ORANGE GOBLIN, SASQUATCH, SLOMOSA, 02.10.2022, Universum, Stuttgart

ORANGE GOBLIN, 02.10.2022, Universum, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Da kann man dem Veranstalter Trash-a-go-go nicht widersprechen: Das Minifestival „SOL Sonic Ride Vol.2“ ist mit gleich drei Bands aus Großbritannien, den USA und Norwegen tatsächlich ein hochkarätiges Heavy-Stoner-Rock-Package. Das lockt dann auch gut 250 Besucher*innen ins Universum – viel zu gendern gibt es aber eigentlich nicht, denn die meisten Konzertgäste sind Herren mittleren Alters, viele mit gepflegtem Langhaar, beeindruckend ergrauten Bärten und flächendeckenden Tattoos.

SLOMOSA, 02.10.2022, Universum, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Das Genre heißt Stoner-Rock – Musik zum Matteschütteln (wer noch hat), basierend auf klassischem Hardrock mit vage psychedelischem Einschlag, also gerne von weichen Drogen befeuert. Stilbildende Bands sind Monster Magnet und Kyuss, aber auch Headliner Orange Goblin ist bereits seit 1995 am Start und längst eine feste Stoner-Größe.

Nach allen drei Bands lässt sich die Musik so zusammenfassen: Man nehme die besten, coolsten und drogengeschädigsten Parts alter Black Sabbath-Scheiben, vermeide peinliche Metal-Klisches wie Heldentenöre und Prog-Protzereien und konzentriere sich auf das Wesentliche. Also harte, durchaus noch vage bluesbasierte Riffs, bodenständige Kernigkeit (vor allem beim Gesang), generell beherzter Fuzz- und WahWah-Einsatz bei nicht zu langen Gitarrensoli. Eher seltene spacige Momente werden von einem bodenständigen Groove eingefangen, der wie einst beim Grunge auch mal zumindest latent (und tonnenschwer) funky sein darf. Dieser Struktur entsprechen dann alle drei Bands auf überzeugende Weise.

SLOMOSA, 02.10.2022, Universum, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Der in Fachkreisen hoch gehandelte Opener Slomosa aus Norwegen erweist sich mit nur einem Album im Rücken – aber beständigen Festival-Einsätzen – dennoch als vom herkömmlichen Stoner-Format leicht abweichend. Das liegt vor allem am erstaunlichen Gesang von Benjamin Berdous. Der ist in etwas höherer Tonlage als üblich angesiedelt, angenehm klar und gänzlich frei von allem Macho-Rockröhren-Protz, was ich schon sehr angenehm finde. Wenn dann noch die auch sonst sympathisch engagierte Bassistin stimmlich unterstützt, sind das mächtige Wow-Effekte. Der Gitarrist punktet mit oldschooligem Hüsker Dü-Shirt, der Drummer mit präszisem Midtempo-Punch. Als erste von drei Bands hat man es oft nicht leicht, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen, Slomosa gelingt das mit erfrischender Leichtigkeit und erweisen sich schnell als mein persönlicher Gewinner von drei sehenswerten Bands.

SASQUATCH, 02.10.2022, Universum, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Sasquatch aus Los Angeles kündigen sich als „Stoner Fuzz Metal Heavy Rock“ und spielen dann auch genau das. Als kompaktes Power-Trio sind sie mit hartem Geriffe eher im Hard- als im Spacerock verankert. Der Gesang recht derb und guttural, der Sound auch dank eigenem Mixer noch ein Stück lauter. Gradlinig und schnörkellos entsprechen sie den Konventionen des Genres und gehen mit schweißtreibender Leidenschaft zu Werke.

ORANGE GOBLIN, 02.10.2022, Universum, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Orange Goblin präsentieren sich schließlich als standesgemäßer Headliner ganz ohne Verschleißerscheinungen. Was in erster Linie an Sänger Ben Ward liegt. Dem Zwei-Meter-Hünen mit prächtiger Matte merkt man in jeder Sekunde an, dass er sein Dasein als Stoner-Held in vollen Zügen genießt. Er nimmt das bierselig-enthusiastische Publikum auf souveräne Weise mit – kein Wunder mit diesem Song-Repertoire im Rücken. Die vier Briten setzen ebenfalls auf die harte und straighte Variante von Stoner-Rock, statt spaciger Verdaddeltheit geht es hier mit druckvoll-brachialem Sound konsequent und direkt auf die Zwölf. Der Enthusiasmus der nicht mehr ganz jungen Band wird vom begeisterten Publikum zurecht gefeiert.

So ist es ein gelungener Abend im für diese Zwecke perfekt geeigneten weitläufigen Universum. Während der Pausen und nach der Show kann man nebenan im Goldmarks bei DJ Sad Sir (aka Gigblog-Autor Michael Setzer) direkt weiterfeiern.

Orange Goblin

Sasquatch

Slomosa

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