SHONEN KNIFE, 18.03.2023, Manufaktur, Schorndorf
Knapp, pünktlich, gut besucht, technisch makellos, perfekt performt und mitreißend. Alles Kriterien, die für mich einen guten Gig ausmachen, aber nicht unbedingt auf ein Punk-Konzert anzuwenden sind. Heute Abend werden sie aber alle erfüllt – bei Shonen Knife in der Manufaktur. Das Punk-Trio um die Yamano-Schwestern Naoko und Atsuko ist auf 40-jähriger Jubiläumstour. 1983 haben sie ihr erstes Album „Burning Farm“ veröffentlicht und am 12. April 1993 – also fast auf den Tag genau vor dreißig Jahren – haben sie in Stuttgart in der Blumenwiese gespielt. Dies muss man sich erstmal vor Augen führen, als die drei „Girls“ freundlich winkend die Bühne betreten. Bassistin Atsuko ist 59 Jahre alt, Naoko an der Gitarre sogar 62. Respekt!
Zum Markenkern der Band gehört neben zwei gemeinsamen Touren mit Nirvana, die auch heute nicht unerwähnt bleiben sollen, das stringente, sehr grafische Design der Bühnenkleidung, das zumeist von der in den USA lebenden Atsuko entworfen wird. Die schon fast ikonisch gewordenen Kleider im Mondriaan-Design sind zwar heute nicht zu sehen, dafür werden sie aber auf dem exquisit designten Tourplakat zitiert. Keine Frage: Diese Band hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Ein guter Teil des Publikums – der Rezensent eingeschlossen – stammt aus der Generation der Schwestern und so ist es nicht verwunderlich, dass Pogo und Bierdusche altersgemäß durch Mitwippen und maßvolles Nippen am Getränk ersetzt werden. Die Dynamik, die die drei Japanerinnen auf der Bühne entwickeln, überträgt sich jedenfalls nur teilweise in den Saal, auch wenn die Stimmung auch dort sehr gut ist. Motor des Spektakels ist Risa Kawano, die unermüdliche (und halb so alte) Drummerin, die mit Dauerlächeln und ausladendem Stockeinsatz Wellen positiver Energie von der Bühne sendet.
Was musikalische Komplexität und Variantenreichtum betrifft, finden wir hier definitiv drei Absolventinnen der „Ramones-Schule“. Schnörkelloser Punkrock, garniert mit ein paar Girl-Band-„Sha-La-Las“, sowie zwei kleinen Ausflügen in den Hardrock und Ska, reichen aus, um ein durchgängig unterhaltsames Set ohne jegliche Längen abzuliefern. Dass die Lyrics – nun ja – eher auf Schülerniveau sind und der Gesangsvortrag teilweise etwas schräg ist, das ist alles komplett egal. Shonen Knife bestechen durch unwiderstehlichen Charme, kleine, aber wohlgesetzte Rockposen, technische Perfektion und einnehmende Freundlichkeit.
Das Set ist gut siebzig Minuten lang und umfasst Songs aus allen Schaffensperioden. Wobei der Unterschied zwischen vier Jahrzehnte alten Titeln wie „Twist Barbie“ und aktuellen Hits wie „Sweet Candy Power“ kaum wahrnehmbar ist. Mit „Blitzkrieg Pop“ gibt es auch einen Track vom 2011er Tribute-Album „Osaka Ramones“, was der ohnehin schon guten Stimmung zusätzlichen Auftrieb gibt.
Wie immer, super zutreffende Beschreibung des Konzertes… % stimmig und sehr schöne Bilder von Steffen… …
Herrlich. Super Fotos.
Danke für die schönen Bilder! Ich war auch dort und es war großartig. Hatte meinen Spaß und ich war die, die rumgehopst ist