DEAFHEAVEN, 01.10.2022, Manufaktur, Schorndorf
Auf Deafheaven wurde ich zwischen 2010 und 2013 im Zuge einer kleinen großen Black-Metal-Welle aus den USA aufmerksam, spätestens mit deren Album „Sunbather“. Zeitgleich erschienen aus heutiger Sicht Klassiker dieser Welle wie „Aesthethica“ von Liturgy oder „Celstial Lineage“ von Wolves in the Throne Room. Über beide Bands durften wir uns an gleicher Stelle bereits freuen, hier und hier.
Deafheaven waren mit dem Durchbruch-Album „Sunbather“ auch in der Manufaktur, veröffentlichen fleißig im Abstand von zwei bis drei Jahren neue Alben, und touren in diesem Zuge ebenso fleißig.
Ich habe über die Jahre mehrere Shows gesehen, rechne aber heute mit einem anderen Erlebnis, denn das aktuelle Album „Infinite Granite“ geht in eine andere Richtung – kein gepresster Gesang im klassischen Black-Metal-Stil mehr, klarer Gesang, und sehr softe Rock-Songs, statt vom Blast-Beat getragene Metal-Songs.
Teilweise erkenne ich noch Gesichter des aktuellen Line-ups. Kern der Band dürften Sänger George Clark und Gitarrist Kerry McCoy sein – beide von Anfang an dabei. Es geht ganz eindeutig mit aktuellem Material los – leicht ins Ohr gehende Rock-Songs. Clark liefert von Anfang an eine solide Show. Er spielt kein Instrument und bildet den Blickfang mit seinen Moves und Gesten. Nach zwei bis drei Songs schon bekommt sein schwarzes Hemd einen Glanz. Hier wird gearbeitet. Anfangs kommt es mir so vor, als würde der Gesang etwas untergehen, aber ich stehe auch nicht ideal für das Sounderlebnis. Was die wenigsten Anwesenden wissen dürften – wir erleben heute eine Premiere – die Manufaktur wurde mit neuer Soundanlage ausgestattet, vom örtlichen hochwertigen Ausstatter d&b Audiotechnik. Der Klang in der Manufaktur ohnehin schon immer ein Aushängeschild gewesen – jetzt soll es aber noch mehr Wumms haben. Später stelle ich mich mehr zentral und höre auch die Stimme klar und deutlich.
So gut das neue Material auch ankommt – es gehen mehr Hände Richtung Decke, als älteres Material gespielt wird. Die 2014er Single „From the kettle onto the coil“, wirklich stark, kaum zu glauben, dass immer noch die gleiche Band auf der Bühne steht. Auch die Interludes zwischen den Stücken funktionieren. Es geht hin und her zwischen softeren und härteren Stücken, alles untermalt mit schönen Visuals auf einer großen Leinwand. Kommunikation mit dem erfreulich zahlreichen Publikum ist auch vorhanden, Clark bedankt sich für die „Energy“ und entsprechend gibt es noch zwei schöne Zugaben, „Brought to the water“ vom 2014er Album „New Bermuda“, und wenig überraschend „Dream House“ von „Sunbather“ als Finale. Der große Hit, den ich immer als Tipp für Neueinsteiger geben würde. Visuals in passendem Rosa zum Album-Artwork – alles sehr professionell. Eine weitere top Show in der Manufaktur – jetzt mit noch besserem Sound!