MESSA, JULINKO, 16.02.2023, P8, Karlsruhe

Messa

Foto: Claus Kullak

Lebensmotto: Late To The Party. Nur kurz währte die hochnäsige Freude über eine Band zu berichten, die ja bestimmt eigentlich nur ich plus eine Handvoll über den Globus verstreuter Auserwählter kennen. Nun gut, Fotograf Claus hat sie schon dreimal zuvor gesehen, und auf unserem bescheidenen, kleinen Blog wurde über Messa schon mal vor fünf (!!!) Jahren berichtet. Träum weiter deinen Insiderexpertisentraum, kleiner Freund!

Doom ist also angesagt, Musik für Leute mit Geduld. Geduld, die man schon gut auf der Hinfahrt trainieren kann für die 2,5-stündige Autofahrt von Stuttgart nach Karlsruhe. Herr Wissing, wann setzen Sie endlich die 16-spurige A8 gegen das linksgrüne Kommunistenkartell durch?

Das Venue überrascht uns P8-Greenhorns als großzügig bemessener und moderner Veranstaltungsort (Manufaktur-Größe in etwa). Die Plakate lassen auf ein grundstabil-symphatisches Mindset der Betreiber*innen schließen, und mit Imperial Triumphant am 15. April steht schon der nächste Kracher auf dem Programm. Tolle Location, kann man nur bewundernd anerkennen.

Julinko

Foto: Claus Kullak

Gegen 20 Uhr, der Laden ist mittlerweile gut gefüllt, aber nicht proppenvoll, geht es los mit Julinko, das Musikprojekt der Künstlerin Giulia Parin Zecchin (der auf ‚n‘ endende Name deutet schon die Herkunft aus dem Nordosten Italiens an). Sie tritt solo auf. Mit E-Gitarre und ihrer Stimmte samt Hilfe von live erzeugten Loops, wird eine Art von Ambient-Drone geschaffen, der verstörende Stimmungen erzeugt. “Lovecraftsches Ritual” kommt mir in den Sinn. Passend dazu singt sie auch oft in einer Fantasiesprache, was den befremdlichen, out of this world Eindruck noch verstärkt. Trotz gänzlich anderer Musik, dieser Fantasiesprachen-Aspekt gefällt mir als großer Magma-Fan natürlich.

So schafft es die Künstlerin doch tatsächlich, trotz Langatmigkeit der Songstrukturen und dem Fehlen eines animierenden, rhythmischen Grooves, einen Großteil des Publikums für sich einzunehmen. Der Applaus am Ende ist dann auch mehr als nur höflich, und ich hole mir später eine CD am Merch.

Messa

Foto: Claus Kullak

Auf Messa bin ich durch den sehr empfehlenswerten Newsletter #RobsMetalMoments gestoßen, wo Messas “Close” als das beste Album 2022 abschloss. Aus dem norditalienischen Cittadella kommend frönen die Veneter einem Doom, der nicht nur songwriterische und spielerische Klasse sowie einen dezenten Okkulttouch hat, sondern auch mit genrefremden Überraschungsmomenten aufwartet.

Was sofort auffällt, ist der exzellente Sound. Einzig die Gitarrensoli fallen ab und an etwas leise aus. Ansonsten ist jedes Instrument bestens zu hören, sowohl in den leisen als auch in den lauten Momenten. Nichts ist übersteuert, nichts pfeift. Die große Dynamik ist eines der Merkmale von Messas Musik. Viele Songs beginnen mit ruhigen Parts, ruhig gesungen. So geht das eine Weile, um dann in lauten Eruptionen zu explodieren. Wie ein Monster, das sehr lange tief Luft holt, um dann umso kräftiger loszubrüllen.

Messa

Foto: Claus Kullak

Auffallend ist die hohe Musikalität der gesamten Band. Wirklich jeder verdammte Ton sitzt perfekt. Am auffallendsten natürlich die Stimme der Sängerin Sara. Wenn sie nach den ruhigen Momenten in den lauten Parts glasklar ihre Stimme nach oben schraubt, ist das einfach nur gänsehauterzeugend.

Ich sprach von genresprengenden Überraschungen. Da live kein Saxophon zur Verfügung steht wie auf Platte, kann vor allem das Gitarrensolo in “Suspended” erwähnt werden. Die Band wird leise, und Gitarrist Alberto kommt plötzlich mit einem jazzigen, cleanen Gitarrensolo daher. Überhaupt der Gitarrist. Großartiger Könner, der seine Skills komplett den Songs unterordnet und fantastischerweise dabei noch aussieht wie 1973 von einem Black Sabbath Konzert abgeholt. Schwerer Neid auf seinen Look. Und natürlich spielt er eine Gibson SG.

Messa

Foto: Claus Kullak

Richtige Höhepunkte rauszupicken fällt schwer, da erstens die Konzertdauer recht kurz ist, und zweitens einfach jeder Song extrem gefällt. Ich wähle trotzdem “Pilgrim”. Alberto entführt einen einleitend mit seiner 12-saitigen E-Gitarre in eine Sanddünen-Wüste, bevor der Rest der Band einsteigt. Großartig, fesselnd, episch! Man möchte sofort mit maghrebinischen Metal-Nomad*innen die Sahara durchwandern.

Für eine Zugabe werden Messa nochmal auf die Bühne zurückgeklatscht und -gejohlt. Interessanterweise spielt die Band “Enoch”, einen nur als Single veröffentlichten Track, der mit der Leipziger Band “Breit” zusammen veröffentlicht wurde. Auch hier ist kein Qualitätsabfall feststellbar. So bleibt nach einem in allen Belangen angenehmen Abend das Fazit: Beeindruckende Band, live keinen Deut weniger als auf Platte. Empfohlener Soundtrack, wenn man nachts den Brenner nach Italien überquert, evtl. auf Kamelen.

Messa

Foto: Claus Kullak

Messa

Julinko

3 Gedanken zu „MESSA, JULINKO, 16.02.2023, P8, Karlsruhe

  • 19. Februar 2023 um 19:54 Uhr
    Permalink

    Macht Spaß das zu lesen, der Herr Lino kann’s noch, the old man’s back again. An das sehr sehr gute Magma Konzert im Theaterhaus erinner ich mich noch gut.

  • 19. Februar 2023 um 19:55 Uhr
    Permalink

    Astreine Fotos, Claus. Mehr davon!

  • 23. Februar 2023 um 16:03 Uhr
    Permalink

    Hey, ich habe sogar ein Messa-T-Shirt von damals ausm Komma.

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