PRIESTS, 23.10.2019, Manufaktur, Schorndorf
Solche Konzerte lobe ich mir: kein Firlefanz, kompakt, voll auf die Zwölf und gut ist. Es ist Mittwochabend, der Beginn der bisher dichtesten Konzertwoche des Jahres. Und Priests machen es mir leicht, sie zu mögen: Punkt neun steht das Quartett aus Washington DC auf der Bühne der Manufaktur, schaut kurz in den ganz anständig gefüllten Saal und startet mit dem Post-Punk-Kracher „Jesus‘ Son“ ohne Umschweife ins Programm. Aus dem Stand ist alles da, was sich der Priests-Fan wünscht: Frontfrau Katie Alice Greer – mit wasserstoffblonder Marilyn-Monroe-Perücke und schlichtem wassergrünen Kleid wahrlich ein Blickfang – schmeißt sich mit aller Energie in den Opener-Song. Der nicht minder markante Gitarrist G.L. Jaguar steuert seine schrägen Riffs bei, während die Drummerin einen etwas exaltierten Stil zelebriert. Kurios: Vor jedem Tritt auf das Hi-Hat-Pedal holt Daniele Daniele soweit aus, dass sie fast mit dem Knie ans Kinn stößt. Die stoisch in die Ferne schauenden Tour-Bassistin spielt derweil einen Joy-Division-artigen Bass mit hartem Plektron und trägt entscheidend zum treibenden Rhythmus bei.
Bei „The Seduction of Kansas“ drehen die Priests das Tempo ein wenig zurück, zeigen sich etwas mehr von wavig-poppigen, schon fast disco-mäßigen Seite und strafen all diejenigen Lügen, die behaupten, die neuen Titel seien schwächer. So oder so, eines haben alle gemeinsam: Sie sind lange nicht so simpel und straight, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Da hat man sich gerade eingegroovt, dann kommt bei fast jedem Song ein überraschender Break um die Ecke. „Clever gemacht“, wie der Gitarrist aus unserer Konzertblase korrekterweise bemerkt. Dass dabei die Band manchmal auch ein wenig aus dem Tritt gerät – Schwamm drüber. Das Energie- und Spaßniveau ist durchgängig hoch.
Mit dem Wechsel von Daniele Daniele an die Main Vocals kommt nochmal eine andere Klangfarbe zum Tragen, letztlich zieht das Setup mit Katie Alice Greer als Frontfrau dann aber doch mehr. Mit dem geschmeidigen „Texas Instruments“ und seinem gefälligen Cure-Bass leiten die Priests die letzte Runde des Konzerts ein. Zwischenansagen haben sich auf das Notwendigste konzentriert. Die Energie wurde komplett in die musikalische Performance gesteckt und mit „Jj“ und dem fulminanten „Control Freak“ führt die Band zu einem fulminanten Finale. Nach 55 Minuten ist Schluss. Band und Publikum sind verschwitzt und glücklich und auf eine Zugabe wird richtigerweise verzichtet. Solche Konzerte lobe ich mir.
Setlist
Jesus‘ Son
The Seduction of Kansas
Doctor
Suck
I’m Clean
68 Screen
Good Time Charlie
Youtube Sartre
Lelia 20
Nicki
No Big Bang
Texas Instruments
Jj
Control Freak