ICHIKO AOBA, AMELI IN THE WOODS, SOFFIE, 11.09.2022, Grabkapelle auf dem Württemberg, Stuttgart
Wie immer: Das Beste kommt zum Schluss. Es war sicher eine der besten Ideen des Popbüros Region Stuttgart, die Reihe der Bergkonzerte 2022 nicht nur fortzusetzen, sondern sogar zu erweitern. Und die Kooperation mit den Staatlichen Schlössern und Gärten zu suchen, war ebenfalls ein cleverer Schachzug. Nur durch ihn wurde es möglich, diese feine Konzertreihe an Orten zu veranstalten, die man durchaus als „Top-Locations“ bezeichnen kann und an denen es normalerweise keine Popkonzerte gibt. Schon das Konzert vor dem Schloss Solitude war ein unvergesslich schöner Abend, das Abschlusskonzert an der Grabkapelle auf dem Württemberg setzt aber einen noch spektakuläreren Schlusspunkt.
Ob es am zeitgleich stattfindenden Tag des offenen Denkmals liegt, ob sich einfach wie an jedem schönen Sonntag viele Ausflügler auf dem Rotenberg eingefunden haben oder ob das Line-up ein Publikumsmagnet ist – keine Ahnung. Als wir um halbfünf eintreffen, ist auf der West-Treppe der Grabkapelle jedenfalls kaum noch ein Platz zu finden. Mit der jungen Künstlerin Soffie („Mit zwei f und i-e“) beginnt der Reigen. Und wir sind mal wieder überrascht, wie professionell heute junge Bands klingen. Das ist feiner Indiepop von einer souverän aufspielenden Kapelle und einer sympathischen und stimmsicheren Frontfrau. Das Set ist relativ kurz, aber schließlich müssen bis zum Einbruch der Dunkelheit ja insgesamt drei Konzerte über die Bühne gebracht werden. Soffie und ihre Band empfehlen sich mit dieser musikalischen Visitenkarte jedenfalls für weitere Bookings.
Mit Ameli in the Woods steht bekanntermaßen eine der besten Bands aus der Region auf der Bühne. Landesjazzpreis-Siegerin Franziska Schuster liefert mit ihrer formidablen Combo wieder ein beeindruckendes Set ab, das es sogar mit dem begeisternden Gig im Alten Schloss aufnehmen kann. Im Gegensatz zum letztjährigen Auftritt im Bix, der nach meinem Geschmack etwas zu ausufernd und mit gewissen Längen versehen war, zwingt der Zeitdruck hier auf dem Württemberg zu einer Reduktion auf die Top-Titel, was den Auftritt sehr intensiv macht. Und solange in diesem Rahmen auch die geniale Interpretation von Simon & Garfunkels „Sound of Silence“ enthalten ist, bin ich glücklich. Auf das bereits vor zwei Jahren angekündigte Debüt-Album müssen wir leider weiterhin warten, auch wenn Franziska Schuster mit einem verschmitzten Grinsen ankündigt, dass es „bald“ erscheine.
Star des Abends ist die japanische Singer-Songwriterin Ichiko Aoba, die nicht nur in Japan, sondern weltweit eine wachsende Fangemeinde hat. Im Trubel der letztjährigen About Pop Konferenz war sie eine echte Entdeckung und setzte mit ihren minimalen Folk-Songs ein Highlight im reizüberfluteten Konferenzbetrieb. Hier am Fuß der romantischen Grabkapelle im milden Abendlicht, das sich im Laufe ihres Konzerts zu einem imposanten Sonnenuntergang entwickelt, sind die Bedingungen schon fast zu süßlich. Das mucksmäuschenstille Publikum genießt die Stimmung im sicheren Wissen, dass es von Abenden wie diesem nicht allzu viele geben wird.
Es ist wirklich ein Riesenglücksfall, dass der Veranstaltermut, den Abschluss in den September zu legen, mit spektakulär gutem Wetter belohnt wird. Wir gehen jedenfalls fest davon aus, dass die erfolgreiche Reihe im nächsten Jahr fortgesetzt wird und sind sehr gespannt, welche „Berge“ das Team vom Popbüro dann mit Konzerten bespielen wird.
Das sieht großartig aus!
Danke für Bericht und Fotos.
Und DAUMENHOCH fürs Popbüro.
[Eierschaukeln satt]]