THE COOL GREENHOUSE, THE KRIMIS, 16.04.2022, Komma, Esslingen

THE COOL GREENHOUSE, THE KRIMIS, 17.04.2022, Komma, Esslingen

Foto: Holger Vogt

Im Vorfeld des Konzerts waren sich die involvierten Gigblogger zunächst einig: Die beiden im Esslinger Komma aufspielenden Bands The Krimis (aus der Region) und The Cool Greenhouse (GB) stehen beide in erstaunlicher Tradition zu den im vergangenen September an selber Stelle aufgetretenen Lewsberg. Jene spielen einen ultraschlanken Post-Velvet Underground-Sound mit stoischem Sprechgesang und haben sich nach mehreren Auftritten tief ins Herz der Stuttgarter Indie-Nerds gespielt – und sind offensichtlich auch bei Komma-Booker Jörg gut angekommen. Beide Bands erweisen sich dann auf der kleinen Bühne des aktuell im Umbau befindlichen Komma aber doch als unerwartet anders.

Die Vorfreude auf das erste Konzert einer britischen Band in der Post-Brexit-Ära und während einer etwas entspannteren Covid-Lage beginnt erst mal verspätet: Denn der Hauptact spielte am Vortag noch in Berlin und ist zum geplanten Konzertbeginn noch mit dem Rangieren des Band-Vans beschäftigt. Die kleine Verzögerung nutzt Gastgeber Jörg freundlicherweise zu einer Baustellen-Führung durch das Komma. Unser Eindruck: Das wird toll. Nebenbei erfährt man auch, dass mittlerweile alle Probleme mit lärmempfindlichen Anwohnern gelöst sind.

THE COOL GREENHOUSE, THE KRIMIS, 17.04.2022, Komma, Esslingen

Foto: Holger Vogt

Als dann The Krimis auf der Bühne des kleinen Saals stehen, erfahren wir, dass dies überhaupt der erste Auftritt der Band um den umtriebigen Local Hero Max Müller (Hiding, Knife Eyes) ist. Mit druckvollem Sound spielt sich die sympathische Vierertruppe durch ihr noch schmales Oeuvre. Stilistisch im newwavigen Postpunk der frühen 80er Jahre zu Hause, prägt Müller den Sound der Band mit charismatischem Sprechgesang.

Dieses aktuell recht angesagte Verfahren (Sleaford Mods, Fontaines DC, Eight Rounds Rapid, Lewsberg!) machen sich auch The Cool Greenhouse zu eigen. Frontmann Tom Greenhouse tut dies in klassischer Lou Reed-Tradition. Seiner ausgedrückten Hoffnung, dass das Englisch des Publikums mit seinem sprudelnden Wortfluss mithalten kann, wird zumindest der Rezensent nicht gerecht. Was auch am druckvoll-lauten Sound gelegen haben könnte.

THE COOL GREENHOUSE, THE KRIMIS, 17.04.2022, Komma, Esslingen

Foto: Holger Vogt

Der ist geprägt von zwei Gitarren, Keyboard und Rhythm Section. Statt subtilem Lewsberg-Minimalismus ergibt dies eine beachtliche Wall of Sound. Das typische Merkmal von The Cool Greenhouse ist der stoische, schnörkellose und extrem gradlinige Groove. Der Drummer spielt weitgehend breakfrei nur mit kleinen Fills, dafür aber mit vehementem Drive. Beide Gitarren sekundieren unisono mit konsequent und fast ohne Variation durchgespielten kleinen, nöligen Riffs, die auch noch betont schlampig und unrockistisch wirken.

THE COOL GREENHOUSE, THE KRIMIS, 17.04.2022, Komma, Esslingen

Foto: Holger Vogt

Dazu gibt es analog-elektronische Ornamente vom Keyboard, was für kleine New-Wave-Momente sorgt. Zumindest latenten Funk bringt der Bass ein, der letztlich als einziger für melodische Variationen sorgt. Dementsprechend verzichten auch die Songs auf herkömmliche Breaks, Bridges oder gar Hooklines. Faktisch ist das schon sehr variationsarm, gewinnt aber durch gekonnte Dynamik enorm an Drive und durch konsequente Wiederholung an hypnotischer Tiefe. Weshalb die gut 30 Anwesenden dann auch schnell in Bewegung geraten. Die Stimmung steigt, auf der Bühne trinkt man Württemberger Wein aus der Flasche, was dann am Ende zu umgestürztem Keyboard und einer verlorenen Brille des Sängers führt.

THE COOL GREENHOUSE, THE KRIMIS, 17.04.2022, Komma, Esslingen

Foto: Holger Vogt

Insgesamt erweisen sich The Cool Greenhouse als erfreulich eigenständige Variante aktuell präsenter Sprechgesang-Bands. Sie bedienen sich gekonnt bei Velvet Underground aus den 60ern, Jonathan Richman & The Modern Lovers aus den 70ern und The Fall aus den 80ern. Im Gegensatz zum notorisch grumpeligen und allürenhaften The Fall-Diktator Mark E. Smith präsentiert sich Tom Greenhouse allerdings als grundsympathischer britischer Lad, der – wie das Publikum – großen Spaß an der Rückkehr des postpunkigen Rock’n’Roll auf die Bühnen hat. Dass die Band bereits den verdienten Erfolg hat, kann man auch am Merch-Stand erkennen: Debütalbum und Single waren schon vor Konzertbeginn ausverkauft.

The Cool Greenhouse

The Krimis

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