DETROIT COBRAS , 13.11.2019, Universum, Stuttgart

DETROIT COBRAS , 13.11.2019, Universum, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

„I’m a bad girl, I’m a bad girl“ singt Rachel Nagy, die Stimme mittlerweile angeraut, aus voller Kehle ins Mikro. Absolut glaubhaft, ich nehme ihr jedes Wort ab. Zusammen mit Gitarristin Mary Ramirez bildet Rachel Nagy das Kern-Duo der Detroit Cobras, die sich 1994 gegründet haben mit wechselnden Bandmitgliedern. Die Detroit Cobras tragen den Zusatz „Detroit’s most beloved Rock’n’Roll-Band“, der Großteil ihrer Diskografie sind gecoverte Soul- und Motown-Klassiker. „Ach, die gibt es noch/leben noch“ waren die Reaktionen in meinem Umfeld, wenn ich erzählt habe, dass ich zu den Detroit Cobras gehe. Man weiß es manchmal nicht mehr genau, wie im Rockbusiness der Status ist. „Mink, Rat Or Rabbit“ das vor über 20 Jahren erschienene Debütalbum, scheint in Kennerkreisen Kultstatus zu genießen. Ich lasse mich überraschen.

DETROIT COBRAS , 13.11.2019, Universum, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Bunt durchgemischt ist das Publikum, größere Freundinnen-Cliquen verbreiten bei der Vorband, dem Rockybilly-Trio „Lucky 13“ bereits Feierlaune. Am Schlagzeug sitzt kein lokaler Unbekannter. Thomas Prou (Prince Valium, Les Quitriche) dauerhaft grinsend, sieht man die Spielfreude an. Besinnlichkeit möchte hier heute Abend niemand. Etwas Stehvermögen muss man mitbringen, wenn es nach 22 Uhr mit den Detroit Cobras weitergeht.

DETROIT COBRAS , 13.11.2019, Universum, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Zack, Zack, es wird nicht lange gefackelt, „You Don’t Knock“, „Putty (In Your Hands)“ „Cha Cha Twist” bringt die Rock’n’Roll Lawine gleich ins Rollen. Typ All-American-Girl ist bei Mary Ramirez und Rachel Nagy Fehlanzeige. Sie sind ein Duo Infernale. Den Typus kennt man vielleicht noch aus dem Freundes- und Bekanntenkreis: ein Duo, wo sie stehen und gehen ist Party angesagt, und diese kann gerne auch aus den Angeln gehoben werden. Wobei beim Duo Nagy/Ramirez jetzt mittlerweile mehr Dame als Girl angesagt. Aber eine Art „Thelma & Louise“ des Rock’n’Roll haben sie sich durchaus bewahrt.

Die Band sorgt für den Garagen-Rock’n’Roll auf der Bühne, Rachel Nagy für die Performance, die Fans vor der Bühne sorgen für die Partystimmung. Für jeden ist etwas dabei. Spontan werden für „Ya Ya Ya Looking For My Baby“ zwei Zuschauerinnen aus dem Publikum als Gastsängerinnen auf die Bühne geholt. Eine klare Ansage gibt es von Rachel Nagy, „Ya Ya Ya“ mitzusingen.

DETROIT COBRAS , 13.11.2019, Universum, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Geflucht wird ganz viel zwischen den Songs, die „Germans“ kommen nicht gut weg und es bietet sich an, fast ein Fucking-Bullshit-Bingo nebenbei zu starten. Im Fernsehen würde ein dauerhafter Zensur-Piep-Ton über Nagys Kraftausdrücke und das Fluchen gelegt werden. Bei einer Liveshow kann man das durchaus ungefiltert raushauen. „Sorry, Mum and Dad, I am not a virgin“, ruft Rachel Nagy von der Bühne runter. Großes Gelächter im Publikum.

„Detroit Cobra vs. Everybody“ steht in großen Buchstaben auf dem Shirt von Rachel Nagy. Auch dies eine absolut glaubhafte Ansage von ihr. Das Logo der Detroit Cobras, gehalten im American-Collage Stil, ziert ein Leopardenkopf. Was mich erst noch wundert. Aber vielleicht möchte man dann noch einen Urheberrechtsstreit mit dem örtlichen Basketball-Club, der auch Detroit Cobras heißt und eine Cobra als Logo hat, vermeiden.

DETROIT COBRAS , 13.11.2019, Universum, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Im Laufe des Konzertes kommt ein Punkt, an dem ich den Eindruck habe, Rachel Nagy geht die Puste aus. Das live Dargebotene wirkt zerfasert bzw. die Band die treibende Instanz ist, die alles zusammenhält. Ich freue mich für die vielen Fans, für die es eine Freude war, die Detroit Cobras zu sehen, denn sie kommen nicht alle Tage auf Tour. Bei der ruhigen bluesigen Zugabe „Cry On“ werden Feuerzeuge statt Smartphones hochgehalten, das hat durchaus Charme. Mich hat es dann doch nicht so mitgerissen, wie ich wollte. It’s not my party. Sorry for that.

Detroit Cobras Setliste:

Don’t Knock
Putty
Cha Cha
Midnight
Bad Girl
Feel Good
Yaki
I can’t go back
What more
Hey Sailor
Ya Ya
Kitten
Weak Spot
Laughin
What’s going on
Holler
Cry on
Shout

Detroit Cobras

Lucky 13

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