GEMMA RAY, 21.02.2019, Merlin, Stuttgart
Ganz nah haben sich Fans vor die Bühne im Merlin gestellt, um gebannt der Musik von Gemma Ray zu lauschen. Fast bekommt es den Touch einer Lagerfeueratmosphäre. Denn Lagerfeuer sind bestens geschaffen dafür, darum zu sitzen, die Funken zu spüren, gebannt zu lauschen, wenn Geschichten erzählt werden. Geschichten gibt es viele in den Songs von Gemma Ray. „Psychogeology“, das achte Album der in Berlin lebenden Britin, sei ihr persönlichstes und autobiographischstes Album, so heißt es.
Atmosphärisch sehr dicht baut sich das Set mit ruhigen Songs auf, die auf den Folk-Noir Stil von Gemma Ray einstimmen. Ein Gitarrensound mit viel Hall und Echo mit hypnotischer Wirkung erfüllt den Raum. Darüber legt sich die kraftvolle Stimme Gemma Rays. Mehrere Facetten ihrer Stimme spielt sie aus: einmal rauchig kokett, dann mit flehentlichem Schmelz. Und die Stimme ist einfach toll, klingt salopp, ist aber so. Beim ersten Anhören des Albums war mein Eindruck, dass die Songs auf eine Art entrückt und verträumt wirken. Live spielen sie dann doch nochmal mehr Kraft aus. Für Tempo und Orientierung sorgt auch Andrew Zammit, der sehr souverän mit Klöppeln und Besen sein Schlagzeug bearbeitet.
Apropos Kraft. Gemma Ray spielt und singt im Sitzen. Falls man sich darüber wundert, sie sei schwanger, lässt sie wissen. Statt Whisky wird diesmal dann Tee getrunken.
“Blossom Crowls”, ein Song mit doppeltem Boden, bekommt durch den mehrstimmigen Gesang der Mitmusikerinnen Judith Rummel (Bass) und Lucy Underhill (Keyboard) poppigen Anstrich. In Interviews heißt es, dass der Song aus einer Panikattacke heraus entstanden ist. Anzumerken ist es ihm nicht. “Which song never fails to make you sing, hum or whistle along? Das hat uns Gemma Ray schon in unserem Fragebogen so ehrlich beantwortet mit: „My World.is. Empty Without You by The Supremes“. Den Song singt sie Solo und das ersehnte lange Küchenmesser wird gezückt und über die Saiten ihrer Gitarre gefahren. Durch die erklingenden Loops erhöht sich nochmal die Intensität ihres Gitarrenspiels. Es gäbe noch sicher noch mehr Geschichten in weiteren Songs zu hören. Kompakt und intensiv war das Konzert.