AMORPHIS, SOILWORK, 15.02.2019, LKA, Stuttgart

AMORPHIS, 15.02.2013, LKA, Stuttgart

Foto: Madita Nair

Meddl Loide,
Getrieben vom Wunsch, heute Abend auf dem Weg ins Longhorn schnell in wärmere Gefilde zu kommen und abzumeddln, weil die Bedrohung, dass einem die Pommesgabeln abfrieren, real ist, so sehnt man sich direkt nach Betreten der Location nach einer frischen Brise.

AUSVERKAUFT! heißt es am Eingang und das bedeutet im LKA, dass es ein unerbittlicher Bodenkampf um jeden freien Zentimeter und ein Gang zur Toilette, befindet man sich in Bühnennähe, zu einer wahren Odyssee werden könnte. Darum: Platz und sicheren Stand finden und drohenden Bierduschen vorhersehend ausweichen.
*Nachtrag: Hätte ich doch nur nach und nicht vor dem Konzert geduscht.

Leider haben wir die beiden Support-Acts Nailed To Obscurity und Jinjer weder gesehen noch gehört, doch dadurch muss ich schon nicht so lange auf Soilwork warten. Ich gestehe, meine Vorfreude auf die Schweden war die Hauptmotivation für den Konzertbesuch, während Amorphis nie so wirklich eine Rolle in meinen Playlisten gespielt hat, aber vielleicht ändert sich das ja heute Abend.

SOILWORK, 15.02.2013, LKA, Stuttgart

Foto: Madita Nair

Arrival entzündet mit Blastbeat- und Strobogewitter den Auftakt der schwedischen Melo/Death Metaler. Soilwork sind für mich die Spaghetti-Bolognese des moderneren Death Metal Genres. Man weiß genau was man bekommt, es schmeckt meist allen und hinterlässt keinen faden Nachgeschmack. Das gesamte Set ist absolut leicht bekömmlich und macht Spaß. Bjørn Strid meistert, wie beispielsweise bei Nerve, immer wieder die Übergänge von fiesen Growls zu klarem Gesang wie gewollt. Seine Wünsche nach Moshpits bleiben, soweit ich dies von meinem begrenzten Sichtfeld ausmachen kann, unerfüllt. Erzwungenes Gruppenkuscheln bei gefühlt 80°C und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 90% lassen nicht viel Spielraum für Bewegung. Auch die Wall of Death will sich einfach nicht bauen lassen, aber die Metal-Community ist an diesem Abend so geschlossen, dass es eine Mauer gar nicht braucht. Manch Kritiker mag sagen, dass es dem Auftritt an Abwechslung fehlt und alles im gleichen Guss abläuft… Growls… klarer Gesang… Solos… Mich stört das nicht. Wie gesagt, leichte Kost, die einfach schmeckt. Stabbing The Drama, The Crestfallen oder Full Moon Shoals vom aktuellen Album Verkligheten erfüllen die Bühne mit ihren Harmonien in vielen Momenten mit dem typischen Göteborg Sound, über viele Jahre geprägt von Ikonen wie In Flames, Dark Tranquillity, At The Gates oder auch der letzten Platte von Dissection Reinkaos.

Stålfågel schließt den Auftritt und es wird noch mal richtig tief in die Kiste der schmeichelnden Riffs und Akkorde gegriffen, um den Fans nochmal ein paar erinnerungswürdige Minuten zu schenken. Sehr episch, sehr melodisch und ein rundes Ende eines tollen Konzerts.

AMORPHIS, 15.02.2013, LKA, Stuttgart

Foto: Madita Nair

Für Amorphis wird nicht groß umgebaut. Lediglich die XXL Backdrops werden getauscht und etwas am Schlagzeug rumgeschraubt. Death Metal benötigt eh kein überzogenes Stage-Acting. Für ‘nen Arschtritt reichen fette Riffs und ordentlich Schlagzeug-Geballer. Ob Amorphis das heute Abend liefern werden/können, bleibt abzuwarten, für welche Mischung der Setlist sich die finnischen Gentlemen entscheiden werden. Das kann durchaus von gediegen bis einschläfernd auch zur absoluten Sause reichen.

Bevor es losgeht, bitte ich Madita noch um ein Foto von diesem seltsamen „Föhn-Mikrofon“, das Tomi Joutsen beim letzten Bericht für den Gig-Blog hatte und dachte mir auch, dass es bestimmt coole Bilder geben wird von seinem Rasta-Wurstsalat-Kopf, wenn das alles mal anfängt zu Headbangen. Well… Als die Herren die Bühne betreten ereilt mich gleich die erste Ernüchterung: Der Wurstsalat ist aus und das Mikrofon auch. Amorphis waren, wie gesagt, noch nie wirklich groß in meiner Musikwelt vertreten.

Der Sound ist nicht mehr ganz so transparent und gefühlt auch etwas leiser als zuvor bei Soilwork, dennoch setzt Tomi Joutsen gesangsmäßig nochmal einiges an Vielseitigkeit und Qualität oben drauf und mit The Bee beginnt das knapp 80- minütige Set, das sich ähnlich wie bei Soilwork eher aus den neueren Werken zusammensetzt. Was sich bemerkbar macht, ist, dass sich das Publikum nicht gravierend, aber doch auffallend ausgedünnt hat. Man hat etwas mehr Platz, sich zur Musik zu bewegen. Vielleicht, weil einige Klassiker den Weg nicht mehr in die Setlist gefunden haben? Doch manches muss natürlich sein und so bilden die Höhepunkte des Auftritts, damals wie heute, Death Of A King und House Of Sleep. Es fällt mir tatsächlich schwer zu sagen, warum Amorphis in mir nicht das auslösen, was viele in dieser Band sehen, fühlen und sich immer wieder auf das nächste Konzert freuen. Mein Highlight waren heute auf jeden Fall Soilwork. Die schmecken immer, wie Bolognese.

Amorphis

Soilwork

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