IGGY POP, 28.06.2022, Liederhalle, Stuttgart

Iggy Pop

Foto: Steffen Schmid

Irgendwie verschwimmt alles. Sind das nun Nachholkonzerte von irgendwann? Oder ein neu angesetztes? Es ist ja auch egal, an diesem Abend sind Iggy Pop und Kiss in der Stadt. Alte Männer – einmal geschminkt, einmal nackert. Und ja: Man muss ja wirklich froh sein, wenn Konzerte derzeit stattfinden können. Überall fehlt Personal, Corona is not over.

Iggy Pop

Foto: Steffen Schmid

Natürlich gibt es da viel Geschimpfe schon im Vorfeld: Sitzkonzert? Eintrittspreise um die 100 Euro? Ist das nach Punkrock? Nein, ist es natürlich nicht. Hier steht ein 75 Jahre alter Mann mit gut eingespielter 7-köpfiger Band auf der Bühne und hat verdammt viel Spaß bei dem, was er da macht.

Die Band – also Gitarrist, Bassist, Schlagzeuger und Gitarristin – waren am Mittag noch im Second Hand Records einkaufen. Alles sehr nette Menschen, wurde einem zugetragen.

Iggy Pop

Foto: Steffen Schmid

Das mit den Sitzplätzen hat sich wirklich sehr, sehr schnell erledigt. Nach Videoeinblendung und langatmigen Intro, bei dem Gitarristin Sarah Lipstate ihr Instrument mit einem Geigenbogen bearbeitet, dauert es wohl keine zehn Sekunden und alle im Saal stehen, drängen sich nach vorne. Klar, da steht Musikhistorie auf der Bühne. Später beklagen einige den miserablen Sound von weiter hinten. Einer unserer liebsten Gig-blogger ist gar vor Ende geflüchtet. Am zugewiesenen Platz – mittig Reihe 10 – ist der Sound gut. Vor allem aber ist der „Godfather of Punk“ bestens gelaunt. Schon bei „TV Eye“ fällt das Jackett, Pop bedankt sich fürs Kommen und singt „Endless Sea“. Nochmals ganz herziges „Thank you“ und „That’s my life. And we are all gonna die some day“, bevor er dann „Death Trip“ anstimmt. Natürlich gibt es auch die Hits: „Lust for life“ und „Passenger“ (so ein Floorfiller, den womöglich noch kein DJ irgendwann mal ausgespielt hat). Oldie, but Goldie eben. Und natürlich gibt’s a bisserl Ekstase bei „I wanna be your Dog“ als letztes Lied vorm Zugabenblock – Mikrofonwegwerfen inklusive.

Iggy Pop

Foto: Steffen Schmid

Der Zugabenteil geht mit „Sister Midnight“ und „James Bond“ behäbiger los, in „Villain“ wird „Sex Machine“ verwurstelt. Iggy covert „Hero“ von Neu! und entlässt das Publikum mit „Search and Destroy“ nach genau 100 Minuten. Vor der Tür herrscht große Uneinigkeit: da ist von maßloser Enttäuschung bis zur Euphorie alles dabei. Und ja: Es war keine Abschiedstour wie bei Kiss. Aber irgendwie fühlte es sich doch so an.

Iggy Pop

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