THE SCREENSHOTS, 29.02.2020, Merlin, Stuttgart

The Screenshots

Foto: Steffen Schmid

Guten Tag liebe Fans und herz­lich Will­kommen zum Gigblog-Ti­cker.

Heute heißt es Mailand oder Merlin, Hauptsache The Screenshots. Das letzte Saisonspiel, der Tourabschluss der Krefelder, steht an. Es wird in bewährter Stammformation angetreten, die Aufstellung ist im Vorfeld schon bekannt: @DaxWerner im Sturm, @SusiBumms auf dem linken Flügel, @KurtProedel als Libero aus dem Hintergrund.

Es ist noch keine zwei Jahre her, da waren die drei vielen nur aus dem schwierigen Twitter-Umfeld bekannt, dort allerdings auf einem Fame-Level vergleichbar mit Messi, Ronaldo oder Miroslav Klose. Und dann kam das Rockbesteck ins Spiel. Gitarre, Schlagzeug, Bass. 3 Leute und 3 Akkorde. 2 EPs auf Bandcamp und 1 schattiger Auftritt im TV und das alles in weniger als 12 Monaten.

Und so dürfen wir uns heute, so die Ansage durch die Lautsprecher, auf „die Rückführung des Rocks where the streets have no name“ freuen. Was immer das heißen wird, die Latte liegt.

The Screenshots

Foto: Steffen Schmid

Anpfiff
Von der ersten Minute ist klar, hier wird auf das bewährte 1-2-3-4 gesetzt. Die taktische Marschrichtung lautet R.O.C.K..


5.
Vor der Bühne ist noch Platz, aber nicht viel. Das weite Rund des Merlin ist gut gefüllt, es stehen Menschen von links nach rechts und bis nach hinten zum Tresen.


15.
Höggschde Konzentration in der ersten viertel Stunde. Doch wo ist eigentlich Jogi Löw? Der Coach wurde von Susi Bumms persönlich auf die Gästeliste gesetzt, hat sich bislang aber noch nicht sehen lassen.


21.
Es geht Schlag auf Schlag, kein Klein-Klein im eigenen Strafraum sondern immer gleich nach vorne. Die Nebelmaschine auf der rechten Seite (vom Publikum aus gesehen) bringt immer mal wieder mystische Atmosphäre auf. Links wird das durch Dax Werners regelmäßigen Griff zum Vape-Stift ausgeglichen.


23.
Es ist der Soundtrack zum Coming-of-Age der Generation „Irgendwas mit Medien“, es sind die Hymnen, die zurecht mitgesungen werden.


34.
Trotz Hausverbot steht der Local Hero Peter Muffin a.k.a. քɛȶȶօ a.k.a. Julian von Die Nerven (Liebe Grüße!) heute im Publikum. Das ist insoweit überraschend, nicht weil er in Stuttgart auf einem Konzert ist — das ist er öfters mal — sondern, weil er heute Abend in offizieller Funktion da ist. Er hat die Band die letzten Tage als Tourmanager begleitet. Ein Tourmanager ist sowas wie der Zeugwart und Greenkeeper und Fitnesstrainer in personalunion und kümmert sich eben um alles, was so anfällt im Rock’n’Roll-Alltag. Als solcher steht man während des Konzertes normalerweise irgendwo im Backstage und kümmert sich. Er interpretiert die Rolle aber neu, aus der Tiefe des Raums kommend, steht er mitten vor der Bühne und geht ab wie der junge Maradona des Moshpits.


36.
Uh, was ist das. Ein kleiner Verspieler von Dax, der nicht ohne Konsequenzen bleibt: Der Tourmanger kümmert sich und springt auf die Bühne. Als Schiedsrichter zückt er die gelbe Karte, die ohne Proteste und Rudelbildung hingenommen wird.


39.
Ein Blick auf die Ränge zeigt, ein breites Spektrum der Gesellschaft scheint anwesend, nicht nur Digital Natives. Und doch überlegt man bei vielen, welches Twitterhandle sich dahinter verbergen mag und ob man ihnen vielleicht sogar folgt. Oder umgekehrt.

The Screenshots

Foto: Steffen Schmid

Halbzeit
Es scheint heute ein Best-Of-Programm zu geben. Was heißt: es werden fast alle Songs der Band gespielt. Ohne Pause geht es weiter.


46.
Ein Bass-Solo wird gefordert. Doch Susi, die deutsche Kim Deal, hat kein aufgeblasenes Ego, sie spielt souverän und mannschaftsdienlich ihren Part. Echte Stars können auch durch Zurückhaltung scheinen.


50.
Kurt Prödel bleibt auch bescheiden, ein ehrlicher Malocher hinter seiner Schießbude. Dass er auch schon als der „deutsche Walt Disney des Post-Internet-Pop“ bezeichnet wurde, der den Zeitgeist einer Generation visualisiert, wenn nicht sogar prägt, spürt man zu keiner Sekunde. Und das als Weltrekordhalter!


61.
Wo bei den Texten auf Platte (oder im Stream) sich Ironie und Herzlichkeit für manche die Waage halten, wird im Livekontext die ironische Distanz ganz klar abgebaut. Am deutlichsten spürbar im Song Europa, dessen zentrale Zeile umgetextet wird („Niemand kommt rein, das lieb hass ich an Dir“). In Zeiten wie diesen müssen sich auch die Satiriker eindeutig positionieren.


70.
Odonkor wird geschickt, Odonkor läuft, Odonkor läuft…


75.
JAWOLL ALDER! Fußball ist cool! Das einzig relevante Lied über die schönste Nebensache der Welt. Für manche ein Lieblingslied.


78.
Jetzt reicht es dem Schiri, alle drei werden mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Die Entscheidung hat aber nicht lange Bestand und die Truppe kommt gleich wieder aus den Katakomben zurück.


80.
Eine Runde Realtalk. Tourmanager Knoth bedankt sich bei der Band und die vier geben eine aufgefunkte Version ihres persönlichen Tourbushits zum Besten. Du und Deine Oma sind 3 Tage wach. Einfach nur Gänsehaut.


87.
Der aus dem TV bekannte Hit „Google Maps“, natürlich als letzter Song.


Abpfiff
Schluss in einer packenden Partie am Samstagabend. Durch diesen sauber gearbeiteten Auftritt unterstreichen die Sh00ters ihren Status als die vielversprechendsten Newcomer seit Kalle Del’Haye.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, wir schalten zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.

The Screenshots

Foto: Steffen Schmid

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