THE SOAPGIRLS, 25.10.2019, Climax, Stuttgart
Die SoapGirls sind in town. Und fast hätte ich sie verpasst, obwohl ich nur wenige Wochen vorher geschaut habe, ob sie irgendwann mal in Stuttgart spielen. Immerhin eine gute Sache, die mir die Sisters Of Mercy mit ihrem Konzert in Stuttgart beschert haben. Denn als ich dort vor meinem grauenhaft verhunzten Lieblingssong „Marian“ geflüchtet bin, habe ich das Plakat der SoapGirls auf der Toilette entdeckt. Vor zwei Jahren habe ich die beiden südafrikanischen Schwestern Mie & Mille Debray in München im Rumours gesehen und war ziemlich begeistert. Weniger schön waren zwei gebrochene Rippen, aber für die Pogo-Flugeinlage eines ziemlich übermütigen und schwer alkoholisierten Freundes können die beiden ja nichts. Also große Vorfreude auf das Konzert im Climax. Der Veranstaltungsort verwundert mich zwar (ich wusste gar nicht, dass da überhaupt Konzerte stattfinden), entpuppt sich aber als wahrer Glücksgriff.
Denn mit seiner Größe ist das Ganze ziemlich ideal für die eher unbekannten Südafrikanerinnen. Die bekommen zwar fast durch die Bank weg gute Kritiken, sind aber trotzdem immer noch eher so ein Geheimtipp. Viel Platz gibt es auf der etwa drei Quadratmeter großen Bühne zwar nicht, der Stimmung wird das aber keinen Abbruch tun. Der Schlagzeuger der SoapGirls findet Platz hinter einem Metallgitter. Das Climax hat jedenfalls Charme und passt bestens zu Punkrock. Gut gefüllt ist es, wenn auch nicht ausverkauft. Gegen 21 Uhr ist es dann soweit. Die SoapGirls betreten die Bühne. Zwar nicht wie Gott sie erschaffen hat, aber ziemlich nah dran.
Allzu große Textilfreunde scheinen Mie und Mille jedenfalls nicht zu sein. Ein paar Stücke Stoff und diademartige Kopfbedeckungen (die auf Grund der Deckenhöhe aber schnell wieder abgenommen werden) sind alles was die beiden auf ihren – bei Mille noch mit Slogans und Wörtern bekritzelten – ziemlich nackten Körpern tragen. Dafür sind sie bekannt und das schafft bestimmt auch Aufmerksamkeit. Dass das aber am Ende nur eine Randnotiz sein wird, ist das Schöne daran. Denn angesichts ihrer musikalischen Fähigkeiten, ihrer unglaublichen Live-Qualitäten und des extrem ansteckenden Spaßes, den die beiden auf der Bühne haben, verkommt ihre Nacktheit nie zum billigen Selbstzweck.
„Ex Girlfriend“ ist der Opener eines extrem spaßigen Konzertes, das vom ersten Ton an ordentlich in die Beine geht und das Publikum nach nur wenigen Takten zum Tanzen bringt. „Revolt Rock“ nennen die beiden das was sie da in klassischer Punkrock-Formation (Schlagzeug, Bass, Gitarre) machen. Mal ein bisschen punkiger, mal ein bisschen poppiger, mal mit Metal-Einlagen gespickt, aber immer mit unglaublich viel Spaß und einer positiven Energie, die ihresgleichen sucht. Das Climax rockt.
Viel Platz haben die SoapGirls nicht auf der Bühne, für ein paar akrobatische Einlagen von Mille reicht es trotzdem. Sie kickt in die Luft, verbiegt und verrenkt sich und spielt ihren Bass über Kopf. Mille und Mie lächeln und lachen dabei viel und man merkt in jeder Sekunde, dass die SoapGirls unglaublich viel Spaß haben. Und das ist ganz schön ansteckend. Sieht man auch an der Tanzquote im Climax. Die älteren Songs zünden dabei genauso wie die vom neuen Doppelalbum „Elephant In The Room“. Dazwischen immer wieder rotzige Ansagen, in denen die beiden vor allem die Individualität und die persönliche Freiheit feiern:
If you don’t fit in, rock that fucking feeling!
Sie machen klar, dass es egal sein sollte was wer über einen denkt, wie man aussieht oder was für Klamotten man trägt. „Unless you’re an asshole. Then you’re just an asshole.“ Mille erzählt, dass man sie oft fragt warum sie oben ohne auf die Bühne kommen. Ihre Antwort: „Why the fuck not?“. Recht so. Und weiter geht die Party. Fast eineinhalb Stunden lang tanzen wir, singen mit, trinken Bier und feiern die SoapGirls.
Die regen bei der letzten Zugabe dazu an es ihnen gleichzutun und auch obenrum blankzuziehen. Als Belohnung gibt es einen Shot und einen Platz auf der Bühne. Die Frauen tun sich dabei deutlich schwerer als die männlichen Fans, von denen sich einige recht flott ihres Shirts entledigen. Die Bühne ist dann mit sechs Leuten jedenfalls rammelvoll und das Climax gröhlt: „I’m a bad bitch“. Das Konzert endet wie es begonnen hat. Mit Revolt Rock, mit strahlenden Gesichtern und tanzenden Punkrock-Fans. Ein rundum gelungener Abend. Die SoapGirls stehen noch eine Weile an ihrem Merch-Stand, signieren eifrig CDs und machen Selfies mit ihren Fans. Wir trinken noch ein letztes Bier auf den gelungenen Abend.