KASPAR FERDINAND, 13.11.2019, Ritterstüble, Stuttgart
Größte Gefahr für Local Heroes: zu oft in der eigenen Hood spielen. Irgendwann will’s keiner mehr sehen oder denkt sich: „Gehe ich halt beim nächsten Mal hin“. Keine Gefahr für Kasparr, denn der ist großer Meister im Sich-rar-machen. Wir verzeichnen die letzten Auftritte 2016, 2008 und 2006. Da ist die Neugier groß, was sich alles geändert hat. Dass die Band neu besetzt ist und dass es mit Kaspar Ferdinand sogar einen neuen Namen gibt, macht die Chose noch spannender.
Nachdem das – inzwischen zum Konzert-Hotspot avancierte – Ritterstüble beim Konzert von Loretta seine Kapazitätsgrenzen ausgelotet hat, ist es heute bei Kaspar Ferdinand auch wieder gut gefüllt, aber durchaus im Rahmen des Erträglichen. Wie immer ist die Band rechts und links des Eingangs in zwei Hälften geteilt. (Allein dafür lohnen sich die Ritter-Konzerte: nichts ist lustiger als hereinstolpernde Zuspätkommer, die sich plötzlich mitten auf der „Bühne“ befinden und von Band und Publikum mit großem Hallo begrüßt werden). Gleich beim Intro greift der Zwei-Meter-Hühne zur Blockflöte und gibt Morricones „My Name is Nobody“ zum Besten, was Hansi Schübel mit einem schaurig-schönen Wah-Wah-Bass untermalt.
Wie zu erwarten, gibt’s einiges vom letzten (und einzigen) Kasparr-Album, aber es klingt doch anders. Die neue Band ist eindeutig rockiger, mit einer klassischen Rock-Besetzung auch kein Wunder. Sie spielt schon beim ersten Live-Auftritt sehr tight und klingt – große Überraschung bei dem schwierigen Kneipen-Setup – richtig schön transparent. Die Gitarren von Max Wobold und Kaspar ergänzen sich auf Feinste und Kaspar ist eh ein Frontmann-Naturtalent. Da wird frech ein halbfertiger, neuer Song zum Besten gegeben. Und der Text einfach spontan dazu gequasselt. Ein paar feine Coverversionen gibt’s oben drauf – der „Monkey Man“ geht immer und „Like A Rolling Stone“ sowieso.
Mein Highlight ist aber der Instrumental-Titel „Skatüde“, der großartig zwischen Ska und Dub changiert und bei dem die Rhythmus-Sektion in der linken Ecke (besagter Hansi Schübel am Bass und Felix van Gunsteren an den Drums) ihre ganze Klasse zeigt. Und damit außerdem dezent überleitet zum nächsten Ritter-Gig: am 11. Dezember spielen dort nämlich The Nite Steadies ihren „Seriously Selected Special Ska“.