OKTA LOGUE, SUZAN KÖCHER’S SUPRAFON, 07.11.2019, Goldmark’s, Stuttgart

Okta Logue

Foto: Armin Kübler

Spontan eine Assoziation zu Darmstadt? Sitz des Raumfahrkontrollzentrum „European Space Operations Centre“ (ESOC) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) auch „Europas Tor zum Weltraum“ genannt und Heimat des Quintetts Okta Logue. Der Weltraum hat seine Tore geöffnet für den bemannten Space-Krautrock Shuttle „Okta Logue“, um eine Fernreise in die Schwerelosigkeit zu starten. Wir sind dabei.
Suzan Koecher

Foto: Armin Kübler

Erst noch einen Schritt zurück zur Vorband des heutigen Abend. Einen Tag vor ihrem Albumrelease spielen „Suzan Köcher’s Suprafon“ im Goldmark‘s. Hochgehandelt wird die Band aus Solingen in meiner heimischen Facebookblase, ein Garant um aufzuhorchen. Sehr erfreulich, das Goldmark‘s ist um kurz vor 20 Uhr bereits gut besucht. Ich traue den Zeiten nicht so ganz, habe ich noch dem Fotografen geschrieben, ich sollte Unrecht haben. Das wird ein Konzertabend mit zügiger Taktung, pünktlich legt die Band los. Für einen Donnerstagabend kann doch nichts Besseres passieren.

Ein Arsenal an Effektgeräten ist vor Gitarrist Julian Müller aufgebaut und diese werden auch eingesetzt. Vor großen und kleinen Effekten wird sich nicht gescheut. Doch erstmal beginnt das Set ruhig und Instrumental mit leichter Psych-Rock Note. Wie ein lange ineinander fließender Song wirkt das 40-minütige Set mit kurzen Unterbrechungen von Sängerin und Gitarristin Suzan Köcher. Ihre unaufgeregte Art des Gesangs erinnert mich zu Teilen an Nico. Hier beginnt schon eine Zeitreise. Mit feinem Zwirn und Faden werden verschiedene Stile miteinander verwoben. Der von Suzan Köcher pointiert eingesetzte Schellenkranz und die Wah-Wah-Sounds von Gitarrist Julian Müller treiben die Yéyé-60s- und Psychedelic-Beats temporeich nach vorne. Kaum sichtbar im Halbdunkel des Lichtkegels, aber deutlich hörbar ist Drummer Jens Vetter für das temporeiche Rhythmuskorsett. Das war schon eine gute Einstimmung auf die nächste Band, mit der es nach einer kurzen Pause weitergeht.

Okta Logue

Foto: Armin Kübler

High Five für eine Band, die Honig am Merch-Stand verkauft. Da schließe ich doch mal eine Liebe zu Bienen voraus. Und die kleinen Bienen sind die Boten der Liebe damit es in der Natur vorangeht. Auch Okta Logue sind die Boten von ganz viel Love & Peace & Psychedelic-Prog-Rock’n’Roll. Ihr optischer Style gibt einen zeitlichen Anhaltspunkt, verortet irgendwo in den Siebzigern: Revival von Schlaghose und Trägershirt. Dieses bietet sich auch an, es wird wollig warm, Okta Logue sind viel in Bewegung auf der Bühne. Ich gebe zu, anfangs fremdel ich noch mit den Posen. Das sind mir zu große Rockerposen, bei denen eine Schippe weniger gereicht hätte. Dabei geht es ganz getragen mit „Yesterday’s Ghost“ los. Da bin ich zu voreilig und nehme alles zurück. Denn das Live Dargebotene entpuppt sich als sehr rough und energiegeladen. Die Okta Logue Musiker sind extrem gut aufeinander eingespielt und abgestimmt. Während sich die Songs wie eine Druckwelle auftürmen, kristallisiert sich ein absoluter Hingucker heraus. Gitarrist Philip Meloi bearbeitet mit einer spielerischen Leichtigkeit seine Gitarre. Da macht das Schweißband am Handgelenk auch Sinn. Seine langen Soloparts haben das sportliche Niveau eines Mittel- bis Langstreckenlaufs.

Okta Logue

Foto: Armin Kübler

Die Stimmung im Publikum ist ausgelassen, da braucht es auch keine langen Ansagen und Anekdoten, um gepackt zu werden. Vor Begeisterung spielt ein Fan Luftdrums, das ist doch allemal ein ehrlicher Ausdruck der Freude. Dafür sorgen der spielerische Geschwindigkeitswechsel, eine Liebe zum verspielten Detail und der kompakte Sound. Space-Orgelsounds flirren durch die Luft, die immer wiederkehrenden Instrumentalpassagen halten die Songs in einer spannenden Schwebe. Rockiger Spacerock oder spaciger (Prog-)Rock wie auch immer man es dreht, gepaart mit viel Wha-Wha Sound hat jeder der Songs seinen eigenen atmosphärischen Kosmos.

Sobald mal wieder eine 70er Jahre Orgel wummert, werden gerne Vergleiche mit Pink Floyd herangezogen. Ich bin mir sicher, diese Vergleiche können Okta Logue nicht mehr hören. Denn was sie komponieren und arrangieren ist ihr eigenes, ganz frisch umgetopftes Ding.

Setliste Okta Logue:

Yesterday’s Ghost
Devil Dance
Bright Lights
Riverstreet
Chocolate & Soda
Decay
Just To Hear You Sleep
Under The Pale
Distance
In Every
Runaway
Shine Like Gold

Z1: Part Of The Show
Z2: Diamands & Despair
Z3: Julie

Okta Logue

Foto: Armin Kübler

Okta Logue

Suzan Köcher

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