SOPHIE ELLIS-BEXTOR, 09.04.2021, Instagram, London
Ein Jahr – und noch nicht vorbei – Pandemie, fast so lange (mehr oder weniger) Lockdown.
Wir erinnern uns: Eine zeitlang waren Livestreams eine interessante Alternative zu Konzerten etc. Erwartbar natürlich keine Dauerlösung. Im Sommer wagte man zaghaft, die eine oder andere Veranstaltung unter Hygieneauflagen zu besuchen – immer wissend, dass Herbst und Winter nochmal lang und eventlos werden.
Eine, die zumindest mich zuverlässig trotz aller Widrigkeiten ein Jahr lang mit (virtuellem) Entertainment versorgt hat, ist Sophie Ellis-Bextor. Aus der ersten Kitchen Disco auf Instagram wurde eine regelmäßige Reihe, die jetzt mit Ausgabe 20 endete.
„Wir haben versprochen, wir bleiben bei euch, bis der Wind sich dreht, wie Mary Poppins,“ hat Sophie Ellis-Bextor die endgültig letzte Ausgabe angekündigt. Und zumindest in Großbritannien hat sich der Wind offenbar genug gedreht, um zumindest schon mal vorsichtig an einen halbwegs normalen Sommer zu denken.
Neben den regelmäßigen Kitchen Discos betreibt Sophie Ellis-Bextor inzwischen noch einen Podcast sowie einen von Sohn Kit aus Teenager-Sicht bespielten TikTok-Kanal. Für mich als langjährige Hardcore-Verehrerin ein Traum, wenn ich auch zwischendurch verunsichert bin, ob ich inzwischen nicht schon zu viel über Familienleben und Persönlichkeit meines Idols weiß – oder zu wissen glaube.
Ihr selbst scheint das insofern bewusst zu sein, dass sie sich als „people pleaser“ bezeichnet und ihr Bühne, Öffentlichkeit und Fan-Zuspruch wohl einfach so sehr fehlen würden, dass sie sich jetzt eben vermehrt in den sozialen Medien zeigt.
Wie auch immer, sie kommt rüber wie jemand mit einem absoluten Traumleben, die sich aber nichts darauf einbildet. Finde sie inzwischen noch sympathischer als sowieso schon.
Jetzt aber zur finalen Kitchen Disco. Die Rahmenbedingungen sind unverändert, alles wie immer freitagabends in der mit Glitzergirlanden zur Heim-Disco umgestaltenen Londoner Wohnküche der Familie Elis-Bextor/Jones.
Halb acht deutscher Zeit geht’s los. Die Discokugel in Nahaufnahme, fröhliches Kinderplappern, die Anfangstöne von „Murder on the dancefloor.“
Die geschmackssicheren Retro-Outfits und Headpieces von Sophie Ellis-Bextor waren schon immer ein Unterhaltungsfaktor an sich, darauf war auch während sämtlicher Kitchen Disco-Ausgaben Verlass. Outfit Nummer eins ist diesmal ein Disco-Gymnastikanzug mit weißen Plattform-Heels und handgemachtem „Mrs Jones“-Cape.
Stolz zur Schau gestelltes Ehegatten-Dasein finde ich meistens eher unangenehm. Bei ihr stört’s mich nicht, weil es als Merkmal unter vielen auftaucht und nicht als großartiges biographisches Achievement. Sei ihr gegönnt.
Der erste Song ist „Take me home“, ursprünglich von Cher 1979 veröffentlicht. Es folgen „Bittersweet“ und zwei Cover, die ich später als „Stand and Deliver“ (Adam & The Ants) und „Bonkers“ von Dizee Rascal identifiziere. Das erläuternde „a family’s favourite“ bezog sich möglicherweise sogar auf beide Stücke.
Gespielt werden auch All-Time-Favourites und Hits wie „Groovejet“ und „Crying at the Discotheque“, eine Coverversion von Alcazar. Für mich ehrlich gesagt immer eine der weniger spannenden Nummern. Ich finde, da gibt es interessantere Cover im Repertoire. Fehlen darf natürlich auch nicht der Signature-Tune „Murder on the Dancefloor.“
Zwischendrin wuseln wie immer die fünf Kinder in verschiedenen Kombinationen und Verkleidungen und unterschiedlichen Begeisterungsgraden durcheinander, kleine Autospiel-Pause inklusive.
Zur Feier des Tages gibt es heute statt einer sogar drei Zugaben. Dafür schlüpft Sophie Ellis-Bextor auch in ein neues Outfit, diesmal ein glitzerndes Minikleid.
„Young Blood“ ist besonders emotional, wenn man ein paar Hintergrundinfos zum Entstehungsprozess kennt. Das Stück entstand wohl aus Mutter-Tochter-Gesprächen über Liebesbeziehungen und wie sie von Dauer sein können. Sophie Ellis-Bextor widmet dem Song heute ihrem verstorbenen Stiefvater.
Den Abschluss bilden „All Night Long“ von Lionel Richie, das meine ich, schon mal in früheren Kitchen Discos gespielt wurde und „So Long Farewell“ aus The Sound of Music.
Was heute anders ist: Statt einem Zuproster mit dem Cocktail des Abends endet die letzte Kitchen Disco damit, dass Sophie Ellis-Bextor die High Heels auszieht und mit den Kindern im Garten Trampolinspringen geht.
Super Service übrigens, dass die Kitchen Discos zeitnah auf YouTube hochgeladen werden. Kann man also in Ruhe nochmal alle Ausgaben Revue passieren lassen. Von meiner Seite natürlich absolute Empfehlung.