DIE FANTASTISCHEN VIER, DJ THOMILLA, 23.12.2018, Schleyerhalle, Stuttgart

Fanta4

Foto: Patrick Grossien

Die diesjährigen Jacob-Grimm-Preisträger für „ihren Verdienst um den deutschsprachigen Hip-Hop“ im Rahmen des Kulturpreis Deutsche Sprache, die Fantastischen Vier aus (Konzertzitat Michi Beck) Schduggybuggy, berieten neulich in der Ditzinger Pizzeria Da Michele über ihren anstehenden Auftritt in der Schleyerhalle. Die Aufzeichnung eines fiktionalen Gesprächs:

Smudo: Hey, Michbeck, was machst Du am 23sten?

Michi Beck: Naja, was mache ich schon am 23sten, Geschenke einpacken und so.

Smudo: Bär meint, wir könnten einfach noch mal die Schleyerhalle voll machen. Die Technik steht eh vom 22sten noch da und die ist ja so arschteuer. Aber arschcool, die fahrbaren LED-Wände, die da um uns herumkreisen. Ich glaube, am meisten verdienen an dem Abend die Rigger, die den ganzen Kram auf- und abhängen.

Andy Y: Der Bär verdient am meisten.

Michi Beck: Ah, cool, so wie bei unserem 25jährigen Jubiläum, da haben wir einfach drei Mal gespielt. War wohl das erste Mal, dass das jemand geschafft hat, drei Mal ausverkauft. Haben damals vom Schleyerhallenmanagement für dafür einen Preis bekommen.

Thomas D: Den hat mittlerweile Helene Fischer, die hat fünf Mal die Halle hintereinander vollgemacht.

Smudo: Das macht mich jetzt aber nicht atemlos. Zu Fischers Helene gehen Leute, die keine Musik hören, quasi die große Gruppe der Nichtwähler. Und davon gibt es eben noch mehr als Fanta-Friends. Wenn Andy etwas mehr trainieren würde, dann hätte er vielleicht eine ähnlich gute Figur wie die Helene, und dann würden wir die Halle vielleicht auch fünf Mal…

Andy Y: Smudo Doppelkinn on the microphone.

Thomas D: Aus der Rubrik Nachrichten, die die Welt weiter bringt: Vor vier Jahren hatten bertramprimus und Regine vom Gig-Blog über unseren Auftritt getextet. Und wisst ihr was? Deren Blog ist anschließend in einem Schulbuch im Cornelsen-Verlag gelandet. So zur Textanalyse, Gattung Weblog, echt wahr. Moment, ich habe es hier irgendwo…

Andy Y: Nerd-Wissen 500.

Michi Beck: Und was spielen wir in der Schleyer?

Smudo: Hmm, wir haben jetzt – was weiss ich – zehn Alben, Hits über Hits, und unser aktuelles Album „Captain Fantastic“ ist sowieso ein einziges Hitalbum, ein Hitisn Hitisn Hitisn…

Andy Y: Danke, ich kenn das Stück, hat mich zwei Stunden gekostet.

Thomas D: Deshalb hat aber „Captain Fantastic“ auch nichts zu sagen zu den aktuellen Problemen unseres Landes, wie es das Intro bemerkte. Gott habe Intro selig.

Michi Beck: Wir könnten Thomilla so Pre-Show-mäßig mit gediegenem oldschool 90er HipHop die Crowd anwärmen lassen…

Smudo: Pre-Show ist das neue Schönwort für Vorgruppen-Hölle?

Thomas D: Ruhe! Erinnert ihr euch an den Anfang von Indiana Jones 2? Nonstop Action, völlig überdreht. Erst nach 30 Minuten erste Verschnaufpause.

Andy Y: Indiana Jones, Kind der 80er. Ja und?

Thomas D: Genau so machen wir das auch. Wir spielen unser Album runter und nudeln unser altes Hit-Material zwischen die neuen Songs, quasi Mega-Medley. Wie eine nicht Enden wollende Achterbahn. „Jetzt Geht´s Ab“ – wie unser erstes Album!
Und unsere Gastsänger vom aktuellen Album, also Clueso, Flo Mega, Tom Gaebel und Damion Davis klöppeln wir auf die LED-Wand, das wird fantastic! Und Du Andy rappst zum ersten Mal Deinen Text aus „Aller Anfang Ist Yeah“ live, Deine Fans werden ausflippen…

Fanta4

Foto: Patrick Grossien

Andy Y: Ich kann meinen Text schon auswendig, Moment Mal…

A wie Andy, Y wie Yeah
Unsichtbarer Fanti, Multimillionär
Immer noch Fieber, ob vor neun oder neuntausend
Das Kribbeln bleibt für immer Flatrate, Ahoi Brause
Yeah

Smudo: Andy hat Fans? Und was machen wir mit our beloved „Die Da“? Das letzte Mal haben wir es einfach nicht gespielt, was für eine Wohltat.

Michi Beck: Wir spielen es diesmal. Du setzt Thomas die alte weiße Brille mit den schwarzen Punkten auf, ihr rappt und ich scratche so pantominenmäßig

Wer wer ist sie? Wer wer ist sie? Sie ist wunderschön!

Andy Y: Straight from the Hip Hop Altersheim.

Thomas D: Ja, guter Spruch, das sage ich dann am Anfang, dann tut es nicht so weh… Sonst noch jemand eine Idee?

Smudo: Wir könnten eine riesige Discokugel mitten im Saal aufhängen und ich schwinge dann daran hin und her.

Andy Y: Es gibt physikalische Grenzen der Bühnentechnik.

Smudo: Wie meinst Du denn das? Gut, ich gehe mitten in die Menge und gebe der Discokugel einen Schubs, das muss reichen. Ich glaube das kommt ganz gut. Was noch?

Michi Beck: Rihanna hat so ne interessante Choreographie-Idee mehrfach bei ihrem Konzert in Berlin umgesetzt, die hat sich immer wieder, wie soll ich sagen, den Schritt gerieben. Könnten wir doch auch machen. Über das Konzert gibt es einen sehr komischen Artikel von Jens Balzer in der Berliner Zeitung: Scheide reiben, Felsen schlecken.

Andy Y: Bitte nur ernst gemeinte Zuschriften!

Thomas D: Vorm Show-Ende mache ich noch wie üblich meinen Philosophie-Exkurs mit „Weitermachen“ vom neuen Album, und dann ..

Smudo: – Nennen wir es Besinnlichkeitsschwoof! –

Thomas D: … wie auch immer, und dann geben wir Vollgas mit „Zusammen“. Schließlich können wir den ganzen Wahnsinn nur feiern, weil unsere Fans das mitmachen und genauso viel Spaß dabei haben wie wir. Eine Riesenparty.

Wir sind zusammen groß
Wir sind zusammen alt
Komm lass ’n bisschen noch zusammen bleiben
Nehmt die Flossen hoch
Und die Tassen auch
Wir feiern heute bis zum Morgengrauen

Michi Beck: Am Schluss ballern wir mit Lametta-Shootern die Halle voll, es ist ja schließlich Weihnachten.

Smudo: Und spielen „Hitisn“ als Zugabe. Dieses Stück Stadion-Pop schreit danach. Und danach spielen wir „Troy“ und die Leute gehen nach Hause und sind glücklich wie Bolle.

Michi Beck, Smudo, Thomas D:

Du hattest gute Zeiten
Wir waren mit dabei
Wir werden dich begleiten
Wir bleiben troy
Du hattest schlechte Zeiten
Und wir waren auch dabei
Wir werden dich begleiten
Wir bleiben troy

Andy Y (wendet sich ab): Michele, zahlen bitte.

Fanta4

Foto: Patrick Grossien

Fanta 4

DJ Thomilla

Ein Gedanke zu „DIE FANTASTISCHEN VIER, DJ THOMILLA, 23.12.2018, Schleyerhalle, Stuttgart

  • 8. Januar 2019 um 14:38 Uhr
    Permalink

    Das ist ja voll der Hammer!
    Mann oh Mann der Beedel: Schreiben kann der!

    Und wie!
    Konzert mit fiktiven Retroblick erzählt
    Gab’s noch nie!
    Der ganze Text wirkt wie gerappt!

    Mann wär ich da gern dabei gewesen!
    Vielen Dank für das Vergnügen beim Lesen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.