ELEMENT OF CRIME, 04.05.2019, Liederhalle, Stuttgart

ELEMENT OF CRIME, 04.05.2019, Liederhalle, Stuttgart

Foto: Patrick Grossien

Wie bereitet man sich auf ein Element of Crime-Konzert vor? Da gibt es viele Möglichkeiten. Das naheliegendste ist, sich quer durch den recht umfangreichen Backkatalog der Berliner Band zu hören, deren Musik – so ist überall durchaus richtig zu lesen – es so nicht noch einmal gibt. Man könnte auch erst mal nur das letzte Album, „Schafe, Monster und Mäuse“, hören, welches das Werk von EoC konsequent und ohne Selbstwiederholung fortschreibt. Man könnte aber auch eins der Bücher lesen, die EoC-Sänger Sven Regener geschrieben hat, fast alle sich um das Herr Lehmann-Universum drehend. Man könnte auch nach Berlin fahren. Oder alles zusammen, was sowohl Erwartung als auch Stimmung des Konzerts sehr gut zusammenfasst.

ELEMENT OF CRIME, 04.05.2019, Liederhalle, Stuttgart

Foto: Patrick Grossien

Der Beethovensaal ist mit 3000 Menschen gefüllt, so Nische wie sich die Musik anhört ist sie wohl gar nicht. Eine Vorband gibt es auch, die Jungs von Isolation Berlin werden von Regener persönlich als jung, schön anzuschauen und „sie können über Wasser laufen“ angekündigt, und ein wenig stimmt das – denn sie machen so selbstbewussten guten deutschsprachigen Rock, dass es eine Freude ist, und ich bewundere ganz ehrlich junge Bands, die sich trauen, ganz große Posen auf die Bühne zu bringen. Das Publikum zeigt sich ebenfalls begeistert.

ELEMENT OF CRIME, 04.05.2019, Liederhalle, Stuttgart

Foto: Patrick Grossien

Element of Crime haben sich für die aktuelle Tour musikalisch verstärkt – neben Regener (Gesang, Trompete, Gitarre), Jakob Ilja (Gitarre), Richard Pappik (Schlagzeug) und David Young (Bass) gibt es noch einen Akkordeonspieler und einen Saxophonisten/Klarinettisten. Alles relativ alte Männer auf der Bühne, und das ist genau das, worauf ich mich gefreut habe: Altherrenmusik von alten Herren im allerbesten Sinne. Denn schon vor längerer Zeit, als ich Element of Crime schon in deren „Spätphase“ für mich entdeckte, wurde mir klar, was ich so an der Band mag: Sie vermittelt so ein wohliges Gefühl vom Älterwerden, so „wenn es so wird ist es ja nicht so schlimm.“ Mir gefallen auch die späten Sachen besser als die frühen, die Musik von EoC reift mit Regeners Stimme so wie guter Wein, wenn ich denn welchen trinken würde.

ELEMENT OF CRIME, 04.05.2019, Liederhalle, Stuttgart

Foto: Patrick Grossien

Eingeleitet wird das Konzert mit einigen Stücken vom aktuellen Album, und darauf finden sich genauso wunderschöne und verlässliche Hits und Schmuckstücke wir auf den Alben davor. Regener ist natürlich nicht der beste Sänger unter der Sonne, was aber schon immer so und gut so ist, dafür ist er live ein besserer Trompeter als ich gedacht hätte. Er hat sichtlich sehr viel Spaß auf der Bühne und lässt sich immer wieder von der eigenen Musik hinreißen, die anderen Bandmitglieder sind musikalisch sowieso eine sichere Bank. Und so gibt es zwar keine Überraschungen, aber viel Gänsehaut im melancholischen, von Moll getragenem Rock-Pop-Chanson-Schunkel-Kosmos von Element of Crime mit Texten zwischen großer Liebe, Enttäuschung und dieser großen seltsamen Stadt namens Berlin.

Alles ist einfach nur sehr nett im überhaupt nicht bösen Sinn und so sympathisch, dass man diese Männer auf der Bühne einfach nur umarmen will. Weil David Young, mit Ende 60 der Älteste in der Runde, sich immer wieder mit zusammengekniffenen Augen vorbeugen muss, um in der Setlist den nächsten Song zu finden. Weil der Saxophonist bei der zweiten von drei Zugaben-Runden nach einem Song zu früh von der Bühne gehen will. Weil eigens für den Song „Karin, Karin“ Alexandra Regener auf die Bühne kommt, um ihn wie auf dem Album mit ihrem Vater zu singen. Weil Regener die anderen sichtlich zur siebten Zugabe überreden muss und sich dann doch alle freuen.

ELEMENT OF CRIME, 04.05.2019, Liederhalle, Stuttgart

Foto: Patrick Grossien

Element of Crime

Isolation Berlin

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