtete, in der Ukraine oder im Erdbebengebiet in der Türkei, Eren ist immer bei den Ersten, die tatkräftig vor Ort unterstützen. So ist er bereits einen Tag nach dem Konzert wieder auf dem Weg in den Libanon, um Medikamente in das krisengeschüttelte Land zu bringen.

Um 20:00 Uhr ist es dann soweit: DJ Friction startet den ersten Track. Max Herre stimmt die ersten Takte von „Esperanto“ an – noch ist er mittels Funkmikro nur aus dem „Off“ zu hören – dann kommt er die „Showtreppe“ von der Grabkapelle herunter. Kaum hat er die Bühne betreten, ist die Menge bereits im Partymodus. Wer befürchtete, hier wäre ein HipHop-fernes, reines Spenderpublikum versammelt, wird sofort eines Besseren belehrt: Es wird lauthals mitgesungen und mit den Armen gewedelt, und als Joy Denalane mit ihrer markanten Soulstimme einstimmt, steigert sich die Begeisterung noch weiter. Keine Frage: Dieses Heimspiel in der Mutterstadt ist zuallererst ein Fan-Event.

Bei den Bergkonzerten des Popbüros haben wir bereits zweimal die Magie dieses Ortes am „schwäbischen Taj Mahal“ mit wahrhaft guten Bands genießen dürfen, was das Paar Herre/Denalane hier abliefert, ist aber nochmal ein anderes Kaliber. Bestens gelaunt und sehr zugewandt, wickeln sie das Publikum um den Finger, ein vorwitziger Fan wird von Denalane kurzerhand zu einem Tänzchen verführt. Auch für die Zaungäste am Rand der Weinberge haben sie ein Winken und ein paar freundliche Worte.

Nach einer Stunde endet das Programm, das einen guten Querschnitt von den 1990ern bis in die Gegenwart geboten hat, mit dem Freundeskreis-Hit „A.N.N.A.“, der vom Publikum ebenso lautstark wie inbrünstig mitgesungen wird. Die Stimmung ist magisch, der Sonnenuntergang taucht den Himmel über dem Kessel in dezente Pastelltöne und in einer der Schalen auf der Freitreppe sitzt Serkan Eren, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.