SVAVAR KNÚTUR, 13.05.2022, Villa Berg Park, Stuttgart
Bei Kaiserwetter geht es an diesem Freitag in den Park der Villa Berg. Mit dabei: jede Menge Snacks und ein paar Fläschchen Bier. Das Feierabendkollektiv und Svavar Knútur, unser aller Lieblingstroubadour aus dem Land aus Feuer und Eis, laden zum Picknick-Konzert. Die Wiese ist recht gut gefüllt. Überall fläzen die Leute auf Decken oder in Campingstühlen und lassen sich die Sonne auf die Ömme brutzeln. Besser mal bissle die Geheimratsecken einschmieren. Sonst gibt es am nächsten Tag das böse Erwachen. Schön hier.
Das Vorprogramm bestreitet die Singer/Songwriterin Valeria Grizzaffi. Ruhige Songs, mit mal zerbrechlicher und dann wieder starker Stimme. Gefällt mir sehr gut, den meisten anderen offensichtlich auch. Die Soundanlage wird übrigens komplett mit Solarenergie betrieben. Feine Sache. Gegen 19.15 Uhr übernimmt dann Svavar Knútur das Mikro und zieht das Publikum von Beginn an in seinen Bann. Isländische und englische Songs wechseln sich ab genau wie die Stimmung zwischen Tränen, lachen und ergriffen sein. Wie kein anderer beherrscht der Isländer den Spagat einen wirklich arg melancholischen Song dermaßen lustig anzukündigen.
Wir erfahren dabei einiges über Svavars Heimat, beispielsweise dass jeder Busch, der größer als man selbst ist, ein Baum ist. Drei Bäume sind dann ein Wald. Wir erfahren, dass er sein trollartiges Äußeres (sage nicht ich, sagt er selbst) von seinem Vater und nur die Melancholie von seiner Mutter geerbt hat. Svavar räumt auf mit Wikinger-Mythen, sinniert darüber, warum Breakup-Songs über die Jahre immer fieser geworden sind (mit kleinem Seitenhieb auf Taylor Swift) und warum Freundschaft besser ist als Liebe. Wir fühlen die Stimmung bei „Undir birkitré“ ohne auch nur ein Wort zu verstehen, singen mit bei Songs wie „Baby, would you marry me?“ und „Wanderlust“ und verdrücken ein Tränchen bei meinem Lieblingsstück „While the world burns“. Svavar denkt dabei an einen ukrainischen Freund und Kollegen und hofft, dass er da lebend rauskommt. In diesem Zusammenhang wirkt der Song nochmal ganz anders. Uff.
Die Abendsonne, die Stimmung, das Bier… es passt einfach alles wie Arsch auf Eimer. Nach gut 1 ½ Stunden spielt Svavar noch eine Zugabe und wird vom Publikum nochmal ordentlich gefeiert, bevor er Bier trinkend Autogramme gibt und seine mitgebrachten Alben an den Fan bringt. Dann hoffen wir mal, dass bei freiem Eintritt ordentlich was an Spenden im Hut landet. Haben sie verdient für so ein ein wunderschönes Konzert.